13 Am Ende der Welt.

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❰  S O P H I A   ❱





Die Anstrengung machte mich fertig, aber es war auch wunderschön die Strecke zu diesem Haus zu wandern. Island war ungewöhnlich schön, also ignorierte meine Lunge und den schweren Rucksack. Bergab war die Wanderung nicht leichter, denn man musste ständig aufpassen, dass man nicht abrutschte.

Liams Entschuldigung war seltsam für mich, denn sie klang aufrichtig. Wäre er mein tatsächlicher Ehemann, den ich aus Liebe geheiratet hätte, dann hätte ich ihn in der Luft zerrissen. Die Scheidungspapiere hätte ich schon zum Anwalt geschickt und ihm jeden Cent unter seinem Hintern weg geklagt.

Aber das hier war keine normale Ehe.

Umso schwieriger war die Frage, wie ich mich nun verhalten sollte.

Der Weg unter meinen Füßen war brüchig, aufgerissen und uneben, ich hatte die letzten Stunden darauf achten müssen, nicht zu stolpern. Schließlich traten wir aus dem Wald heraus und vor uns öffnete sich ein tiefblauer See.

Im klaren Wasser spiegelten sich die Berge wieder, auf dessen Spitzen Schnee lag, wie feiner Zuckerguss. Hinter mir machte Liam Fotos und ich wandte mich zu ihm um. Ihm schien zu gefallen, was er sah und ich schmunzelte

„Das Haus ist auf der anderen Seite", stellte Liam fest und zeigte in die Richtung. Tatsache, ein ganzes Stück hatten wir noch vor uns.

„Hoffen wir, dass dort nichts verwildert wurde", sprach ich, doch Liam schnaubte nur: „Wer latscht schon so weit raus, um irgendwo zu randalieren?"

Da hatte er auch wieder recht.

Schweigend schafften wir es bis zum Haus. Die Bretter der Veranda knarrte unseren Füßen und vor mir musste sich Liam mit aller Kraft gegen die Holztür stemmen, um sie aufschließen zu können. Ich ließ den Blick über den See wandern, ein Steg führte ziemlich weit hinein. Der Himmel war offen und wäre es nicht so kühl, dann würde ich es für einen Sommertag halten.

Im inneren des Hauses war es bescheiden, zwei Stühle, ein kleiner Tisch, ein schmales Bett mit Decken und ein massiver Ofen. In der anderen Ecke stand ein Waschbecken. Liam öffnete die einzige, andere Tür im Raum und stellte nüchtern fest: „Plumpsklo."

Vielleicht wären wir doch besser in diesem Abenteuer-Hotel geblieben, aber statt den Gedanken laut auszusprechen setzte ich meinen Rucksack ab und hockte mich auf die Veranda. Erledigt, aber auch stolz den Weg geschafft zu haben, nahm ich mir die Zeit einfach einmal gar nichts zu tun. Dabei sah ich über die wunderbare Aussicht.

Hinter mir klapperte Liam mit einer seltsamen Kaffeekanne herum und schien zu schauen, was man überhaupt verwenden konnte. Nach einer halben Stunde erschien er in der Tür und sein Blick ging ebenfalls über diesen schönen klaren See.

Man könnte meinen, wir wären am Ende der Welt.

Leichter Nebel war auf der anderen Seite des Sees zu sehen und verschaffte der Aussicht etwas Gruseliges.

„Was hat die hässliche Heidi gesagt, wir müssen in den See springen, weil das Glück bringt?", sprach er und nickte leicht: „Ja, das ist irgendso ein kryptischer Glaube." In wie weit das Wasser da Einfluss hatte, wusste ich nicht.

Liam zog sein Handy aus der Jackentasche und ich hörte ihn etwas davon murmeln: „Kein Empfang", dann lief er auf der Veranda auf und ab, immer schön das Handy hochgehalten. Kurz beobachtete ich ihn, dann sah ich wieder auf den See und spürte meine schmerzenden Füße. Irgendwie wurde ich die Vermutung nicht los, dass ich ordentlich nach Schweiß stank.

ROUGE [ Zweiter Akt ] ✓Where stories live. Discover now