Sechzehn

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Schlaf war nicht nur überlebensnotwendig, sondern auch meine Lieblingsbeschäftigung. Jedoch wurde mir dieses Vergnügen nicht gewehrt als jemand um 04.00 Uhr morgens Sturmklingelte. Was hatte ich in meinem Leben nur verbrochen, dass ich so dermaßen gequält wurde? Vor allem am Wochenende!
Müde und genervt schleppte ich mich zur Türe. Ohne überhaupt über mein Auftreten nachzudenken machte ich sie auf. Es war entweder Jolene, die nicht schlafen konnte und nun mich nerven wollte oder Aaron, der besoffen in der Nähe war und zu faul gewesen war zu Jolene oder zu sich zu laufen oder es könnten beide gleichzeitig sein.
Alle drei Alternativen waren schon mal vorgekommen.
...Und falsch gedacht.
Caleb grinste von einem Ohr zum anderen als er vor der Tür stand und mich mal wieder in meinen Snoopy Shorts und Tank Top ansah.
"Morgen Fresa", begrüßte er mich provokant.
Fuck this.
Ich knallte die Türe wieder zu und lief ins Bett. Ich wusste, dass der Idiot extra früh aufgetaucht war, nur um mich zu bestrafen, weil ich die Wette gewonnen hatte und mein Gewinn heute einlösen wollte.

Die erste halbe Stunde wurde noch an der Türe geklopft und geklingelt bis es ihm dann wohl zu blöd wurde. Ehrlich gesagt hätte er noch eine Stunde an meiner Türe stehen können, ich würde ihn trotzdem nicht reinlassen und die Strafe wollte ich erst mittags vollziehen. Ich hatte nämlich noch eine Überraschung für ihn parat.

Ich wurde von einem lauten Geräusch geweckt. Es hörte sich so an als wäre ein Geschirrstück heruntergefallen.
"Fuck!", fluchte eine männliche Stimme.
"Was zum...?", murmelte ich perplex unter meinen Atem und rieb mir die Müdigkeit von meinen Augen.
Das war doch Caleb? Oder irrte ich mich? Ich suchte dennoch nach etwas, womit ich mich vor einem möglichen Einbrecher wehren konnte. Sicher war sicher und auch, wenn es nur Caleb war, konnte ich ihn damit dann verprügeln.
Also schlich ich mich ins Badezimmer und holte mir eine geeignete Waffe. Danach lief ich leise in die Küche, bereit zuzuschlagen falls es sein musste.
Der Anblick von Caleb in meiner Küche überraschte mich nicht im Geringsten. Natürlich würde sich mein Chef, ohne meine Erlaubnis, Zugang zu meiner Wohnung verschaffen...Warum denn auch nicht? War ja etwas ganz Normales.
Er kehrte gerade Scherben von einem zerbrochenen Teller zusammen und pfiff eine Melodie vor sich hin.
"Wie zur Hölle bist du reingekommen?!", fragte ich ihn wütend. Der Typ war doch komplett gestört!
Calebs Kopf schnappte nach oben.
"Dein Schloss war ziemlich leicht zu knacken", sprach er gleichgültig, wobei sein Blick zu meiner Hand wanderte oder eher gesagt auf meine 'Waffe'.
"Wolltest du mich mit einer Klobürste verprügeln?", fragte er mich daraufhin amüsiert. Meine Wangen erhitzten sich vor Scham, wenn sie nicht schon rot vor Wut waren.
"Nein?", leugnete ich es und tat so als wäre er bescheuert, so etwas Lächerliches überhaupt zu behaupten.
Damn. Jetzt war ich mir plötzlich nicht mehr so sicher, ob es wirklich eine geeignete Waffe wäre, um mich vor einem potenziellen Einbrecher zu wehren...
Er lachte auf und schüttelte dabei leicht seinen Kopf.
"Bring die Klobürste an seinen Platz und komm dann ins Wohnzimmer", kam es von ihm ehe er mit einem Tablet an mir vorbeilief als würde ihm die Welt gehören oder spezifisch gesagt meine Wohnung.
Ich lief empört ins Badezimmer bis mir klar wurde, was ich eigentlich tat. Er war eingebrochen und ich hätte es fast verworfen ohne eine Szene zu machen! Er war gut...
Nachdem ich die Klobürste an ihren Platz gelegt hatte, marschierte ich wütend ins Wohnzimmer, wo sich Caleb bereits auf der Couch ausgebreitet hatte und einen Kaffee trank.
"Da bist du ja Fresa", gab der Teufel in dem Körper eines heißen Typen mit einem unschuldigen Lächeln von sich.
"Nenn mich nicht Fresa! Und was ist jetzt mit meinem Schloss? Hast du es kaputt gemacht?!", hakte ich sauer nach, weswegen er anfing zu schmunzeln.
"Keine Sorge dein Schloss war totaler Müll. Ich habe nicht mal fünf Minuten gebraucht, um es zu knacken, deswegen habe ich es ausgetauscht. Deine neuen Schlüssel liegen auf der Küchentheke", antwortete er als wäre es das normalste auf der Welt in die Wohnung einer Angestellten einzubrechen und sich wie Zuhause zu fühlen.
Ich kochte förmlich vor Wut. Was bildete er sich ein?!
"Caleb! Ich werde dir deine verdammten Augen auskratzen. Für wen hältst du dich eigentlich?! Du kannst nicht einfach in meine Wohnung einbrechen. Das ist Hausfriedens-"
Ich musste mitten im Satz stoppen, weil Caleb aufgestanden war und seinen Finger auf meine Lippen gelegt hatte. Meine Augen weiteten sich und ich spürte seine Körperwärme, was meine Beine leicht schwächte. Was zur Hölle?! Beine?! Alles klar bei euch?! Aber anscheinend war nichts klar bei ihnen.
"Psht. Es läuft gerade König der Löwen und du störst mich", sagte er kurz bevor er wieder grinste und sich auf die Couch setzte.
Ich konnte es nicht fassen! Was war falsch mit diesem Jungen?! Wer konnte sich einen Film so oft nacheinander ansehen?! Okay, das war vielleicht nicht das auf was ich mich konzentrieren sollte...
"Caleb!", mahnte ich gereizt.
Er stöhnte nur genervt auf.
"Ich habe dir etwas zu Essen gemacht also halt einfach die Klappe, iss etwas und lass mich meinen Film anschauen", traute er sich zu sagen.
"Urgh du bist so-", fing ich an und wollte ihn gerade beleidigen als er mich unterbrach.
"Sexy", beendete Caleb meinen Satz.
"Nein! Ich wollte sagen du-"
"-Machst mich heiß."
"CALEB!", schrie ich nun schon. Ich war kurz davor ihm einen Stuhl über den Kopf zu ziehen.
"Ja Babe?", fragte er unschuldig.
Gott, mit dem Jungen machte es einfach keinen Sinn zu streiten, deshalb setzte ich mich hin und aß leise das vorbereitete Essen während ich mich bemühte nicht meinen ersten Mord zu begehen. Er hatte seine Bestrafung für später um ein Vielfaches schlimmer gemacht...
Ich musste mich jetzt einfach darauf konzentrieren ihn nicht zu Tode zu schlagen, um später meine Vergeltung richtig ausüben zu können.

Arrogance. | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt