Acht

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Das Wort 'aufgeregt' war im Moment eine Untertreibung. Ich wollte am liebsten Nachhause rennen und mich mit einem Tee und einem Buch in meinem Bett vergraben. Das einzige Problem war, dass ich bereits mit Caleb und seinem stummen Bruder Xavier in einer Limousine saß. Das Positive jedoch war, dass ich mich in dem Elie Saab Kleid, welches Caleb ausgesucht hatte, wie eine Prinzessin fühlte.
"Nervös?", fragte mich Caleb und sah mich besorgt an. Ich antwortete ihm nicht und spielte stattdessen weiter mit meinen Händen. Caleb nahm dann meine Hand in seine und strich mir tröstend mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Mein Körper reagierte mit einer Gänsehaut auf seine Berührung und ich musste mich zwingen meine Hand wegzuziehen. Warum musste mein Körper nur so auf ihn reagieren?
Ich brauchte definitiv Sex und das am besten mit Channing Tatum.
"Lass das", gab ich dabei von mir. Calebs Gesichtsausdruck wechselte von glücklich zu verwirrt und schließlich fing er wieder an zu Grinsen. Wie sehr ich ihm dieses Grinsen aus seiner Visage schlagen würde...

Als wir angekommen waren, nahm Caleb wieder meine Hand und zog mich raus. Dieses Mal ließ er sie aber nicht los, obwohl ich versuchte meine Hand aus seinem Griff zu befreien. Ein roter Teppich war ausgerollt und außen standen Leute von der Presse. Gosh, zum Glück war ich nicht berühmt, denn das war so gar nicht meine Szene.
Fast erblindet durch die Blitze der Kameras liefen wir dann in einen großen Saal. Es hingen riesige Kronleuchter an der Decke und eine Live-Band spielte im Hintergrund Musik. Auf einer Seite des Saals waren Tische platziert und auf der anderen Seite war Platz zum Tanzen. Mir fiel auf das Caleb immer noch meine Hand hielt, also zog ich sie dieses Mal fester weg und war erfolgreich. Kaum hatte er aber meine Hand losgelassen, verließ mich die Wärme von seiner Berührung. Ich schob den Gedanken weg und folgte den beiden Brüdern an einen Tisch an dem bereits fünf Leute saßen. Felipe, seine Frau Lorena und Alec erkannte ich sofort. Neben Alec Monteiro saß wie ich vermutete seine Freundin und neben ihr saß ein dunkel blonder Typ.
"Hey Leute, das ist Grace", stellte mich Caleb vor als wir am Tisch standen. Ich schenkte jedem ein etwas schüchternes Lächeln während Xavier sich bereits hinsetzte. Caleb zog mich dann an meinem Arm auch runter auf einen Stuhl, weil ich wie steif gefroren war. Gott, wieso sahen diese Leute alle so gut aus? Das machte mich noch nervöser.
"Ich bin Melodie aber du kannst mich Mel nennen", stellte sich die Freundin von Alec freundlich vor. Der blonde Typ neben dem ich nun saß stellte sich als Jay vor und Lorena sowie Alec machten sich auch die Mühe sich mir vorzustellen, obwohl ich bereits wusste, wer die beiden waren.
"Endlich treffen wir mal das Mädchen von dem Caleb so oft geredet hat", kam es von Alec lächelnd und ich sah perplex zu meinem Chef, der seinem großen Bruder Killerblicke zuwarf bevor er sich zu mir drehte. Er hatte bei seiner Familie von mir geredet?
"Ich habe nur erzählt, dass ich eine Assistentin habe", rechtfertigte er sich bei mir, woraufhin Alec auflachte.
"Ja klar und dass sie tolles Haar hat und total süß aussieht, wenn sie wütend ist", fügte Alec an, weshalb Caleb mit zusammen gepresstem Kiefer und einem mahnenden Blick seinen Bruder nieder starrte.
"Als ob. Ich habe nur gesagt, dass sie heiß aussieht und Fick-Material wäre", bestritt es Caleb. Ich zog scharf die Luft ein und blickte ihn fassungslos an.
"Wie bitte?!", kam es ungläubig über meinen Lippen. Hatte ich richtig gehört?! Ich war wirklich kurz davor mich einfach aus dem Staub zu machen. Doch ich versuchte mich so gut wie es ging zusammenzureißen, da ich keinen schlechten Eindruck bei Felipe hinterlassen wollte.
Gott, es nervte mich Pleite zu sein, denn so war ich auf diesen beschissenen Job angewiesen.
Jay fing an zu lachen und Melodie musste schmunzeln. Lorena schaute ebenfalls wütend zu Caleb.
"Caleb", warnte sie ihn und ihr Ton war ehrlich gesagt richtig einschüchternd.
"Tut mir leid Süße, das ist eben Calebs behinderte Art zu sagen, dass er dich attraktiv findet", entschuldigte sich Lorena für den Idioten.
