Weg von hier

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Ich war unfähig mich zu bewegen, zu atmen oder in irgendeiner Weise zu funktionieren. Mein Gehirn spielte mir immer wieder die letzten Worte vor, die sie zu mir gesagt hatte. Du bist nicht länger meine Tochter, hörst du? Ich will dich nie wieder sehen!


Ein Schluchzen bahnte sich den Weg durch meine Kehle, als ich mir der vollen Bedeutung dieser Worte klar wurde. 
Ich hatte keine Mutter mehr.
Keine Familie.
Kein Zuhause. 

Oder kurz gesagt: Ich hatte niemanden, absolut niemanden. Mein komplettes Leben, von dem ich noch vor einer Woche dachte es sei sowieso schon schrecklich genug schien nun nur umso mehr den Bach hinunter zu gehen. Ich wusste weder wohin ich jetzt gehen sollte, noch wovon ich leben sollte. Aber eines wusste ich: Hier würde ich unter keinen Umständen bleiben. 

Verzweifelt versuchte ich mir die Tränen aus den Augen zu wischen, um wenigstens einen Teil meines Sichtfeldes wieder zu erlangen. Dann sprintete ich entschlossen auf die Treppen zu und stürmte halbwegs blind in mein Zimmer. Ohne darauf zu achten, was ich auf meinem Weg zerstörte. 

Ich riss die Tür eilig auf und zerrte meine Reise Tasche unter dem Bett hervor. So schnell ich konnte stopfte ich meine gesamten Klamotten inklusive ein zweites Paar Schuhe hinein. Außerdem jedes Einzelne meiner Schulbücher, meine Lieblingsbücher und meine Sachen aus dem Bad. Dann warf ich einen letzten Blick zurück in das Zimmer, von dem ich wusste, dass ich es nie wieder sehen würde. 

Eine neue Welle Tränen überschwemmte meine Augen, als ich daran dachte, wie viele Erinnerungen an diesem Raum hafteten und wie viele Male ich mich hierhin zurückziehen konnte. Das würde nun nicht mehr der Fall sein. Schniefend wischte ich mir mit dem Ärmel über die Augen, bevor ich mich so schnell ich konnte umdrehte und die Tür hinter mir zuknallte. 

Ich wollte nichts mehr, als ganz schnell weg von hier. Als ich einen Blick ins Wohnzimmer warf, hielt ich jedoch inne. Ich wusste, dass meine Mum immer eine gewisse Anzahl an Geld in der Vase aufbewahrte, die über dem Bücherregal stand. Kurz war ich hin und her gerissen, jedoch wurde ich schmerzhaft an die letzten Worte meiner Mum erinnert und warf alle Bedenken über Bord. 

So schnell ich konnte rannte ich hinüber zu der Vase und zerschmetterte sie mit einem lauten Knall am Boden. Das war nicht nur gut, um mich etwas ab zu reagieren, sondern würde meiner Mutter auch zeigen, dass ich ihr Geld mitgenommen hatte und würde sie hoffentlich zur Weißglut treiben! 

Vorsichtig holte ich die Scheine zwischen den Scherben hervor und atmete einmal tief durch, bevor ich meine Tasche wieder schulterte und im Höchsttempo aus dem Haus lief. Draußen war es dunkel, der sonst so strahlende Mond hatte sich hinter einer Wolkendecke versteckt und erlaubte es mir nur die ungenauen Umrisse des Hauses zu sehen, in dem ich aufgewachsen war. Ich musste die Tränen hinunterschlucken, als ich daran dachte, dass ich es nun zum letzten Mal sah.

Ich wollte weg von hier. Weg von diesem Haus, weg von dieser Stadt, weg von diesem Land, weg von meiner Mutter. Alles, was ich wollte war das alles nie wieder zu sehen. Ich dachte nicht darüber nach, wohin ich gehen würde und auch nicht was ich machen würde. Irgendwo würde ich schon einen Job finden können. 

So wandte ich mich von dem Haus ab, das einst mein Zuhause dargestellt hatte und lief die Straße entlang. Ich hatte keine Verwandten oder ähnliches zu denen ich gehen konnte, also plante ich einfach für diese Nacht ein Hotel zu finden, in dem ich bleiben konnte. Ich hoffte, dass sie mich für alt genug halten würden, um ein Zimmer zu mieten.

Natürlich stellte das auf Dauer keine Option dar, da das Geld, das ich von der Frau, bei der ich aufgewachsen war genommen hatte nicht sehr lange reichen würde. Aber für den Moment würde es schon gehen. Ich würde einen Job finden, ich würde mir eine Wohnung suchen und ich würde frei sein. Ich musste es nur schaffen niemanden erfahren zu lassen, dass ich minderjährig war. 

