Romeo & Julia

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Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte gegen das gedämpfte Sonnenlicht an. Sobald etwas Gefühl in meinen Körper zurückkehrte, fuhr ich mir mit der Hand übers Gesicht, ich merkte, dass meine Augen total verquollen waren und fragte mich kurz warum. Wenige Sekunden später stürmten alle Erinnerungen an letzte Nacht zurück auf mich ein und ich drehte mich mit einem Stöhnen auf die andere Seite.

Wieso hatte ich das getan?! Ich hätte Harry mich nicht so schwach sehen lassen sollen... Mit einem letzten tiefen Atemzug stand ich schließlich auf und verdrängte jeden Gedanken und die damit verbundenen Gefühle an gestern Abend. Auf meinem Weg zur Zimmertür kam ich am Fenster vorbei. Überrascht stellte ich fest, dass es bereits später Nachmittag sein musste, die Sonne stand schon ziemlich tief am Himmel. 

Ich runzelte die Stirn, komischerweise war ich gar nicht hungrig. Vorsichtig schlich ich zur Tür und blieb einen Moment daran stehen, um zu lauschen, ich wollte auf keinem Fall Harry begegnen. Nach wenigen Sekunden der Stille öffnete ich vorsichtig die Tür und spähte um die Ecke. So schnell ich konnte flitzte ich ins Badezimmer und schloss die Tür hinter mir ab, nachdem ich meine Badroutine abgeschlossen hatte, endete ich wieder vor Harrys riesigem Spiegel.

Dieses Mal ging ich nicht zurück zu meinem Spiegel, ich blieb einfach ruhig stehen und betrachtete meinen in ein Handtuch gewickelten Körper. Ich seufzte, als ich erkannte, dass meine Wangenknochen deutlich hervortraten, ein Zeichen, dass ich zu wenig aß. Meine nassen Haare hingen lose über meine Schultern und meine Augen hatten irgendwie jeglichen Glanz verloren, ich sah aus wie immer, seitdem ich hier gefangen war. 

Seufzend ließ ich die Schultern hängen, vielleicht konnte ich ja nochmal mit Harry reden? Ich weiß, dass ich es bereits öfters versucht hatte, aber trotzdem... Ich konnte die Hoffnung einfach nicht aufgeben. Es war ja nicht so, dass ich darauf brannte zurück zu meiner Mum zu kommen, nein auf gar keinen Fall! Das einzige Problem war, dass ich unbedingt wieder in die Schule wollte. Beim Gedanken daran, dass ich schon eine Woche verpasst hatte, drehte sich mir der Magen um. Ohne einen Schulabschluss war ich für immer hier gefangen, aber ein Stipendium könnte mein Ticket hier raus sein. 

Ich schluckte einmal schwer und nahm mir vor Harry erneut darauf anzusprechen, ich würde nicht einfach so aufgeben! Natürlich kamen die Zweifel fast im selben Moment. Wieso sollte er jetzt anders antworten? Wann würde er mich überhaupt jemals wieder freilassen können? die Gefahr, dass ich zur Polizei gehen würde, wäre doch immer da, oder? Aber er konnte mich doch für immer hier festhalten... oder? 

Schnell schüttelte ich den Kopf, um nicht weiter daran denken zu müssen und machte mich bereit hinaus zu gehen, schnell zog ich mir noch die Shorts und Harrys Shirt über, bevor ich leise die Tür öffnete. Ohne wirklich zu wissen, warum schlich ich die Treppen hinunter und ging langsam ins Wohnzimmer. Zu meiner Überraschung war dort niemand, also lieb ich einige Sekunden unschlüssig im Türrahmen stehen, bevor ich entschied, dass es das Beste sei hier auf Harry zu warten. 

Langsam spazierte ich die Regalreihen entlang und ließ meinen Blick über die vielen Bücher schweifen, mich faszinierte, wie abgegriffen manche Einbände waren, ich fand, dass das einem Buch einen besonderen Charakter verleiht. Ganz hinten in einem der Schränke sah ich die Spitze eines unglaublich zerlesenen Buches hervorragen. 

Neugierig ging ich darauf zu und zog es vorsichtig hervor. Als ich es schließlich in den Händen hielt, starrte ich ungläubig darauf. Das war eine sehr alte Ausgabe von Romeo und Julia und nach genauerer Betrachtung musste ich feststellen, dass sie sogar zerlesener aussah, als mein eigenes Zuhause. Schmunzelnd betrachtete ich das Buch und fragte mich, ob Harry wohl derjenige war, der sie so oft gelesen hatte.

Neugierig blätterte ich meine Lieblingsstellen auf um zu sehen, ob wer auch immer diese Buch so oft gelesen hatte an diesen Stellen auch geweint hatte. Als ich an der Stelle ankam, wo Romeo Julia wie tot am Boden liegen sieht und sich entschließt Gift zu trinken, fuhr ich vorsichtig mit den Fingern übers Papier. Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, als ich bemerkte, dass dich die Seite an einigen Stellen ein wenig kräuselte, ein Zeichen dafür, dass dort einst salzige Tränen gelandet waren. 

Show me how to love (Harry Styles)Where stories live. Discover now