Ich erwartete schon von Caleb, dass er es bestritt aber er verschränkte nur die Arme vor seiner Brust und sagte nichts. Ich nickte nur etwas und sah dann runter auf meinen Schoß, denn wenn ich Caleb noch länger ansehen müsste, würde ich ihn zu Tode schlagen.
Konnte der Abend denn noch unangenehmer werden?
Jay nahm neben mir einen Schluck von seinem Champagner und wandte sich dann zu mir.
"Er hat das wirklich nicht gesagt. Alec spricht die Wahrheit. Caleb will nur nicht wie eine Pussy dastehen", flüsterte er mir zu, weshalb uns Caleb mit einem angepissten Blick musterte während die anderen sich unterhielten. Ich nickte nur leicht. Ich wusste ehrlich gesagt nicht wem oder was ich glauben sollte. Caleb würde niemals so von mir schwärmen und die sexistische Bemerkung, die er abgelassen hatte passte mehr zu ihm.
"Willst du tanzen?", fragte mich Jay plötzlich mit einem charmanten Lächeln und riss mich dabei aus meinen Gedanken. Noch bevor ich antworten konnte stand Caleb auf.
"Eigentlich wollten wir beide tanzen", log er und zog mich hoch bevor er mich zur Tanzfläche führte. Ich warf Jay noch kurz einen entschuldigenden Blick zu und drehte mich dann wieder zu Caleb, der seine Arme bereits um meine Taille gelegt hatte.
"Das war unangebracht von dir und außerdem will ich nicht mal mit dir tanzen", sprach ich immer noch angepisst von seinem vorherigen erniedrigenden Kommentar.
Caleb lachte nur spöttisch auf.
"Sei nicht albern, andere Frauen würden töten, um mit mir zu tanzen."
"Oh Gott, kannst du noch arroganter werden?", fragte ich gereizt. Wie konnte er für einen Moment noch ganz okay sein und im nächsten zu so einem Wichser werden?
"Was denn? Das ist nur ein Fakt", antwortete er schulterzuckend.
Bei so viel Arroganz wunderte es mich, dass sein Kopf nicht schon geplatzt war...
"Dir ist schon bewusst, dass deine Arroganz ein turn-off ist?", sagte ich während wir uns zu der Musik bewegten. Ein Grinsen formte sich auf seinen Lippen.
"Bezweifle ich."
Plötzlich wanderte seine Hand von meiner Taille zu meinem Hintern, weshalb sich meine Augen schockiert weiteten.
"Caleb", mahnte ich und verstärkte meinen Griff um seinen Nacken.
"Ja Babe?", hauchte er mir auf meine Lippen.
"Nimm deine verdammte Hand da weg", gab ich Zähneknirschend von mir und bemühte mich keine Szene zu machen, woraufhin er kurz auflachte und in meinen Hintern kniff. Ich schrak auf und sprang reflexartig nach vorne, so dass ich gegen seine Brust gepresst war. Sein Griff um mich wurde fester, aber nicht unangenehm fest.
"So gefällt es mir besser", nuschelte er an mein Ohr und küsste mich leicht an meinen Kiefer. Als Reaktion darauf flammte etwas in mir auf. Ich erstickte das Gefühl aber sofort wieder im Keim und kniff unauffällig in Calebs Nacken.
"Au, fuck!", kam es von ihm und ich kniff noch fester zu.
"Nimm deine Hand da weg, bevor ich sie dir abhacke", drohte ich leise.
Caleb verzog schmerzerfüllt sein Gesicht und seine Hand wanderte wieder hoch.
"Braver Junge und wenn du mich nochmal ohne meine Erlaubnis so anfassen solltest, kannst du deinem Penis lebe wohl sagen", sprach ich mit einem provokanten Lächeln und hörte auf ihn zu kneifen.
"Damn, ich wusste nicht, dass du so aggressiv werden kannst", beschwerte er sich, wobei seine Mundwinkel leicht hochzuckten.
"Bei unserem ersten Treffen habe ich dir eine geklebt", erinnerte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Stimmt ja, wie konnte ich nur unsere erste Begegnung vergessen", antwortete er grinsend.
"Keine Ahnung, vielleicht hätte ich fester zuschlagen sollen, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen", gab ich nun leicht amüsiert von mir.
"Oh glaub mir, du hast einen Eindruck bei mir hinterlassen", sprach er lächelnd ehe sein Blick auf meine Lippen wanderte. Etwas Undefinierbares spiegelte sich in seinen Augen wieder und automatisch flammten meine Wangen auf.
Ich räusperte mich. "Das Lied ist zu Ende", sprach ich etwas heiser.
Er sah mir wieder in die Augen und nickte dann bevor wir uns wieder zu den anderen gesellten.
Kaum saßen wir wieder, wackelte Melodie grinsend mit ihren Augenbrauen und die anderen sahen uns mit schelmischen Blicken an.
Oh Wow es konnte also doch noch unangenehmer werden...

Arrogance. | ✔Where stories live. Discover now