Zehn

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Am nächsten Tag passierte etwas Bizarres.
Ich hatte eine minimale Vorfreude darauf Caleb zu sehen.
Crazy, ich weiß.
Gestern war der Arbeitstag mit ihm nämlich ziemlich amüsant gewesen, wenn man seine anzüglichen Bemerkungen mal außen vor lies. Oder vielleicht lag es sogar an diesen dummen Kommentaren an die ich mich langsam gewöhnte.
Mit der üblichen Routine ihm sein Getränk zu holen startete ich den Tag.
"Guten Morgen", grüßte mich der heiße Barista, der nach seinem Namensschild zu urteilen Giovanni hieß.
"Morgen", grüßte ich ihn freundlich zurück.
"Das übliche?", hakte er lächelnd nach und ich nickte. Während er den Chococino zubereitete konnte ich nicht anders als auf seine muskulösen Oberarme zu starren und aus welchem Grund auch immer wanderten von dort aus meine Gedanken auf Calebs Oberarme.
"Hier, das wären dann vier Dollar", holte mich Giovanni zurück aus meinem Gedanken.
Ich zahlte und machte mich dann auf den Weg ins Büro.
Ich musste wirklich aufhören über den Körper meines Chefs zu fantasieren aber konnte mir das einer übelnehmen?
Meine vorherige Vorfreude fiel sofort als ich ihn schnarchend auf der Couch liegen sah.
Sofort kam mir die Erinnerung zu dem ersten Mal hoch an dem ich ihn so aufgefunden hatte und versucht hatte ihn zu wecken.
Den Fehler würde ich kein zweites Mal begehen.
Also setzte ich mich an den Schreibtisch und fing mit meiner Arbeit an, wobei ich so gut wie möglich versuchte ihn zu ignorieren.
Die Minuten wurden zu Stunden und ich hatte den Großteil meiner Arbeit geschafft. Alles ging so viel schneller, wenn ich mal nicht von einer bestimmten Person genervt und abgelenkt wurde.
"Fresa", hörte ich ihn plötzlich leise murmeln und wäre der Raum nicht so still gewesen wäre es mir sicher entgangen.
Fragend drehte ich mich um, der Idiot war wohl endlich auch mal wach.
...Oder auch nicht.
Ich blickte auf seine schlafende Form und sofort schoss mir Hitze in die Wangen.
Träumte er von mir?
Nein, das wäre zu albern...er träumte sicher von richtigen Erdbeeren.
Das zumindest versuchte ich mir einzureden.
Kurze Zeit später wachte der Herr dann auch mal auf.
"Wie spät haben wir es?", ertönte seine raue Stimme hinter mir, was sofort ein Kribbeln in meiner Bauchgegend auslöste. Oh Gosh, seine Stimme klang noch besser, wenn er gerade erst aufgestanden war.
"Halb 12", antwortete ich ihm und drehte mich mit dem Bürosessel zu ihm, nur um kurz darauf an Luft zu ersticken. Meine Augen weiteten sich schockiert als ich die Beule in seiner Jeans sah.
Oh Gott! Er hatte einen Steifen.
Und das wiederum musste heißen, dass er einen nicht jugendfreien Traum hatte.
Ich wandte schnell meine Augen ab und starrte krampfhaft auf meine Hände.
Holy fuck...
Er sah mich etwas verwirrt an bevor er bemerkte auf was ich gesehen hatte. Von meinem Blickwinkel konnte ich beobachten wie ein Grinsen sich über seine Lippen zog.
"Wenn du willst kannst du mir bei meinem Problem helfen", sprach er anzüglich, weshalb mein Scharm abnahm und ich ihm genervt in die Augen sah.
"Klar, also du musst einfach den Gang runtergehen zu den Duschen, das Wasser auf ganz kaltstellen und dich unter den Strahl begeben. Dann sollte nicht nur dein Ständer verschwinden, sondern auch die lächerliche Vorstellung, dass ich dich jemals anfassen würde", antwortete ich mit einem falschen Lächeln, was ihn zu meinem Bedauern amüsierte.
