Achtunddreißig

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Ich weiß nicht was in mich geraten war. Der Brief von Mel? Die Unterhaltung mit Lorena? Felipe und Lorena so gesehen zu haben? Die letzten Tage, Wochen in denen ich mir den Kopf über Caleb zerbrochen hatte? Vielleicht hatten auch alle vier Sachen eine Rolle dabei gespielt, dass ich jetzt meinen Koffer packte, um noch rechtzeitig zu Mels Hochzeit zu kommen. Dass ich dort hingehen würde bedeutete nicht, dass ich Caleb in die Arme springen und alles vergessen würde, es bedeutete viel mehr, dass ich mit ihm reden und schauen wollte was sich so ergab.
Okay und vielleicht war der letzte Satz einfach nur eine Rechtfertigung für diese eventuell nicht ganz nachvollziehbare Aktion aber mein Gott...
Ich musste mich nicht rechtfertigen.
You only live once.
Okay wow. Ich war wirklich durch, wenn ich das als Erklärung für mein verhalten nutzte.
"Was zur Hölle tust du da?", unterbrach mich Jolenes Stimme inmitten meines Zusammenbruchs oder wie auch immer ich das betiteln sollte, was gerade in meinem Kopf vor sich ging.
"Koffer packen", antwortete ich fast schon manisch.
"Okay und warum zur Hölle packst du deine Koffer?", stellte sie mir eine weitere berechtigte Frage.
"Ich gehe auf Mels Hochzeit", murmelte ich nur noch.
"Und das tust du wieso?", hakte sie tadelnd nach.
"Wie zur Hölle bist du überhaupt reingekommen?", drehte ich den Spieß um, weil ich ihre Frage nicht beantworten wollte.
Sie formte ihre Augen zu schlitzen.
"Ich habe vier Mal geklingelt und du hast nicht aufgemacht. Ich wusste, dass du daheim bist und ich hatte Angst, dass du vielleicht dein Bewusstsein verloren hast nachdem du in deinem Bad ausgerutscht bist und deinen Kopf angeschlagen hast. Denn wieso sonst solltest du die Tür nicht öffnen? Also habe ich den Schlüssel benutzt den du mir gegeben hast", erklärte sie fast in einem ganzen Atemzug.
"Und jetzt du. Wieso? Was hat sich geändert?", kam sie zurück auf das eigentliche Thema.
"Ich weiß es nicht Jolene, okay? Ich weiß es einfach nicht. Weil ich muss? Weil ich will? Weil ich ihn liebe?", schoss es aus mir genervt heraus.
"Okay", antwortete sie ruhig.
"Okay?", fragte ich fassungslos.
"Ja...okay", wiederholte sie sich schulterzuckend.
"Du willst mich also nicht aufhalten? Oder mir einen Vortrag halten was für ein Idiot ich bin?", hakte ich verwirrt nach.
"Nein. Es würde nämlich nichts bringen und außerdem braucht man nicht für alles eine Begründung. Wenn du denkst du musst auf die Hochzeit dann geh auf die Hochzeit und wenn du meinst du musst dich mit Caleb aussprechen dann mach das. Nicht alles muss logisch und durchdacht sein, sonst wäre das Leben langweilig", sprach sie gleichgültig ehe sie sich auf mein Bett setzte.
Dies war all die Bestätigung, die ich brauchte. Ich atmete erleichtert aus und machte mich fertig für die wahrscheinlich dümmste Idee aller Zeiten.

Calebs P.O.V

"Und er hat dich schon wieder an den Eiern", sagte Jay erfreut darüber, dass Xavier mich erneut in Schach besiegte.
"Glückwunsch", gab ich desinteressiert von mir und nahm einen letzten Schluck vom Whisky.
Mein Bruder sah mich nur mit einem emphatischen Blick an während Jay seinen Kopf schüttelte.
"Das alles wegen einem Mädchen...", murmelte er ehe er die Schachfiguren in ihre Positionen stellte für ein weiteres Spiel.
"Fresse", konnte ich noch bitter von mir geben ehe ich aufstand, um mich kurz darauf auf die Couch zu legen.
"Wieso hast du es ihr überhaupt erzählt? War doch klar, dass sie so reagieren würde", sprach Jay weiter und fickte meinen Kopf somit mehr als der Alkohol.
"Hast du erwartet, dass sie dir nach der Story in den Arm fällt und sagt kein Stress?"
Er benutzte dabei nicht mal Gleitgel und Kondome.
Genervt sah ich ihn an. Ich hatte nicht mal die Kraft wütend auf ihn zu sein. Er hatte ja recht.
Ich wusste ehrlich gesagt nicht was ich erwartet hatte. Ein kleiner Teil von mir hatte eventuell darauf gehofft, dass sie so in mich verliebt war um auf meine Vergangenheit zu scheißen.
"Ich mein ich kenne ja Grace jetzt nicht so gut, aber anders als Mel hatte sie selbst noch nie etwas mit so einer Sache zu tun und anders als Lorena-"
"Jay Fresse", unterbrach Alec ihn schließlich als er ins Wohnzimmer trat.
Jay hob daraufhin unschuldig seine Hände.
"Ich mein ja nur."
"Du meinst zu viel. Wir haben die scheiße zwischen Lorena und Felipe mitbekommen. Es war richtig so Grace es schon von Anfang an zu sagen so musste sie nicht so viel leiden wie Lorena", belehrte Alec ihn.
"Ja oder er hätte ihr gar nie etwas sagen brauchen, da alles der Vergangenheit angehört und wir nichts mehr damit zu tun haben. Es wäre niemals rausgekommen", kam es von Jay.
"Alter Alec heiratet und ich bin das Gespräch der Familie oder was?", seufzte ich genervt aus.
"Redet über die anstehende Hochzeit. Ich geh pennen", teilte ich den drein mit und griff nach der halbleeren Whisky Flasche bevor ich in mein Zimmer schlenderte.
Der Alkohol half mir dabei einzuschlafen und bevor ich einnickte dachte ich an Erdbeerrote Haare und strahlend grüne Augen und hoffte auf ein Wiedersehen.

Arrogance. | ✔Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora