Fünfundzwanzig

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Wisst ihr was meine schlimmste Eigenschaft war?
Dass ich alles, aber auch wirklich alles überdachte.
Wie kam es dazu, dass ich mich so schnell in Caleb verliebt hatte? War es überhaupt zu schnell oder eine angemessene Dauer? Wieso hatte ich mich überhaupt in Caleb verliebt?
War ich krank? Hatte ich eine Fehlfunktion in meinem Gehirn?
Ich verbrachte also meinen Sonntag mit überdenken und googeln.
Wie lange brauchte ein Mensch, um sich zu verlieben?
Die Antworten waren unterschiedlich und von Person zu Person anders.
Manche brauchten zwei Wochen manche fast ein ganzes Jahr.
Ich hatte einen Monat und ein paar Tage gebraucht.
Aber wenn man die Quantität der Zeit bedachte, die wir miteinander verbachten dann war es nicht mal so schnell.
Wir hatten uns fünf Tage die Woche immer für acht Stunden gesehen, denselben Raum geteilt. Manchmal sogar länger als acht Stunden, dann hatten wir auch öfter etwas an Wochenenden gemacht und die letzten sechs Tage waren wir fast 24 Stundenlang beisammen gewesen.
Und wieso ausgerechnet Caleb?
Vielleicht, weil er der einzige Typ war mit dem ich Zeit verbracht hatte? Vielleicht, weil mein Gehirn von meinen Hormonen benebelt war und ich unbedingt mit ihm schlafen wollte und es mit Verliebtheit verwechselte? Oder vielleicht, weil Caleb ganz süß war, wenn er wollte und ich seine arrogante und kindische Seite komischerweise charmant und amüsant fand?
Oh Gott...ich musste unbedingt Jolene anrufen...

Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung wie es Montag zwischen mir und Caleb ablaufen würde.
Es war etwas anderes mit ihm außerhalb der Arbeit etwas zu unternehmen und sich in der Arbeit zu treffen.
Als es aber Montag war, gehörte diese Sorge in der ersten Sekunde in der ich das Büro betrat der Vergangenheit an.
Auf meinem Platz lag ein Bouquet Pfingstrosen.
Meine Mundwinkel zuckten zu einem Lächeln.
"Hast du eine Ahnung von wem die sind?", fragte ich ihn scherzend und nahm sie in die Hand, um an ihnen zu riechen.
"Ne keine Ahnung", antwortete er, ohne seinen Blick vom PC zu nehmen.
Eine kleine Karte war an dem Strauß angebracht, was ich schmunzelnd rausnahm und darüber las.
'Von dem heißen Typen, der immer in deiner Wohnung auftaucht, was du angeblich nicht möchtest.'
"Sehr witzig", kommentierte ich lächelnd, weshalb er mich mit einem eingebildeten Schmunzeln ansah.
"So kennt man mich", antwortete er.
Ich rollte nur belustigt meine Augen und machte mich dann an die Arbeit.

Dienstag fand ich auf dem Tisch Narzissen vor.
"Was für eine Ironie", sprach ich amüsiert als ich sie erblickte.
"Ironie, wieso?", kam es verwirrt von Caleb.
"Der eingebildetste Typ, den ich kenne, schenkt mir Narzissen...", gab ich von mir als ich den Strauß annahm und ansah.
"Was hat das damit zu tun?", hakte er immer noch verwirrt nach.
Man, da war aber einer ungebildet...
"Caleb die Narzisse ist ein Symbol der Eitelkeit und Eigenliebe. Einer griechischen Sage nach verliebte sich Narzissos unsterblich in sein Spiegelbild und fiel ins Wasser und ertrank als er sich selbst mit seinem Spiegelbild vereinigen wollte", belehrte ich ihn schmunzelnd.
"So tiefgründig ist es nicht. Ich habe die nur gekauft, weil sie schön ausgesehen haben", informierte er mich leicht beleidigt.
"Dankschön", bedankte ich mich amüsiert.