Bei diesem Gedanken schluckte ich. Ich war hier illegal. Schnell wurden alle Bedenken aus meinem Kopf vertrieben, als ich an meine Optionen dachte. Im Licht der Straßenlaternen erkannte ich, dass sich knapp vor mir eine Bushaltestelle befand und ließ mich wenige Minuten später seufzend auf die Bank sinken. Ich schaute nicht nach, wann der nächste Bus kommen würde, oder ob diese Nacht überhaupt noch einer fahren würde. 

Ich saß einfach still dort und blickte auf den Scherbenhaufen, der vor scheinbar langer Zeit einmal mein Leben gewesen war. Ich konnte nicht glauben, dass das alles wirklich passiert war! Es war so, als wäre ich von einen Tag auf den anderen in eine völlig fremde Welt versetzt worden. Meine trübsinnigen Gedanken würden jedoch von dem Geräusch eines anhaltenden Busses unterbrochen, das mich aufblicken ließ. 

Schnell sprang ich auf und schnappte mir meine Tasche. Der Fahrer warf mir einen eigenartigen Blick zu, als ich auf die Frage, wohin ich denn wolle mit "Bis zur allerletzten Haltestelle" antwortete. Jedoch ließ er mich zahlen und wenige Sekunden später ließ ich mich auf einen der weichen Sitze sinken. Außer mir befanden sich nur zwei weitere Leute im Bus, die jedoch nichts sagten. 

Mein Kopf sank langsam gegen die kalte Fensterscheibe und das gleichmäßige rütteln des Busses wirkte beruhigend auf meinen Herzschlag. Ganz langsam konnte ich entspannen und dachte darüber nach, wie ich wohl gerade aussehen musste. Ein junges Mädchen mit einer Reisetasche und total vom Weinen verquollenen Augen, das mitten in der Nacht mit dem Bus bis zur letzten Haltestelle fahren wollte.

Ich seufzte, ich hatte wirklich niemals gedacht, dass ich einmal eines dieser Mädchen sein würde, die von zuhause abhauen mit nur einer Tasche und etwas Geld. Nun ja, obwohl abhauen nicht das richtige Wort gewesen ist. Ganz langsam beruhigte sich auch der ständig herumschwirrende Strudel meiner Gedanken und ließ es zu, dass ich wieder klar über alles nachdachte.

Ich konnte nicht anders, als all meine Möglichkeiten noch einmal durchzugehen und zu vergleichen, welche die beste war. Zurück konnte und wollte ich nicht mehr, das stellte keine Option dar, in ein Hotel zu gehen erschien mir zurzeit als die beste Möglichkeit, allerdings sollte dort jemand herausfinden, dass ich minderjährig war, dann konnte ich weiß Gott wo landen.

Alleine bei dem Gedanken ins Heim zu kommen lief es mir kalt den Rücken hinunter und ich betete, dass alles klappen würde. Natürlich konnte ich es nicht verhindern, dass auch Harry den Weg in meine Gedanken fand. Ich war mir sehr sicher, dass ich ihn finden könnte, wenn ich es darauf anlegte. Aber ich war mir auch ebenso sicher, dass ich nicht wieder dorthin wollte, denn ich wusste, dass ich wieder nicht frei sein würde.

Ich schluckte einmal schwer, bevor ich mich zwang an etwas anderes zu denken, als Harry. Den Gedanken an ihn konnte ich zurzeit nicht ertragen, ich wusste nicht warum. Die Uhr im vorderen Bereich des Busses zeigte an, dass es bereits Viertel nach Zwölf war und damit schon verhältnismäßig spät. 

Die Minuten vergingen und die beiden Menschen, die mit mir im Bus gesessen hatten stiegen an den folgenden Haltestellen stillschweigend aus. Meine Augenlider wurden immer schwerer und schwerer, als ich die Straßenlichter an mir vorbeiziehen sah. Ich wusste, dass es wahrscheinlich keine sehr gute Idee war in einem Bus einzuschlafen, jedoch konnte ich nach den ganzen Strapazen des Tages nichts dagegen machen.

Ohne, das ich irgendetwas dagegen tat, wiegte mich das sanfte Schaukeln des Busses schließlich langsam aber sicher in den Schlaf und halt mir wenigstens für ein paar Stunden der grausamen Realität zu entfliehen und für ein paar Stunden in einer Traumwelt weiter zu leben, in der Harry überraschenderweise eine Hauptrolle spielte...

Heyyy :DD Sorry für das kurze & langweilige Kapitel :-(
Hat jemand eine Idee, wie es weiter geht? :DDD DANKE AN ALLE FÜR UNGLAUBLICHE FAST 20.000 READS *0*0*0*

Show me how to love (Harry Styles)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt