22 Exklusiv.

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  L I A M  ❱





Die Parties von Ari Onassis waren legendär, daran gab es nichts zu rütteln. Ich kannte niemanden, bei dem die Grenzen zwischen Skandal und legale Machenschaften so weit ausgedehnt wurden, wie bei ihm. Zwischen absoluter Hemmungslosigkeit, Rauschzustände und verbotenen Substanzen verlor man ab und an schon einmal den Kopf.

Die einen häufiger, als die anderen.

Und es war überflüssig zu erwähnen, dass ich meinen Kopf nicht nur einmal suchen gehen musste, geschweige denn mir die Frage stellte, in welchem Land ich gerade war.

Ari war ein Playboy der alten Schule, charmant, täuschend freundlich und mit einem Akzent gesegnet, der die meisten Tussis schon beim bloßen Klang seiner Stimme feucht werden ließ. Und Ari wusste das nur zu genau.

Er war der Typ, der die zukünftige Schwägerin während des Probe-Diners fickte und bei der Trauzeugenrede dann seinem Bruder gespielt aufrichtig alles Gute für eine Ehe wünschte. Natürlich mit einem ekelhaften Lächeln auf den Lippen.

Obwohl er sich durch die Betten der Frauen bewegte, wie eine Raubkatze, sich nahm, was er wollte und mit seinem Charme sämtliche weibliche Gehirne vernebelte, so spielte er nach seinen eigens aufgesetzten Ari-Regeln.

Im Gegensatz zu mir, behandelte er seine Verflossenen nicht gleichgültig und angenervt, sondern gab auch jenen noch das Gefühl, dass diese eine beschissene Nacht für ihn etwas Besonderes gewesen war. Ganz gleich, ob er sich überhaupt dran erinnern konnte, oder nicht.

Ich hatte ihn mal einen schleimigen Saftsack genannt, weil er nicht die Eier in der Hose hatte, um sich von weiblicher Last zu trennen, doch statt beleidigt zu sein, hatte er nur selig gelächelt und gemeint, dass er für den Fall eines tiefen Falls eine Armee von Frauen hinter sich hätte, die ihn nur zu gerne aufnahm.

Ob er jedoch je so tief sinken würde, war fragwürdig. Denn den Onassis gehörte das halbe Meer, was Öltanker angingen, Inseln und den freien Handel mit Frachtschiffen. 

Ari war der kleine Liebling des Familienoberhauptes und es war davon auszugehen, sollte der Alte abtreten, Ari bis ins nächste Jahrtausend Geld verpulvern konnte.

Ziemlich gut gelaunt machte sich Sophia früh für die Party fertig, sie konnte ihre Neugier nicht hinter dem Berg halten, während ich mir wünschte, sie würde einen plötzlichen Anfall von Kopfschmerzen erleiden. Aber entweder verstand sie meinen Wink mit dem Zaunpfahl nicht, oder sie ignorierte ihn hartnäckig.

Schließlich sagte ich ihr unverblümt ins Gesicht, dass sie besser zu Hause bleiben sollte. Daraufhin musterte sie mich belustigt: „Angst, dass ich dich vor deinen Freunden blamiere?"

Nein, aber Angst, dass sie ein paar Dinge in den völlig falschen Hals bekam und auf die völlig falschen Leute traf. Gut, Harry würde nicht dazu gehören, aber der Rest der Gesellschaft.

Aris geladenen Gäste hatten nichts mit Manieren, Regeln und Prüderie am Hut. Sie kamen überwiegen aus Milieus, von denen tugendhafte Engländer zwar schon gehört hatten, aber die für sie auf der anderen Seite der Erdkugel lagen.

In einem luftigen, hellblauen Sommerkleid, einer großen Sonnenbrille auf der Nase und offenen Haaren spazierte Sophia schließlich vor mir am Hafen entlang. Die eigentlich überflüssige, Strandtasche geschultert, erzählte sie mir, was sie über Ari gelesen hatte. Nichts, was ich sowieso schon wusste.

ROUGE [ Zweiter Akt ] ✓Where stories live. Discover now