46. Kapitel

18.5K 777 89
                                    

Zu Hause ass ich mit Marry zusammen zu Abend und grübelte dabei die ganze Zeit darüber nach, was am Strand geschehen war. Ich wusste nicht genau, was ich falsch gemacht hatte. Schliesslich hatte ich mich doch nur nach seiner Schweseter erkundigt!
„Nati? Ist bei dir alles in Ordnung?", fragte mich Marry nach einiger Zeit und ich schreckte hoch. Ich sah sie einen Moment an, bis ich kapierte, dass sie mit mir geredet hatte. „Ja. Nein. Ich weiss es nicht! Es ist... Ich meine... Und dann....! Verstehst du?" Ich schaute Marry frustriert an, doch diese sah zuerst etwas verständnislos zurück, dann schmunzelte sie bloss kopfschüttelnd. Sie strich mir eine Haarsträne hinters Ohr, während sie sagte:„Wenn ich ehrlich bin, Kleines, verstehe ich überhaupt nichts. Was ist denn genau passiert?"
Ich erklärte ihr meine ganze Situation. Dass ich das Sozialkundeprojekt mit Ethan wiederhohlen musste, dass ich überhaupt so ein Projekt hatte machen müssen, dass Ethan mich mit seinen Stimmungsschwankungen noch um den Verstand brachte, dass ich zwar nicht viel über ihn wusste, aber dass ich mich irgendwie zu ihm hingezogen fühlte, dass ich mich für sein Leben interessierte, obwohl ich doch eigentlich weit davon entfernt war, ein Teil davon zu sein, dass ich ihn unglaublich anschmachtete, dass er mich verwirrte, dass es mir so viel ausmachte, wenn ich ihn mit einem anderen Mädchen sah, dass er verdammtnochmal ein riesen Chaos in mir verursachte und es nicht mehr aufräumte!

Als ich mit meiner Erzählung fertig war, knallte ich meinen Kopf auf den Tisch. Leider hatte ich dabei vollkommen vergessen, dass da noch ein  Teller mit meinen Nudeln stand.
Marry neben mir begann lauthals zu lachen. Ich schreckte mit dem Kopf zurück und starrte mein Essen verblüfft an.
Na toll! Jetzt hatte ich Nudeln in meinem Gesicht und mein Gesicht auf meinen Nudeln. Also... Meine Schminke war nun auf den Nudeln.
Während sich Marry bereits den Bauch hielt vor lachen, schlenderte ich beleidigt in die Küche und wusch mein Gesicht etwas ab. Dabei  verschmierte ich meine Mascara, doch das war mir gerade ziemlich egal.
Als sich Marry wieder beruhigt hatte, rief sie:„Mein kleines Mädchen ist verliebt!" Das Wort 'verliebt' sang sie fast schon.
„Pfffff. Ich und verliebt?! Dann auch noch in einen Badb-"
„Wer ist verliebt?", unterbrach mich Dylan schreiend. Bevor Marry auch nur auf die Idee kommen konnte zu antworten brüllte etwas zu grob:„NIEMAND!"
Ich lief zurück ins Esszimmer und setzte mich wieder vor meine Nudeln, die ich weiterass, als würde kein Make-Up daran kleben. Da trudelte auch schon eine ganze Horde von testosterongesteuerten Wesen herein und setzte sich ebenfalls an den Tisch. Die besagte Horde bestand aus meinen vier Brüdern, Jacob, Jason und Derek.
„Nati? Hast du geweint?", fragte Mason mich alarmiert und ich schaute hoch in sein besorgtes Gesicht. „Was? Nein! Wie kommst du denn darauf?", fragte ich und sah Marry an, die bereits wieder schmunzelte.
„Naja... Du bist um die Augen herum etwas verschmiert... Und ähm.. Das sieht irgendwie so aus, als hättest du geweint", berechtige mein Bruder seine Frage. Bevor ich etwas hätte sagen können, meldete sich Marry zu Wort:„Sie hat ihr Gesicht mit den Nudeln gewaschen!" Ich funkelte sie wütend an. „Das hätte jetzt nicht unter uns bleiben können, was?" Ich konnte den Heiligenschein über ihrem Kopf schon fast sehen, als sie meinte:„Das wäre doch nur halb so lustig gewesen."
Die Horde der testosterongesteuerten Wesen sah mich verdutzt an.
„Wieso hast du-?"
„Ich wollte den Nudeln dafür danken, dass ich sie essen darf und sie mich so am Leben erhalten!", unterbrach ich Meik, dem seine Schadenfreude meiner peinlichen Situation ein fettes Grinsen ins Gesicht gepfeffert hatte.
„Und deshalb klatschtst du dein hübsches Gesicht in dein Essen?", hackte er immernoch grinsend nach.
„Ja! Es war eben ein sehr emotionaler Moment!"
Da brach der gesamte Tisch in schallendes Gelächter aus und auch ich konnte mich dabei nicht zurückahlten.

Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten fragte Jacob an uns alle gewandt:„Weiss eigentlich jemand von euch, wo Ethan steckt? Er wollte doch noch mitkommen. Und das Training hat er auch geschwänzt." Ich hatte manchmal die blöde Angewohnheit, dass mein Mundwerk schneller war, als meine vernünftigen Gedanken. „Ja, wir waren vorher noch zusammen unterwegs und dann hat er mich nach Hause gebracht."
Die Horde Jungs sah mich irritiert an, während Marry sich wieder an unser Gespräch zu erinnern schien und begann leise vor sich hin zu lachen. Meinen Fehler bemerkte ich leider viel zu spät.
„Ähm... Wieso wart ihr zwei zusammen unterwegs? Und wo zum Teufel wart ihr?!", fragte Aiden mich und schien bei jedem Wort aufgebrachter zu werden. Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf. „Nunja... Wir müssen unser Sozialkundeprojekt noch einmal machen, weil wir es total vergeigt haben."
„Oh ja, und wie ihr das habt!", murmelte Meik vor sich hin.
„Wo. Wart. Ihr?!" Es war nicht zu übersehen, dass Aiden ein riesen Problem damit hatte, dass wir das Ding nochmal machen müssen. War ich ja auch nicht. Ich wusste nicht, ob ich ihn darauf ansprechen sollte oder doch lieber nicht. Bei meinen Brüdern wusste man nie so recht.
„Das darf ich nicht sagen", nuschelte ich als Antwort. Aiden war nicht zufrieden.
„Natalia Ocean, du erzählst uns jetzt auf der Stelle, wo ihr wart!"
Wütend sah ich ihm in die Augen.
„Ich sagte: Das darf ich nicht sagen! Ich weiss auch gar nicht weshalb du das so dringend wissen willst. Kannst du mir nicht einmal vertrauen?!
Ich will Ethans Vertrauen nicht schon wieder aufs Spiel setzten! Diesen Fehler habe ich nur einmal gemacht." Ich stand mit meinem Teller auf und stellte ihn mit einem riesen Karacho in die Küche.
„Wieso ist dir sein Vertrauen so unglaublich wichtig?!", schrie er mir fragend hinterher.
Ich ballte meine Hände zu Fäuste und als ich wieder zurück ins Esszimmer kam, meinte ich entschlossen:„Weil ich ihn mag, okay?"

Da war es wieder einen Moment still. Tja, da schauten sie nun alle sieben blöd aus der Wäsche. Ausser Marry. Die schien das Ganz wahnsinnig zu amüsieren. Vielen Dank auch!
Da niemand im Begriff war, die Stille zu brechen, tat ich das, in dem ich verkündete:„Und jetzt entschuldigt mich, aber ich muss noch Hausaufgaben machen."

