Neunzehn

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Mein Kopf war fast am Platzen als ich Caleb raus zum Auto folgte.
Alles was Lorena gesagt hatte deutete daraufhin, dass mich Caleb mochte und nicht das freundschaftliche mögen, sondern das mögen-mögen.
Gosh ich klang wie ein Kind...
"Hast du Hunger?", hakte er nach, wobei er bereits ins Auto stieg.
Ich nickte und setzte mich auch rein.
"Okay, was willst du essen? Pizza, Pasta, Burger...?"
"Überrasch mich."
Die Fahrt verlief in einem unbehaglichen Schweigen während mein Gehirn sich selbst tausend Fragen stellte.
Ich wusste nicht mal, ob ich ihn zurückmochte.
Wollte ich mit ihm schlafen? Leider ja. Aber war ich verliebt in ihn? Nein. Keine Ahnung.
Vielleicht machte ich mir jetzt auch nur unnötig Gedanken. Es wurde ja nicht einmal von Caleb bestätigt und Lorena konnte ja wohl nicht seine Gedanken lesen. Außerdem war er mein Chef, auch wenn irgendwelche Gefühle im Spiel waren, musste es nicht heißen, dass er daraufhin handeln würde.
Wir hielten vor einem Italiener und stiegen aus.
"Das ist Alecs Lieblingsrestaurant", teilte er mir mit, auf was ich mit einem Nicken antwortete.
"Herr Monteiro, herzlich willkommen. Ich werde gleich ein Tisch für Sie frei machen", begrüßte uns ein Mitarbeiter freundlich.
Nach kürzester Zeit fanden wir uns an einem Tisch wieder und der Mitarbeiter war eigentlich einer der Besitzer, Paolo.
"Ich hoffe mal Ihre Freundin ist nicht veranlagt dazu Wein auf unsere Kellner zu schütten", scherzte Paolo, was nur er verstand, denn Caleb und ich wechselten kurz einen verwirrten Blick.
"Nur wenn sie es verdienen", machte ich mit einem gezwungenen Lächeln mit, weshalb er auflachte.
Caleb setzte sich schon mal hin während der Besitzer des Restaurants meinen Stuhl für mich nach hinten zog.
"Kann ich euch schon mal etwas zu trinken bringen?", hakte er nach.
Ich bestellte etwas, was ich normalerweise nicht bestellen würde, da ich es mir zu Angewohnheit gemacht hatte nur mit engen Freunden zu trinken.
"Einen Martini bitte", sagte ich schnell bevor Caleb überhaupt seinen Mund aufmachen konnte.
Ich hatte die Hoffnung, dass ich die unangenehme Atmosphäre mit Alkohol ertränken könnte.
Caleb sah mich kurz perplex an ehe er sich eine Cola bestellte. Paolo notierte sich die zwei Getränke und gerade als er zwei Schritte wegtrat fing Caleb an zu reden.
"Wir sollten darüber reden-"
"Doch lieber zwei Martinis, bitte!", warf ich schnell panisch ein, was der Besitzer zum Glück noch hörte und nickte.
Caleb blickte mich mit einem 'Was zur Hölle?!'-Blick an bevor er fortfuhren wollte.
"Woah habe ich einen Hunger", unterbrach ich ihn und blickte auf die Speisekarte, die Paolo auf dem Tisch platziert hatte.
"Grace-"
"Uuh Lachs Carpaccio klingt doch ganz gut", redete ich über ihn hinweg.
"Oder vielleicht doch Spaghetti Arabiatta? Ich hatte schon lange keine Spaghetti mehr...vielleicht dann aber als Bolognese. Ich habe irgendwie Lust auf Fleisch."
"Ihre Getränke", kam es von Paolo, der die Drinks auf den Tisch stellte. Er stellte eines der Martinis vor Caleb, weshalb ich es schnell zu mir zog, es exte und fast an der Olive starb.
Ich hustete wie verrückt bevor ich mich etwas einkriegte und mich an meinen zweiten Drink machte, diesmal ging ich aber Achtsam mit der Olive um.
Die zwei Jungs sahen mich nur verstört an.
"War gut, könnte ich nun bitte Wasser haben?", fragte ich mit verzogenem Gesicht und rauer Stimme.
