Dreiundzwanzig

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"Psht Fresa", weckte mich Calebs Stimme sanft.
"Hmm?", brachte ich nur heraus.
"Ich habe dir Frühstück hergerichtet", teilte er mir mit, weshalb ich schließlich langsam meine Augen öffnete.
Und in der Tat, Caleb stand mit einem Tablet vor mir.
Was zum?
Träumte ich etwa noch?
Langsam richtete ich mich auf, in eine sitzende Position, streckte mich und rieb mir den Schlaf aus den Augen.
"Danke?", bedankte ich mich leicht verwirrt und müde zugleich, auf was er mit einem Lächeln antwortete.
Er legte das Tablet auf meinem Schoß ab und ich nahm sofort einen Schluck vom Kaffee.
"Ich würde dich heute gerne wieder auf ein Date nehmen", fing er an, weshalb ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen anblickte und dabei mein Lächeln unterdrücken musste.
"Wow beruhig dich, wir hatten unser erstes Date erst vorgestern", antwortete ich gespielt abgeschreckt, wobei ich innerlich vor Freude hätte platzen können.
Er blickte mich daraufhin mit genervter Mimik an.
"Ich mein, ich kann deine Besessenheit mit mir schon verstehen aber du solltest es versuchen langsamer anzugehen", fügte ich arrogant an bevor ich in ein Lächeln ausbrach, da Caleb mich mit einem 'Dein Ernst?'-Blick ansah.
"Du hast eindeutig zu viel Zeit mit mir verbracht", atmete er kopfschüttelnd aus ehe er ebenfalls anfing zu lächeln.
"Deswegen sollte ich heute lieber nicht mit dir ausgehen", gab ich schulterzuckend von mir, was angemerkt ein kompletter Scherz war.
Ich wollte unbedingt etwas mit ihm unternehmen.
Wow, ich hätte niemals gedacht, dass ich mal so über ihn denken würde...
"Na gut", sprach er und nahm kurzerhand das Tablet zu sich.
"War ein Spaß. Natürlich gehe ich mit dir aus. Ich liebe es Gutes für Bedürftige zu tun", verbesserte ich mich schnell und nahm das Tablet wieder zu mir.
Er schüttelte amüsiert seinen Kopf.
"Dein neues Selbstbewusstsein steht dir", sprach er schmunzelnd.
"Deine fürsorgliche und liebe Seite dir auch", antwortete ich grinsend ehe ich ein Biss von meinem Toast nahm.
"Normal. Mir steht alles", kam es daraufhin arrogant von ihm, weshalb ich mich an meinem Toast verschluckte und auflachen musste.

"Okay, jetzt mal ehrlich, wohin fährst du mich Caleb?", hakte ich misstrauisch nach als vor uns nur noch vereinzelt Bäume und sonst nur leere Felder auftauchten.
"Ich sagte doch in eine verlassene Fabrik, um dich dort zu foltern und schließlich zu verkaufen", wiederholte er die Antwort, die er mir schon davor gegeben hatte.
"Witzig", sagte ich ironisch.
"Hätte nicht gedacht, dass du Folter und Menschenhandel amüsant findest", kam es von ihm, was ich wie ein Profi ignorierte.
"Komm schon Fresa, lass dich doch einfach überraschen", sprach er und nahm dabei meine Hand in seine.
"Ich weiß was wir machen", gab ich plötzlich von mir als ich etwas erblickt hatte.
"Schieß los", antwortete Caleb sicher, dass ich es nicht erraten würde.
"Eine Heißluftballonfahrt."
Calebs Grinsen fiel und er ließ beleidigt meine Hand los.
"Ich hasse dich", murmelte er dann genervt davon, dass ich richtig lag.
YES! Ich wollte schon immer eine Heißluftballonfahrt machen!
"Du bist der beste. Das wollte ich schon immer machen", freute ich mich aufgeregt und ohne darüber nachzudenken drückte ich einen Kuss auf seine Wange.
Caleb war zunächst überrascht bevor er glücklich lächelte und meine Hand wieder in seine nahm.

Wenn ich meine schönsten Erlebnisse der Reihe nach sortieren müsste, dann würde ich die Ballonfahrt ganz sicher auf Platz eins setzen.
Das Gefühl was ich ganz oben in der Luft hatte war eines aus Wunder und Angst zugleich.
Die Angst rückte während der Fahrt jedoch dann immer mehr in den Hintergrund, was wahrscheinlich daran lag das Caleb seine Arme von hinten um mich geschlungen hatte.
Seine Ausrede, um dies zu tun war und ich zitiere: 'Ich will dich nur von dem kalten Wind schützen. Ich habe keine Lust, dass du krank wirst, weil ich ansonsten die ganze Arbeit alleine machen muss.'
"Das war das schönste Date überhaupt. Danke", bedankte ich mich freudestrahlend bei ihm als wir wieder gelandet waren und der Pilot mit dem Ballon beschäftigt war.
"Ich denke das hat einen Kuss verdient", kam es grinsend von ihm zurück.
"Ich küsse nicht auf dem zweiten Date", teilte ich ihm mit vorgetäuschter Gleichgültigkeit mit.
Das Ding war, ich wollte Caleb schon während der Fahrt die ganze Zeit küssen, aber das musste er ja nicht wissen.
"Ab dem wievielten dann?", hakte er mit hochgezogenen Augenbrauen nach.
"Normalerweise auf dem dritten aber da du so ein Arschloch bist ab dem vierzehnten", informierte ich ihn.
"Arschloch? Ich?", gab er theatralisch von sich und fasste sich dabei an die Brust.
"Jup nur, weil du in der letzten Zeit so süß warst, hast du noch lange nicht die vergangenen Wochen exorziert", antwortete ich.
"Du findest mich also süß, huh?", kam es eingebildet von ihm, weswegen ich mir gespielt genervt auf die Stirn klatschte.
"Mach es fünfzehn Dates", verbesserte ich mich.
"Du bist wirklich scharf darauf mit mir Zeit zu verbringen", sprach er grinsend.
"Okay das war wohl dann doch das letzte", scherzte ich.
"Hey! Nein", beschwerte er sich sofort wie ein kleines Kind.
Wir diskutierten noch bis zum Auto bis ich dann das mit dem 'letzten Date' wieder zurücknahm.

