Prolog - Luxuria.

4.7K 362 72
                                    

  ♚ ♔ ♚


❰  N I A L L  ❱


1 4 . 0 8 . 2 0 0 7





Es war warm, fast schon schwül. Meine Begeisterung darüber, zu Carter Baxter auf die Sommerparty zu fahren, hielt sich in Grenzen. Bei anderen kannte die Euphorie keine Grenzen. Liam und Harry waren ganz wild darauf sich mit möglichst viel kostenlosen Alkohol in den Rausch zu saufen. 

Ihre Begleitung, ein zierliches, persisches Mädchen mit den reizvollen Namen Soraya Estefania und eine blonde Puppe namens Camila, die es auf Liam abgesehen hatte, warfen sich in ihre knappsten Bikinis und rauschten mit Sorayas Geländewagen davon.

„Ach komm schon, Nialler, sei keine Spaßbremse", hatte Liam gemeint und Harry mich gelockt: „Sie grillen, gute Musik, Alkohol bis zum abwinken. Wir können da ordentlich die Chicas tanzen lassen."

Das war primitiv argumentiert. Aber was erwartete ich auch. 

Wir waren sechzehn und meine besten Freunde hatten sowieso nur drei Dinge im Kopf. 

Spaß, Spaß und noch einmal Spaß. 

Und zwar auf allen Ebenen. Oft konnte ich darüber nur den Kopf schütteln. Mich interessierten Joints, leichte Mädchen und Schnapsleichen nicht. Genauso wenig dieser ganze Kram um Sex, One-Night-Stands und ihre Prahlerei, wer wen herumbekommen hatte.

Aus diesem Wettbewerb hielt ich mich raus. Außerdem wüsste ich kein Mädchen, mit dem ich schlafen wollen würde. Zumal ich auch nicht gerade sehr viel Ahnung davon hatte – außer der Theorie – wie das abzulaufen hatte.

Ich wusste aktuell nicht einmal, wieso ich überhaupt zum Zelten an diesen privaten See mitgekommen war. Während ich mir ein Zelt mit Liam teilte, hatten alle anderen eines für sich. Die Wahrheit war einfach, dass ich keine Campingausrüstung besaß und irgendwie war mir das peinlich.

Niemand verlor ein Wort darüber, doch ich konnte an Camilas und Sorayas Gesicht sehen, dass sie mich in ihrem kleinen Lager nur duldeten, weil Liam mich eingeladen hatte. Seine Schwester Eliza ignorierte mich lediglich und das war mir irgendwie sogar ganz recht.

Meine Mutter hatte gemeint, die frische Luft würde mir sicher gut tun. Sommerferien, Zelten am See, Sonne, ein malerischer Ort. Ich hätte lieber mein kleines Zimmer haben wollen, das zum vermüllten Hof raus ging. Meine unzähligen Bücher, die ich aus der Bibliothek hatte und vor allem meine Ruhe.

Ich bereute es, dass ich mir nicht einfach einen Ferienjob gesucht hatte, dann hätte ich die perfekte Ausrede gehabt, als Liam mich dazu überredete diesen Zelten-Unsinn mitzumachen. („Vielleicht wirst du mal braun. Wir können schwimmen, ein bisschen Paddeln und Tauchen.")

Nichts von alldem hatten wir in den letzten zwei Tagen gemacht. Nur jeden Abend ein Lagerfeuer, Wasserschlachten, wobei mein alter MP3Player ertränkt worden war und zwei Bücher aus der Bibliothek ersetzt werden mussten.

Ich gehörte hier nicht her.

Dieses nagende Gefühl blieb beständig an mir haften, auch, wenn Liam das Thema materiellen Wert oder Geld nie zum zentralen Punkt machte. Er übernahm anfällige Kosten einfach und ich fing an das zu hassen. Es roch nach Mitleid, Almosen und als würde man mich kaufen. Auch, wenn ich mich immer wieder daran erinnern musste, dass Liam an so etwas nie denken würde.

ROUGE [ Zweiter Akt ] ✓Where stories live. Discover now