"Gerne...", antwortete Paolo.
"Also Grace, wegen-"
"Und noch ein Martini bitte", fügte ich schnell an, weshalb Caleb frustriert auf seine Stirn klatschte.
"Oh und ich hätte gerne Spaghetti Bolognese und für Caleb einen gemischten Salat", bestellte ich dann und musste dabei in mich reinlächeln als ich das abzog, was er mal bei mir gemacht hatte.
Caleb war viel zu verzweifelt in dem Moment und sagte nichts dazu. Er hatte es wahrscheinlich nicht mal mitbekommen.
Mein Inneres war mit Wärme gefüllt und der Knoten in meinem Bauch hatte sich gelöst, weswegen ich mich zufrieden zurück in meinen Stuhl lehnte.
"Der Service hier ist echt bemerkenswert", gab ich beeindruckt von mir als Paolo wieder in Sicht mit meinen Getränken kam.
Ich trank erstmal ein Schluck Wasser ehe ich an meinem Martini nippte.
Jolene meinte immer, dass ich zwar selten trank aber wenn, dann trank ich wie ein Loch.
Ich musste ihr da leider widersprechen. Ich trank gerade wie eine Lady. Meine Beine waren übereinander gekreuzt und ich hielt das Glas in nur einer Hand.
Wow jemand sollte ein Porträt von mir zeichnen. Ich wette ich sah gerade wie eine High-Society Lady aus. Oh und jemand musste mir ein neuen Martini bringen, der hier war schon wieder leer.
"Fresa", sprach Caleb, weshalb ich überrascht zu ihm sah.
Fresa? Fresa hieß, dass er nicht wütend auf mich war. Okay und es hieß Erdbeere auf Spanisch.
"Hmm?", hakte ich nach.
"Wir sollten darüber reden wie wir das mit den Zimmern machen. Logan und Scott wollen wohl in ein Hotel wechseln und ich weiß nicht, ob du in meinem Zimmer bleiben oder in ein Gästezimmer ziehen willst. Wenn du mein Zimmer möchtest, könnte ich in eines der Gästezimmer ziehen", kam es von ihm.
"War das was du auch vorher sagen wolltest?", fragte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen, woraufhin er nickte und ich plötzlich in Gelächter verfiel.
Oh mein Gott, ich hatte mich umsonst so zulaufen lassen. Na ja nicht umsonst, ein Martini kostete 5,80 $ um nach der Karte zu gehen.
Caleb seufzte genervt, was mich dazu animierte mich zu beruhigen. Ich ließ mir seine Worte nochmal durch den Kopf gehen und mit einem Mal fing meine Unterlippe an zu zittern.
"Was soll das heißen?", fragte ich ihn den Tränen nahe, weshalb er mich konfus ansah.
"Was soll was heißen?", fragte er mich unsicher zurück und die ersten Tränen rollten bereits über meine Wange.
"Oh mein Gott", gab ich weinend von mir.
"Fresa?", kam es nur verstört und besorgt gleichzeitig von ihm ehe er auf meine Seite lief und sich vor mich hinkniete.
"Alles okay? Wieso weinst du?", fragte er sanft, was mich noch mehr zum Weinen brachte.
"Du -du willst mich nicht mehr", sagte ich neben meinem Schluckauf.
Verwirrung durchzog sein unglaublich tolles Gesicht ehe er anfing zu lächeln und meine Hände in seine nahm.
"Fresa-"
"Uhh Spaghetti", schoss es aus mir als ich das Essen erblickte und meine Hände aus Calebs zog, um vor Freude zu klatschen.
Ich hörte Caleb neben mir genervt aufseufzen, doch achtete dann nicht weiter auf ihn, denn Paolo hatte den Teller vor mich gesetzt.
Nachdem ich mein Gesicht mit der Serviette abgetrocknet hatte fing ich auch schon an das Essen in meinen Mund zu stopfen.
Caleb saß mir nun wieder gegenüber und sah von mir runter auf seinen Salat bevor er erneut zu mir blickte.
Er wollte gerade etwas anmerken als ich zu ihm hochschaute. Dann schüttelte er nur schmunzelnd seinen Kopf und fing an zu essen.

Das Essen verlief größtenteils ruhig und mit ruhig meine ich, dass ich über Hunde redete und Caleb mir zuhörte und das mit gewisser Interesse. Er nickte, wo er nicken musste, gab Geräusche wie 'mhm, hmm, aah' von sich, wenn sie verlangt waren und er lächelte dabei die ganze Zeit. Seine Laune war definitiv besser als zuvor.
Nach meinem sechsten Martini waren wir dann bereit zu gehen und Paolo kam mit der Rechnung an unseren Tisch.
"Ich mach schon", teilte ich ihm lächelnd mit und nahm ihm die Rechnung aus der Hand bevor ich sie Caleb überreichte, was ihn zum Lachen brachte.

Als ich zum Verlassen des Restaurants aufstand drehte sich plötzlich alles und ich musste mich an dem Stuhl festhalten.
Holy...ich war viel zu schnell aufgestanden.
Ich hörte Caleb kurz auflachen bevor er mir seinen Arm anbot, an welchen ich mich dankbar klammerte.
"Das sollten wir öfter machen. Essen macht Spaß", gab ich von mir während er mich zum Auto führte.
"Du meinst saufen macht Spaß", antwortete er amüsiert.
"Das auch", nuschelte ich als mich Müdigkeit überkam.
Warum wurde ich immer müde nach einer großen Mahlzeit?
Caleb setzte mich überraschend sanft auf den Beifahrersitz und schnallte mich an.
"Das kann ich auch selber", beschwerte ich mich und schnallte mich aus Trotz ab, um es selbst zu machen.
"Beeindruckend", kommentierte er ironisch.
Nachdem er sich auch reingesetzt hatte und losgefahren war wanderten seine Augen im Minutentakt zu mir.
"Was?" fragte ich und blickte nun auch zu ihm.
"Wieso hast du ihm Restaurant geweint?", rückte er mit der Sprache raus.
"Weil ich wollte", antwortete ich schulterzuckend und wandte meinen Kopf wieder zum Fenster.
Manchmal wünschte ich mir ich wäre ein Gepard und könnte schnell rennen. Oder Forrest Gump...der war auch ziemlich schnell.
"Was hast du damit gemeint, ich würde dich nicht mehr wollen?", fragte er weiter.
"Dass du mich nicht mehr willst", erklärte ich komplett verständlich, was mich wieder traurig stimmte.
"Und du willst, dass ich dich will?", bohrte er weiter, weshalb ich aufseufzte.
"Ich will nicht wollen, dass du mich willst aber ich will und ich will, dass du mich willst ohne, dass ich dich will", kam es erschöpft über meine Lippen.
"Was?"
"Also du möchtest, dass ich dich mag ohne mich zurück zu mögen?", fragte er mit zusammengezogenen Augenbrauen.
"Ja ich sagte doch, ich will nicht wollen, dass du mich willst aber ich will und ich will, dass du mich willst ohne, dass ich dich will", erklärte ich nun genervt.

Was war so schwer daran zu verstehen?
"Aber du magst mich? Also mehr als nur freundschaftlich?", stellte er gefühlt die tausendste Frage.
"Hey Amigo, wir sind hier nicht bei wer wird Millionär also stell mir nicht so schwere Fragen", mahnte ich ihn.
"Du magst mich", stellte er auf einmal mit einem breiten Grinsen klar, weshalb ich ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte. Wie kam er bitte auf sowas?
"Du hast einen Eierkopf", sagte ich zu meiner Verteidigung und drehte mich dann endgültig zum Fenster während er vor sich hinlächelte.

Arrogance. | ✔Där berättelser lever. Upptäck nu