Am nächsten Morgen wurde ich erneut von Caleb geweckt.
Dieses Mal aber ohne ein Tablet mit Essen.
"Bereit für Date Nummer drei?", kam es von ihm, weshalb ich meinen Kopf in meinem Kissen vergrub.
"Nicht dein Ernst?", nuschelte ich erschöpft.
Melodie und Jay hatten mich die ganze Nacht mit Monopoly wachgehalten während Caleb, Xavier und Alec mit Felipe über Skype in einer 'Konferenz' waren.
"Doch also steh auf. Wir haben eh nicht so viel Zeit, weil wir heute zurückfahren müssen", bestand er darauf und zog mir meine Decke weg.
"Zwei Stunden für ein Date reichen. Es ist noch genug Zeit", murmelte ich.
"Fresa, ich will heute Abend ankommen, weil ich Samstag in die Firma muss also haben wir eh nicht so viel Zeit", antwortete er und zog mich diesmal aus dem Bett.
"Müssen wir raus gehen?", quengelte ich.
Es war kurz leise bevor er seinen Kopf schüttelte.
"Warte hier", sagte er, womit ich komplett einverstanden war.
Ich legte mich wieder ins Bett und deckte mich zu.
Ein paar Minuten später kam er mit einem Pick-Nick Korb und einer Decke an.
"Eigentlich wollte ich das auf einem schönen Aussichtspunkt machen, aber deine Entscheidung", gab er von sich und breitete alles auf dem Boden aus.
"Ich bereue sie nicht", antwortete ich und setzte mich ihm, eingerollt in der Decke, gegenüber.
Das erste, was Caleb machte war es mir Kaffee einzuschenken, wofür ich echt dankbar war.
Die ersten Minuten schwiegen wir beide. Ich, weil ich zu müde war und er, weil ich zu müde war.
"Gilt das überhaupt als Date?", hakte er verwirrt nach.
"Ja wieso?", fragte ich zurück und griff nach einer Erdbeere.
"Weil das nichts Außergewöhnliches ist", erklärte er, weswegen ich schmunzeln musste.
"Man muss nicht unbedingt ein ganzes Eisstadion mieten oder eine Heißluftballonfahrt machen, damit es als Date qualifiziert wird und ich weiß nicht wie es bei dir ist, aber bei mir kommt es nicht oft vor, dass ich im Haus in Pyjamas picknicke", gab ich amüsiert von mir.
"Okay", atmete er erleichtert aus und nahm ein Biss von seinem Croissant.

Nach dem 'Pick-Nick' und nachdem ich mich hergerichtet hatte, machten Caleb und ich uns mit Jay und Xavier - in zwei getrennten Autos- wieder auf den Weg zurück in die Firma. Ich hatte noch bis Montag frei, dank dem Wochenende, und war froh wieder daheim zu sein, um die restlichen Tage zugenießen und über die vorherigen zu reflektieren.
Wir kamen ungefähr um 19.00 Uhr an und ich stieg, nachdem ich mich bei Caleb bedankt hatte, aus. Jedoch hatte er mal wieder andere Pläne, denn er stieg mit mir aus und folgte mir.
"Was machst du?", fragte ich amüsiert als ich die Haustür aufsperrte.
"Willst du wirklich deinen Freund um diese Uhrzeit heimfahren lassen?", fragte er gespielt schockiert zurück.
"Den Titel musst du dir erst noch verdienen, aber du hast recht. 19.00 Uhr ist einfach zu spät", antwortete ich schmunzelnd.
"Glaub mir das werde ich", gab er mit einem Zwinkern und Lächeln von sich ehe er mir meine Tasche mit den Kleidungsstücken abnahm und mir hinterherlief.
In der Wohnung ließ er sich direkt auf die Couch fallen und breitete sich aus.
"Ich geh erst mal duschen. Ich würde ja sagen mach es dir gemütlich aber das hast du bereits", teilte ich ihm belustigt mit.
Es war wirklich unglaublich, dass ich die letzten sechs Tage jeden Tag bis zu fast 24 Stunden mit Caleb verbracht hatte und nun immer noch nicht genervt von ihm war oder eine Auszeit davon benötigte.
Sonst war ich immer jemand, der nach zwei Tagen keine Lust mehr auf eine Person hatte.

Arrogance. | ✔Where stories live. Discover now