"Vielleicht solltest du dich mit mir unter das kalte Wasser stellen, eventuell hilft es dir dann deine Gefühle einzugestehen, dass du dich zu mir hingezogen fühlst", konterte er schmunzelnd.
Ich konnte nicht anders als leicht aufzulachen.
"Wie zur Hölle kommst du auf sowas? Bist du noch von gestern betrunken?", gab ich amüsiert von mir.
"Nein bin ich nicht und wenn es dem nicht so wäre, hättest du bereits deine Kündigung eingereicht", argumentierte er.
"Mach dir nichts vor. Der einzige Grund warum ich nicht schon gekündigt habe ist der, dass der Job gut bezahlt wird und meine Miete leider zu hoch ist", schoss ich mit hochgezogenen Augenbrauen zurück.
Er zog scharf die Luft ein ehe er seine Hand über seine Brust legte.
"Du nutzt mich nur wegen meinem Vermögen aus? Ich hätte niemals von dir gedacht, dass du ein Gold-Digger bist", sprach er dramatisch, weshalb ich lächelnd meinen Kopf schüttelte.
"Tja, du kennst mich eben nicht so gut und jetzt kümmere dich bitte um deinen aufgeregten Freund da unten", gab ich von mir bevor ich mich wieder umdrehte und weiter die E-Mails checkte. Ich hörte seine Schritte näherkommen und die Vermutung wurde bestätigt als er sich etwas zu mit runterbeugte.
"Oh aber wir werden uns noch gut kennenlernen. Auf mehr Weisen als eine", hauchte er mir dann an mein Ohr, was eine Gänsehaut auf meinen Armen und ein Ziehen in meinem Bauch auslöste.
"Spars dir. Mit solchen Bemerkungen kommst du bei mir nicht weiter", zwang ich mich zu sagen. Es fiel mir deutlich schwer neben ihm zu atmen nicht zu schweigen zu reden aber ich hatte es hinbekommen.
Ich konnte sein Lächeln neben meinem Gesicht spüren bevor er sich aufstellte und danach den Raum verließ.
Ein zittriger Atemzug entwich mir als er weg war.
Wie zur Hölle sollte ich arbeiten, wenn er mich mit seinem geflirte immer wieder ablenkte?

Die restlichen Arbeitstage vergingen im selben Schema.
Caleb machte perverse Bemerkungen und flirtete während ich versuchte seine Anmachen zu ignorieren und mich auf die Arbeit konzentrierte.
Und obwohl ich die meiste Zeit über genervt reagierte, fand ich es andererseits amüsant wie er nicht aufgab. Irgendwie war es mir sogar ans Herz gewachsen seine immer wieder dummen Kommentare zu hören. Gestört, ich weiß aber so wurde es wenigstens nie langweilig.
Ich wusste nicht wie ich unsere Beziehung beschreiben sollte.
Wir waren weder richtige Freunde noch hatten wir ein strikt berufliches Verhältnis zueinander, dafür sorgte Caleb mit seiner Player-Art.
Die Zeit verflog unglaublich schnell seitdem ich für ihn arbeitete und es war schon wieder Freitag als wir noch um 20.00 Uhr in seinem Büro waren und Überstunden leisten mussten.
Und ratet mal wessen schuld das war.
- Richtig, Calebs.
Er hatte nämlich jeden Morgen in dieser Woche geschlafen, da er immer so müde vom nächtlichen feiern war und dabei all seine Aufgaben vernachlässigt.
Felipe hatte eigentlich nur ihm die Überstunden aufgedrückt aber weil ich leider Gottes seine Assistentin war, zwang Caleb mich ihm zu helfen.
Seufzend sah ich von meinem Desktop-Bildschirm auf und rieb über meine Augen.
Ich war unglaublich müde und der Kaffee den ich getrunken hatte half nicht wirklich.
"Müde?", hakte Caleb nach.
"Nein bin hellwach. Ich arbeite ja nur seit heute Morgen", antwortete ich ihm sarkastisch.
"Gut, dann kannst du mir ja noch einen Kaffee holen", konterte er und ich war kurz davor meinen Kopf gegen den Tisch zu knallen.
"Ich hasse mein Leben", murmelte ich bevor ich aufstand.
"War ein Witz. Du kannst Nachhause ich mache einfach die Nacht durch und das wird dann", sprach er lächelnd bevor er gähnte.
Ich beäugte ihn für einen Moment.
"Okay. Bis Montag", gab ich dann schulterzuckend von mir, was er nicht erwartet hatte.
"Ich habe eigentlich darauf gehofft, dass du so nett bist und mir noch hilfst", gestand er, weshalb ich lächeln musste.
"Ich weiß", antwortete ich noch kurz und nahm meine Tasche. Daraufhin lief ich aus dem Zimmer, doch bevor ich ganz draußen war, wandte ich mich noch kurz Caleb zu, der seinen Kopf erschöpft auf den Schreibtisch gelegt hatte und aufseufzte.
Irgendwas zog sich in mir zusammen als ich ihn so sah.
Anstatt mir ein Taxi zu rufen trugen mich meine Beine automatisch in das Café und bevor ich es wusste hatte ich zwei Kaffee und zwei Schokocroissants gekauft.
Ich hasste es so ein netter Mensch zu sein...
Genervt von mir selbst lief ich zurück ins Büro und das Caleb überrascht und erfreut darüber zugleich war, war eine starke Untertreibung.
Er strahlte förmlich als er mich sah. Gerade als er etwas sagen wollte unterbrach ich ihn.
"Kein Kommentar", mahnte ich und überreichte ihm seinen Kaffee und Croissant.
"Danke", bedankte er sich als er mich mit einem frohen Lächeln ansah.
"Ist gut", atmete ich aus und machte mich wieder an die Arbeit.

Es war kurz vor Mitternacht als wir gerade fertig wurden.
Erschöpft ließen wir uns beide auf die Couch fallen.
"Du bist mir etwas schuldig", gab ich von mir und obwohl er genauso müde war wie ich, hatte er die Kraft mich mit einem zweideutigen Blick zu mustern.
"Ich bin zwar müde aber für einen Quickie, habe ich noch genug Ausdauer", antwortete er ehe er mich mit einer schnellen Bewegung auf seinen Schoß zog.
"Nein du Idiot. Ich will lieber eine Entschuldigung hören", teilte ich ihm augenrollend mit und stand von ihm auf, um mich wieder neben ihn zu setzen.
Dieser Mann war unverbesserlich...
"Eine Entschuldigung? Wofür?", hakte er verwirrt nach.
"Für das, dass du mich vor deiner Familie, auf dem Ball als 'Fick-Material' betitelt hast", klärte ich ihn auf und ich wurde schon wütend als ich erneut daran dachte.
"Oh..."
Er mied reumütig meinen Blick bevor er mich wieder ansah.
Er sagte nichts während ich ihn abwartend musterte. Sein Adamsapfel bewegte sich leicht als er mir in die Augen blickte.
Seine Mundwinkel zuckten leicht hoch.
"Entschuldigung, dass ich dich so genannt habe. Du bist kein 'Fick-Material'. Also ich mein bist du schon. Eh ich mein ich hätte nichts dagegen mit dir zu schlafen, du bist heiß aber ich hätte dich nicht so nennen sollen, da du kein Gegenstand bist und...ich mehr in dir sehe als das...", stolperte er über seine Worte und wurde zum Ende hin immer leiser, sodass der letzte Satz kaum hörbar war.
Hitze schoss mir unwillkürlich in meine Wangen als er das gesagt hatte und ich drehte meinen Kopf von ihm weg.
Peinlich berührt räusperte ich mich.
"Entschuldigung angenommen und jetzt hast du die Ehre mich heimzufahren", gab ich von mir und stand auf.
Wegen diesem Typen war meine Hautfarbe fast schon dauerhaft rot...

Arrogance. | ✔Where stories live. Discover now