Da sass ich nun an meinen Matheaufgaben, als meine Brüder in mein Zimmer kamen. Ohne anzuklopfen. Die anderen drei waren vermutlich schon gegangen.
„Nati...-", begann Aiden zögerlich, doch ich unterbrach ihn:„Wisst ihr, was eine Abenddämmerung ist?"
Ich sah kurz in die verwirrten Gesichter meiner Brüder, dann fuhr ich, ohne auf eine Antwort zu warten, fort:„Dass ist wenn einem Schüler am Abend dämmert, dass er noch Hausaufgaben hat! Und jetzt lasst mich bitte in Frieden lernen!"
„Nein!" Ich sah Aiden ungläubig an.
„Wie Bitte?", fragte ich entnervt nach. Aiden hatte seinen trotzigen Gesichtsausdruck aufgesetzt, den ich das letzte Mal gesehen hatte, als er zwölf Jahre alt war. Als er sich auch noch auf den Boden setzte, riss mir der Geduldsfaden. Ich wollte allein sein verdammt!
Auch wenn man jetzt das Gefühl haben könnte, dass es nicht noch schlimmer werden konnte, täuschte dieses Gefühl. Es wurde noch schlimmer: Meine anderen drei Brüder machten es ihm nämlich nach. Auch wenn sie nicht immer einer Meinung waren, so hatten sie ein Motto, das immer eingehalten wurde: Wenn es ernst wurde, dann hielten sie zusammen, wie ich und meine Keksdose es taten.
Ich hätte schreien können! Ich wusste noch nicht einmal, weshalb ich in diesem Moment so genervt war. Doch nun hatte ich drei grosse Brüder mit trotzigem Gesichtsausdruck in meinem Zimmer sitzen und vor mir noch einen riesen Berg Mathehausaufgaben.

„Das ist jetzt bitte nicht euer Ernst!", fuhr ich sie an. Diese jedoch sahen nur zu mir hoch und meinten synchron:„Doch!"
Ich drehte mich von ihnen weg und widmete mich wieder meinen Hausaufgaben.
„Och komm schon, kleine Schwester! Wieso bist du denn plötzlich  so genervt?", fragte Mason nörgelnd.
„Ich weiss es nicht! Oder doch, es ist mir gerade eingefallen: Ihr habt etwas dagegen, dass Ethan und ich befreundet sind!", erklärte ich ihm. Sofort war Aiden da und hielt wieder einmal seine Predigt:„Natürlich haben wir etwas dagegen! Ethan ist nicht gut für dich!" Ich drehte mich wieder zu meinen Brüdern zurück, die noch immer im Schneidersitz am Boden sassen. „Ich glaube ich weiss am besten von uns allen, was gut und was schlecht für mich ist. Versteht das doch endlich! Ich bin kein kleines Mädchen mehr, Jungs! Ihr könnt mich nicht immer beschützen!"
„Vielleicht", begann Aiden, während er sich wieder erhob,„können wir dich nicht immer beschützen, aber wenn wir die Möglichkeit haben es zu tun, dann werden wir das auch. Ob es dir passt oder nicht, du bist unsere kleine Schwester!"

Ich sah sie noch einen Moment wütend an, dann war die Wut plötzlich wie weggeblasen. Ich liebte sie doch genau deswegen sosehr! Weil sie immer für mich da waren und mich beschützten.

Ich stand auf und ging auf sie zu, dann schlang ich meine Arme um Aiden, der meine Umarmung auch gleich erwiderte.
Die anderen drei, die noch am Boden sassen, sprangen auf und grölten vergnügt:„Ocean-Knuddel!"

Ich musste lachen, worauf meine Brüder mit einstiegen. „Ich hab euch lieb, Jungs!"

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Hallo meine Schnuffis! :)

So langsam weiss ich nicht mehr, was ich hier unten schreiben soll. xD

Wie immer hoffe ich, dass es euch gefallen hat. ;)

Bis bald :*

Alive - Wie er mir half zu lebenजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें