58. Kapitel

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Na gut...
Dann war ich eben verknallt!
In Ethan Black.
Den Badboy der Schule.
Ich hatte es kapiert, verdammt!
Was war also schon dabei?
Ach ja...
Ethan Black war ein Herzensbrecher auf allerhöchsten Niveau!

Und dies wussten meine Brüder leider nur zu gut.
Noch immer standen sie alle vier mit geballten Fäusten (wobei Dylan seine Banane zerquetschte) in meinem Zimmer und starrten mich ein kleines Bisschen wütend an. Naja.. Ein grosses kleines Bisschen...

„Also, dass das schon mal Klar ist: Wenn ihr hier jetzt das Theater des Jahrhunderts veranstalten wollt, lasst es bleiben und geht besser", befahl ich ihnen und um meinen Befehl noch etwas zu verdeutlichen, zeigte ich mit der Hand zu meiner Zimmertür.
„Du streitest es nich einmal ab!", rief Meik anklagend aus, worauf ich nur den Blick senkte.
„Geht jetzt bitte", wiederhohlte ich meine Bitte leise. Ohne noch etwas zu sagen drehten sich meine Brüder um und verschwanden. Nur Dylan blieb noch in meinem Zimmer und starrte seine Banane fassungslos an. Er schüttelte den Kopf und verliess dann ebenfalls mein Zimmer.

„Was ist denn mit denen los?", fragte Altanta verwirrt und ich lächelte sie etwas traurig an.
„Es gibt da wohl ein kleines Detail, das ich dir verschwiegen habe." Ich sah sie entschuldigend an. Atlanta sah mich misstrauisch an. „Und das wäre?"
Ich drehte eine Runde auf meinem Büro-Drehstuhl und mied jeglichen Blickkontakt mit meiner Schwester. „Möglicherweise ist er der Badboy Nummer eins an unserer Schule...", meinte ich fast flüsternd.
„Natalia!", Atlanta schien empört zu sein.
Ich sah sie an und mir entging nicht ihren fassungslosen Blick.
„Was denn? Vorhin fandest du es doch noch wundervoll, dass ich mich verknallt habe, und jetzt nicht mehr? Entscheide dich doch bitte einmal!" Langsam aber sicher ging mir das ganze Badboy-Getue gwaltig auf die Nerven. Konnten nicht einfach alle normal sein?!
„Du weiss genau, dass er zu der Sorte gehört, die dich in Pheonix heruntergemacht haben!"
Dank meiner tollen Schwester kamen jetzt wieder die Erinnerungen an Arizona hoch, was gleich dafür sorgte, dass mir einige Tränen in die Augen schossen.
„Ethan ist aber nicht so einer! Er macht mich nicht runter und ist auch überhaupt nicht gemein zu mir!", erklärte ich ihr überzeugt aber dennoch den Tränen nahe. Auf dem Bildschirm sah ich, wie Atlanta sich übers Gesicht strich.
„Das könnte möglicherweise daran liegen, dass du niemandem erzählt hast, dass du krank bist", gab Atlanta im sarkstischen Ton zurück.
„Ja könnte sein! Ich habe zur Zeit gerade auch nicht vor es jemandem zu erzählen!", zickte ich sie an, doch klang meine Zickerei viel mehr verzeifelt.
„Vor ungefähr 20 Minuten hast du noch gesgt, wie schlecht du dich dabei fühlst alle deine Freunde anzulügen. Was ist mit dieser Stellung passiert, Nati?", fragte sie mich nun voller Mitgefühl.
Ich zuckte mit den Schultern.
Natürlich fühlte ich mich schlecht, wenn ich sie alle belog, doch würde ich mich auch nicht besser fühlen, wenn sie mir den Rücken zukehrten und über mich herzogen.

Ich hörte, wie jemand in einer mir unbekannten Sprache etwas rief und wie Atlanta in der selben Sprache antwortete.
Sie wandte sich entschuldigend an mich. „Tut mir leid, Schwesterherz, aber ich muss jetzt los."
Ich nickte. „In Ordnung."
Somit war die Leitung tot.

Ich klappte meinen Laptop zu und kramte in der Schreibtischschublade nach meinen Unterlagen. Ich hatte keine Lust an Ethans und meinem Projekt zu arbeiten. Das konnte ich auch ein anders Mal noch fertigstellen. Also breitete ich die ganzen Blätter auf dem Boden aus.
Symptome, Veränderungen, Familie, Freunde, 'Feinde', Umgebung, Krankenhäuser und Kliniken, Alpträume, Depressionen, Nahtoderfahrungen, Unterricht/Schule, Hobbies, die Musik in meinem Leben, die Schule in Phoenix und hier in Kalifornien, Gefühle, Medizinisches, die vielen Versuche mit Medikamenten bis zum Wunder.
Da war bereits einiges zusammengekommen, doch dies waren bloss Notitzen und Fakten und noch kein Fliesstext, wie es werden sollte.
Wo sollte ich bloss anfangen?
Ich musste nicht lange überlegen: Am Anfang natürlich.
Die Frage war bloss, wo das alles angefangen hatte.
Bei meiner Geburt? In den Kliniken? Nach meinem Nahtod? Als mein Leben vorbei schien? Als ich in Pheonix zur Schule ging? Als wir nach Kalifornien zogen?

Alive - Wie er mir half zu lebenWhere stories live. Discover now