Mittwoch waren es Tulpen.
Donnerstag Lilien und Freitag zum krönenden Abschluss rote Rosen.
Vielleicht interpretierte ich zu viel in die Blumen aber die letzten drei Arten standen alle für Liebe und meine Wangen erhitzten sich bereits bei dem Gedanken.
Ich war wirklich ein Loser.
"Weißt du was die letzten drei Blumenarten, die du mir geschenkt hast, bedeuten?", fragte ich Caleb in einem gespielt nebensächlichen Ton während ich durch E-Mails mit einem Kunden korrespondierte.
"Nach dem Fail mit den Narzissen, habe ich alle Bedeutungen gegoogelt bevor ich dir die Blumen gekauft habe", teilte er mir seufzend mit, wobei er sich müde streckte.
"Okay", gab ich knapp von mir während ich innerlich eine Party feierte.
Er wusste also ganz genau für was sie standen!
Warte...überdachte ich schon wieder?
Höchstwahrscheinlich.

Meine Mittagspause verbrachte ich mit Jay und Xavier, da Caleb noch ein paar Telefonate zu führen hatte.
Das ganze Essen lang bemühte ich mich Xavier in die Gespräche mit einzubinden und achtete darauf ihm nur 'Ja oder Nein'- Fragen zu stellen damit er entweder Nicken oder seinen Kopf schütteln konnte.
Mich interessierte es ungemein wieso er nicht sprach.
War er seit seiner Geburt stumm? War irgendwas im Laufe der Zeit passiert?
Ich hatte keine Ahnung aber wollte auch nicht nachhaken, weil ich Angst hatte, dass es nicht mein Platz war zu fragen.
"Also sind du und Caleb nun offiziell?", fragte Jay, wobei er schelmisch mit seinen Augenbrauen wackelte.
"Wir daten uns nur", antwortete ich mit einem gespielt genervten Augenrollen.
"Aber es läuft darauf hinaus", bestand er grinsend darauf.
"Ich kann leider Calebs Gedanken nicht lesen", sprach ich schulterzuckend.
"Und jetzt zu euch. Wie sieht es bei dir und Xavier aus? Habt ihr zwei Freundinnen oder datet ihr jemanden?", wechselte ich den Fokus auf die beiden.
"Ich? Ne. Es gibt da ein Mädchen, welches ich ganz nett finde und Xavier? Der hat bis jetzt nur ein Mädchen scharf gefunden und die haben wir nur einmal gesehen und dann nie wieder", erzählte Jay vage.
Ich zog meine Augenbrauen überrascht hoch.
"Und wer ist das Mädchen, welches du ganz nett findest?", fragte ich Jay.
"Und vielleicht siehst du das Mädchen ja noch einmal Xavier. Man trifft sich immer zweimal im Leben", sagte ich dann an Xavier gewandt, der mir ein kleines Lächeln schenkte.
"Kennst du nicht...", antwortete Jay, was sich verdächtig nach einer Lüge anhörte, aber ich ließ es durchgehen.
Ich wollte ihn nicht zwingen es mir zu sagen.
Ich war ja nicht Jolene.
Nach dem Mittagessen lief ich wieder ins Büro, wo Caleb immer noch am Telefonieren war.
Als ich eintrat legte er jedoch nach einer knappen Verabschiedung auf.
"Habe dir ein belegtes Baguette mitgebracht", teilte ich ihm mit und legte es auf dem Tisch ab.
"Danke...ehm du hast morgen nichts vor oder?", hakte er nach.
"Nope."
"Gut, ich hole dich um 09.00 Uhr ab", entschied er.
"Was ist mit dem Caleb passiert, der mich nach den Dates gefragt hat und es nicht einfach so beschlossen hat?", gab ich herausfordernd von mir.
"Dem Caleb ist klar geworden das Fragen unnötig ist, da du eh zustimmen wirst", konterte er.
"Touché." Motherfucker...

Arrogance. | ✔Where stories live. Discover now