5 Die Panik.

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❰  S O P H I A  ❱





Ich schluckte hart, dann sprach ich: „Wie sind Sie hier rein gekommen?" 

Hinter mir zog Louis seine Jacke aus und schien nicht die Spur beeindruckt zu sein. Stattdessen warf er seine Tasche auf die Couch und merkte an: „Ich sehe mich mal in deiner Küche um." Obwohl er noch nie hier war, schien er sich zu bewegen, als wäre er hier Dauergast.

Eliza folgte ihn mit den Augen, bis er verschwunden war. Dann neigte sie den Kopf und musterte mich eingehend. Ohne auf meine Frage einzugehen, sprach sie: „Wo finde ich Niall?"

„Im Krankenhaus", entwich es mir. „Er hat eine schwere Lungenentzündung."

Verstehend nickte Eliza und dann raffte sie ihre Handtasche und ich begriff, dass sie dabei war zu gehen.

„Wollen Sie nicht warten, bis Liam wieder kommt?", fragte ich und kurz hielt sie inne, dann sah sie mich wieder an und der Ausdruck auf ihrem Gesicht gefiel mir nicht. Er hatte etwas Abschätziges.

„Nein", antwortet Eliza in einer ausdruckslosen Tonlage. „Ich bin froh, wenn ich ihn nicht sehen muss und offen gesagt, das sollten Sie auch sein."

Damit überrumpelte sie mich und ich starrte sie einen Moment zu lange an, denn Eliza fuhr fort: „Falls Sie glauben, dass Sie meinen Bruder ändern können, dann täuschen Sie sich. Er wird sich niemals ändern und immer zuerst an sich denken. So, wie er es schon immer getan hat."

Ich räusperte mich: „Ich habe nicht vor ihn zu ändern."

Das schien Eliza zu überraschen, doch dann brach sie in lautes Gelächter aus: „Dann haben Sie ihn aus freien Willen mit all seinen Nachteilen geheiratet?"

Ich antwortete nicht und das schien ihr alles zu sagen. Denn Elizas vollen Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. „So etwas habe ich mir schon gedacht. Liam wäre nie reif genug, um jetzt bereits freiwillig zu heiraten. Demnach lag es auf der Hand, dass etwas nicht stimmen würde."

Eliza schien besser auf dem Laufenden zu sein, als man vermuten mochte.

„Wenn Sie gescheit genug sind, dann sehen Sie zu, dass Sie die Nähe meines Bruders meiden. Er bringt nur Enttäuschungen mit sich."

„Das glaube ich nicht", korrigierte ich sie. „Liam kann sehr wohl anständig sein."

Wieder lachte Eliza: „Reden Sie sich das nur ein. Früher oder später werden Sie schon noch begreifen, dass er sich niemals ändern wird und sich auch von niemanden ändern lässt." 

Sie wandte sich zum gehen, dann setzte sie noch hinzu: „Merken Sie es lieber früher als später und setzten Sie einen guten Ehevertrag auf. Ein dickes Konto tröstet über eine große Demütigung ganz gut hinweg. Das habe ich mir zumindest sagen lassen."

Dann ging sie und ich sah ihr, unfähig mich zu bewegen, nach. Ihr Besuch war nur kurz, aber er hinterließ einen bitteren Nachgeschmack und ganz langsam wurde mir etwas bewusst. So schön Eliza auch nach außen war, umso hässlicher empfand ich sie innerlich.

Wie konnte sie so etwas über ihren Bruder sagen?

Es klang furchtbar... herzlos und verächtlich.

Louis kam schließlich mit einer Flasche Wein ins Wohnzimmer und schloss seinen Stick an, damit wir auf dem riesigen Fernseher die Kollektion sehen konnten. Er lenkte mich wirklich gut ab, bestellte chinesisches Essen und wir arbeiteten uns beständig vor.

ROUGE [ Zweiter Akt ] ✓Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora