Sechs

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Als ich am Freitagmorgen meine Jacke im Büro aufhing fuhr ich plötzlich wegen einem lauten Schnarchen hoch. Ich wandte mich zu der Ledercouch, worauf Caleb in aller Seelenruhe schlief. Mein Blick wanderte über sein Gesicht. Gott, wieso war er nur so gutaussehend? Auch wenn ich ihn seines Charakters wegen nicht wirklich mochte, konnte ich seine Attraktivität nicht bestreiten. Ich mein er sah wie ein Abercrombie und Fitch Model aus. Ich lief langsam zu ihm und stupste ihn leicht an.
"Psht Caleb", versuchte ich es aber er bewegte sich nicht. Ich stupste ihn nun fester an. Immer noch nichts. Noch etwas fester und... nichts.
"Caleb, aufstehen! ", wurde ich lauter, doch der Typ schlief wie ein Stein.
Gut, dann greifen wir mal zu drastischen Mitteln. Ich nahm meine Wasserflasche aus der Tasche, beugte ich mich etwas vor und ließ erst mal wenige Tropfen auf sein Gesicht fallen. Er bewegte sich kurz aber schlief dennoch. Gerade als ich noch etwas mehr über ihn kippen wollte schnappten seine Augen auf und er packte mich an meinem Handgelenk. Was keine gute Idee war, denn ich erschreckte mich und die Flasche fiel auf seine Brust, was dazu führte, dass sein ganzes Shirt nass wurde. Meine Augen weiteten sich als seine Augen förmlich vor Wut aufflammten. Auf einmal wurde ich auf seine nasse Brust gezogen und er drehte uns so um, dass ich unter ihm lag. Sein Gesicht war wenige Zentimeter von meinem entfernt und ich spürte seinen schnellen wütenden Atem auf meinen Lippen. Ich konnte mich weder bewegen, noch atmen, sein Körper war an meinen gepresst und es vernebelte mir den Kopf.
"Weißt du Fresa ich wusste schon als ich dich das erste Mal gesehen habe, dass du irgendwann mal unter mir liegen würdest. Aber ich hatte es mir irgendwie anders vorgestellt", sprach er zunächst gespielt enttäuscht bis ein Grinsen ausbrach.
Als ich endlich klar denken konnte versuchte ich ihn von mir wegzustoßen.
"Geh runter von mir", befiel ich ihm und drückte noch fester gegen seine Brust, was aber nicht zu nützen schien, denn er fing wegen meiner vergeblichen Versuche an leicht zu lachen. Unter meiner Hand spürte ich wie seine Brust vibrierte und mein Bauch fühlte sich merkwürdig an, wobei mein Herz anfing schneller zu pochen. Was zur Hölle Bauch?! Und what the fuck Herz?!
Schließlich stand er auf, weshalb ich erleichtert ausatmete.
"Komm mit, wir holen uns erst mal trockene Klamotten und frühstücken dann", kam es auf einmal freundlich von ihm. Ja richtig, freundlich. Es war auch ein Schock für mich.
Ohne auf meine Antwort zu warten lief er bereits aus dem Raum. Nachdem mein Herzschlag sich normalisierte nahm ich meine Tasche und folgte ihm.
Caleb stand bereits vor einem schwarzen BMW und stieg ein als er mich sah. Also setzte ich mich auf den Beifahrersitz und er fuhr los. Keine Ahnung wohin er fuhr aber es war mir im Moment nicht wirklich wichtig. Die Szene von vorhin spielte sich in meinem Kopf auf Dauerschleife ab. Ich hatte mich in dem Moment zu ihm hingezogen gefühlt, was mir nun echt zu schaffen machte. Er ist ein Player, ein Arschloch und seine Arroganz ist größer als ganz Texas, wiederholte ich immer wieder in Gedanken.

Wir hielten vor einem Wolkenkratzer an und stiegen aus. Ich folgte Caleb wie ein verlorener Welpe durch das Gebäude in den Aufzug. Ganz oben kam der Aufzug zu einem Halt.
"Willkommen in meinem Penthouse", gab er stolz von sich und lief bereits in das Apartment. Langsam lief ich ihm hinter her während ich die moderne Einrichtung bewunderte. Ich hatte nicht mal bemerkt, dass Caleb weg war, bis er mit einem neuen Shirt vor mir stand und ein zweites Shirt in meine Hand drückte. Meine Bluse war zwar etwas feucht aber ich wollte trotzdem keine Sachen von ihm anziehen.
"Ehm nein danke, ich sollte lieber Heim und mich umziehen", sagte ich unsicher.
"Zieh dir das jetzt einfach über. Du wirst nicht Heim gehen", antwortete er mit einem genervten Unterton und rollte seine Augen. Danach drehte er sich von mir weg und lief in die offene Küche. Was hatte er bitte für Stimmungsschwankungen?
Ohne weitere Argumentationen schnaufte ich aus und fragte ihn wo das Badezimmer sei. Streiten würde bei ihm nichts bringen. Das hatte ich in der einen Woche gelernt, in der ich für ihn bereits arbeitete.
Im Bad zog ich mir das schwarze V-Neck Shirt über meine dunkle High-Waist Jeans und lief wieder zu Caleb, der bereits am Kochen war. Er hatte mich noch nicht bemerkt und ich nutzte die Gelegenheit ihn anzuschauen. Kein Wunder, dass er so viele Mädchen am Start hatte bei dem Aussehen. Es war nervig, wie jemand der so gutaussehend war so ein Idiot sein konnte.
Ich erwachte aus meiner Trance nachdem sich jemand räusperte. Peinlich berührt sah ich in Calebs Gesicht der mich mit einem wissenden Grinsen beäugte.
"Bist du fertig damit mich mit deinen Augen auszuziehen?", fragte er mich selbstgefällig, woraufhin ich meine Augen rollte. Caleb legte mir dann zwei Pancakes mit Sirup auf einen Teller und überreichte es mir.
"Danke."
Ein Lächeln machte sich über meine Lippen breit. Ich liebte Pancakes, obwohl diese aus der Fertigtube kamen.
"Nachdem Essen gehen wir zu einer Freundin von mir, sie hat dir Kleider für heute Abend rausgesucht."
Ich schluckte den Bissen runter und sah ihn verwirrt an.
"Heute Abend ist der Ball und du wirst mich dort hinbegleiten", erinnerte er mich.
Oh. Stimmt ja.
"Wieso willst du, dass ich dich begleite?", hakte ich interessiert und verständnislos zugleich nach. Wieso sollte er wollen, dass seine Assistentin ihn auf einen Ball begleitet, was eigentlich nur für die Elite ist?
Okay zugegeben, wir hatten nicht dieses professionelles Assistenten-Chef-Verhältnis aber dennoch stand ich in der Firmen-Hierarchie unter ihm.
Er zuckte mit den Schultern.
"Wir beide schauen gut zusammen aus."
Ich zog meine Augenbrauen hoch.
"Dir ist schon bewusst, dass du genauso gut mit Giselle Bündchen dorthin gehen könntest?"
Ein Lächeln überspielte seine Lippen während meine Augen sich kurz weiteten. Ich hatte ihm gerade ein indirektes Kompliment gemacht...
"Ich weiß, aber ich will lieber dich dabeihaben", sprach er und ich war froh, dass er mich deswegen nicht aufzog.
Ich wusste nicht wieso aber mein Magen fühlte sich plötzlich komisch an, so als würde sich darin etwas verknoten.

Arrogance. | ✔Where stories live. Discover now