Fünfunddreißig

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Eine Woche verging ohne, dass ich es wirklich bemerkte. Jolene und Aaron waren fast täglich bei mir gewesen und hatten mich so gut wie es ging abgelenkt, doch sobald die beiden wieder gingen kam alles wieder hoch. Es war unglaublich wie sehr man sich in Menschen täuschen konnte.
Ich schüttelte enttäuscht meinen Kopf ehe ich aufstand, um duschen zu gehen. Jolene hatte mich dazu überredet mit ihr rauszugehen, sie meinte frische Luft würde mir guttun und außerdem wollte ich bei ihr im Café nach einem Platz fragen.
Sie würde heute meine Kündigung in der M4-Company abgeben und dann direkt zu mir kommen, um mich abzuholen. Mein Herz schien sich zusammenzuziehen als ich nur daran dachte.
Gosh, ich musste wirklich meine Scheiße zusammenkriegen. Ich mein wir waren nur zwei Monate zusammen gewesen...

Jolenes P.O.V

"Warum zur Hölle kann ich nicht selbst zu ihm hoch und ihm die Kündigung geben?!", keifte ich die Frau leicht aggressiv an.
"Sie haben keinen Termin. Ich kann Sie nicht einfach zu Herr Monteiro lassen. Er ist sehr beschäftigt", teilte mir die Rezeptionistin gezwungen professionell mit.
"Ich zeig ihm gleich beschäftigt", murmelte ich genervt unter meinem Atem.
"Wie bitte?", hakte sie nach und lehnte sich dabei etwas vor.
"Können Sie ihn bitte anrufen und ihm mitteilen, dass ich hier bin und dass es um Frau Williams geht", versuchte ich es und zwang dieses Mal ein hoffentlich freundliches Lächeln auf meine Lippen.
Ich würde den Typen noch unter die Finger kriegen und ihm dann die Zehennägel rausreißen!
Oder eww...
Ich will seine Füße nicht anfassen müssen...Aaron kann das machen während ich-
"Okay, Sie können hoch", unterbrach mich die Rezeptionistin müde.
"Perfekt."
Dieses Mal schenkte ich ihr ein diabolisches Grinsen bevor ich von einem Security-Guard hochgeleitet wurde.
"Was?", fragte ich den alten Glatzkopf zickig, weil er mich die ganze Zeit über angesehen hatte.
"Mach nichts Blödes", warnte er mich nur.
Pff als hätte ich jemals etwas Blödes getan...
"Eh ich und etwas Blödes? No way José", antwortete ich beleidigt.
"Mein Name ist Roy."
"Okay dann halt no way Roysé", verbesserte ich mich.
Er seufzte deswegen auf, doch ich hatte noch mitbekommen, wie seine Unterlippe sich für einen klitzekleinen Moment noch oben bewegt hatte.
Meiner coolen Aura konnte einfach keiner wiederstehen...
Vor einer großen Tür hielten wir schließlich an.
"Wie gesagt mach nichts Blödes. Ich will mich nicht gezwungen fühlen dich rauszuwerfen. Der jüngste Monteiro ist nicht so begeistert davon, wenn ich Frauen grob behandle", mahnte er mich erneut.
"Schon klar", antwortete ich augenrollend.
Der jüngste Monteiro konnte mich mal. Ich würde Caleb mit meinen Jackie-Chan-moves fertig machen.
Glatzkopf klopfte für mich und nachdem Caleb 'herein' gerufen hatte trat ich ein.
Roy warf mir noch kurz einen Blick zu ehe er die Tür hinter mir schloss.
Meine Augen landeten auf der Pissbirne und ich verzog sofort angeekelt mein Gesicht.
Nicht nur angeekelt, weil er ein Idiot war, der Grace verletzt hatte, sondern angeekelt, weil er nun ja...eklig aussah.
"Eww. Was zur Hölle ist mit dir passiert?", rutschte es aus meinem Mund.
Er atmete nur müde aus und blickte mich dann erschöpft an.
"Wie geht es ihr?", fragte er mich stattdessen und eine Alkoholfahne traf mich mitten ins Gesicht, was mich fast zum kotzen brachte.
Wir hatten es erst elf Uhr und der Junge war schon betrunken. Meine Jackie-Chan-moves konnte ich gegen jemand so wehrlosen nicht einsetzen. Das wäre ehrenlos.
"Besser als dir. Sie ist jetzt verheiratet und hat zwei Kinder", log ich mit verschränkten Armen und sah ihn dabei herausfordernd an, weshalb er seine Augenbrauen verwirrt zusammenzog.
"Verheiratet? mit zwei Kindern?", wiederholte er meine Worte.
"Wir sind erst seit neun Tagen getrennt", erinnerte er mich wieder daran.
...mein Fehler.
"Tja ihr neuer Typ...Josh...hat es halt drauf. Er ist nicht umsonst Astronaut", log ich einfach weiter.
"Und bevor du dich jetzt vor Trauer weiterbetrinkst: Hier ist ihre Kündigung", fügte ich an und warf es einfach auf seinen Tisch.
Er sah es nicht mal an, stattdessen legte er seinen Kopf in seinen Nacken und starrte an die Decke.
Ich wollte ja wirklich hier reinkommen und eine Show abziehen, aber der Typ sah schlimmer aus als mein Dad, wenn seine Lieblingsmannschaft gegen die Broncos verloren hatte.
"Okay keine Ahnung was du für eine scheiße abgezogen hast oder wieso ihr euch getrennt habt, aber ich finde es nicht okay von dir, dass du so kaputt aussiehst! Ich wollte hier reinkommen und dich fertig machen aber das kann ich jetzt nicht, weil du schon so fertig aussiehst also fick dich!", maulte ich ihn schließlich wütend an, da er meinen Plan zerstört hatte.
"Entschuldigung", entschuldigte er sich reuevoll.
Ugh wie konnte er sich nur entschuldigen?! Dieser Bastard!
"Unerhört!", gab ich noch entrüstet von mir bevor ich aus dem Büro stürmte.

"Alles okay?", fragte Roy mich leicht amüsiert und mit hochgezogenen Augenbrauen, weshalb ich ihn böse ansah.
"Du hättest mich vorwarnen können, dass er so aussieht Roy. Ich dachte wir wären Freunde!", sprach ich theatralisch während wir zum Aufzug liefen.
"Freunde?", kam es belustigt von ihm.
"Eh ja? Sorry, wenn du dich schon in mich verliebt hast, aber ich bin praktisch vergeben", teilte ich ihm emphatisch mit.
Der Arme...
"Praktisch vergeben?", hakte er nach.
"Ja also wir sind schon zusammen aber er weiß es noch nicht", erklärte ich ihm meinen Beziehungsstatus.
"Verstehe...", antwortete Roy.
"Ich weiß, dass du es verstehst...deshalb sind wir Freunde", gab ich nickend von mir und schenkte ihm dabei ein kleines Lächeln.
Er schüttelte nur amüsiert seinen Kopf ehe er mit mir ausstieg.
"Komm gut heim", verabschiedete er sich.
"Danke du auch", antwortete ich bevor ich mein Gesicht verzog.
Genau Jolene 'danke du auch', weil er jetzt auch nach Hause gehen würde...
Gosh, wieso war ich so?
Kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg zu Grace. Mission Aufheitern würde gleich beginnen.

Arrogance. | ✔Where stories live. Discover now