60. Kapitel

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Als ich meine Augen öffnete ging es mir so schlecht wie bereits seit ungefähr drei Jahren nicht mehr, als ich dem Tod direkt ins Auge blickte. Mir war übel, ich hatte am ganzen Körper Schmerzen, alles drehte sich und mein Kopf schien jeden Moment zu explodieren.

Mein Bett ruckelte immer wieder, jemand hielt meine Hand.

Langsam hob ich etwas meinen Kopf, wurde aber sofort unfreundlich zurück gedrückt, sodass mein Kopf nur noch mehr schmerzte.
„Nati, du musst ruhig liegen bleiben, bitte!"
Ich erkannte Masons Stimme zu meiner Linken. Er hielt vermutlich meine Hand. Da ich meinen Kopf nicht bewegen durfte konnte ich nicht nachschauen.
Ich sah nach oben und wunderte mich sofort, dass die Decke so weit unten war.
Konnte denn niemand diesen schrecklichen Lärm ausschalten?
Ausserdem wollte ich, dass mein Bett aufhörte sich zu bewegen, dadurch wurde meine Übelkeit auch nicht vermindert!
Jemand stach mir in den Arm. Aus Reflex riss ich der Person meine Hand weg und fügte mir so noch mehr Schmerzen zu. Ich konnte spüren, wie das Blut über meinen Handrücken lief.
„Nati, bitte halt still. Es wird alles wieder gut!", flehte Mason mit tränenerstickter Stimme und drückte meine linke Hand etwas.
Ich verstand die Welt um mich herum nicht mehr.
Der Lärm sollte endlich verschwinden!
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich irgendetwas über meiner Nase hatte. Ich entzog Mason meine Hand und befühlte es. Es war aus Plastik und ein Elastik führte von beiden Seiten hinter meinen Kopf. Ich umfasste das Plastikding und zog es von meinem Gesicht. Sofort legte jemand seine kalte Hand auf meine  und drückte sie so wieder zu meinem Gesicht.
Ich blickte nach oben in das Gesicht einer Frau, die eine gelbe Weste trug. Sie sah mich mit einem strengen Gesichtsausruck an.
Mein Bett machte einen gewaltigen Ruck, wodurch sich mein Körper anfühlte, als würde er zerquetscht werden. Ich keuchte auf. Mein Kopf brummte.
„Ganz ruhig, Nati! Bald ist es vorbei!" Mason schniefte und trotz des Verbotes und der Schmerzen drehte ich meinen Kopf zu ihm. Er sah schrecklich aus. Aus dunkel umrahmten Augen, die matt und traurig wirkten, sah er mich an und legte eine Hand an meine Wange. Er versuchte mich aufmunternd anzulächeln, was ihm kläglich misslang.

„Was ist bald vorbei? Was ist los? Wo sind wir?", fragte ich ihn und erschrak selber über den Klang meiner Stimme.
Mason musterte mich mit einem traurigen Lächeln. „Woran kannst du dich noch erinnern?"
„Schule", war das Einzige, was ich herausbrachte.
Mason nickte wissend. „Du bist gestern während deinem und Ethans Projekt zusammen gebrochen. Dann wurdest du in ein Krankenhaus gebracht."
'Ich bin gestern zusammen gebrochen?'
„Die Ärzte haben Kontakt zu Emily's Home aufgenommen und John ist in allerhöchster alarmbereitschaft. Er denkt der Zusammenbruch hat etwas mit der Krankheit zu tun."
Ich fühlte mich wie in einem Traum, einem ganz abscheulichen Alptraum. Ich würde bestimmt gleich aufwachen, das Wunder nehmen und einen schönen Tag haben. Das alles konnte einfach nicht real sein! Es war unmöglich. Ich hatte doch erst gerade begonnen zu leben!
„Wir sind jetzt auf dem Weg nach Arizona, Nati."
Sofort war ich wieder bei der Sache. Ich schaute meinen Bruder erschrocken an. Ich sah wie er litt, wieder einmal meinetwegen.
Das konnte nicht sein! So schlimm durfte es einfach nicht sein!

„Wo sind die anderen?", fragte ich Mason mit brüchiger Stimme.
„Sie sind direkt hinter uns. Sie fahren mit einem unserer Autos hinterher. Auch Jason, Derek, Jacob und Ethan fahren hinter uns her. Wir konnten sie nicht davon abhalten", meinte er und sah mich entschuldigend an.
Ich versuchte zu nicken, doch liess es aufgrund der Kopfschmerzen gleich bleiben.
„Wissen sie es?", war meine nächste Frage. Wusste Ethan über meine Krankheit Bescheid? Hatte er es tatsächlich über eine dritte Person erfahren, was ich die ganze Zeit befürchtete, dass es so kommen würde? Was ich eigentlich verhindern wollte?
Mason schüttelte den Kopf und ein Fels schien von meinem Herzen zu fallen.
Trotzdem wusste ich, dass sie es bald erfahren würden und ich wusste, wenn sie Bscheid wussten, würde auch die ganze Schule davon erfahren. Dann war es um das Normalsein geschehen.

Alive - Wie er mir half zu lebenWhere stories live. Discover now