24 In allen Farben.

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  S O P H I A  





Ich blieb noch ganze zwei Tage im Bett, ehe ich mich wieder richtig gut fühlte. Immer wieder ging mein Kreislauf ziemlich runter, also riskierte ich nicht und begnügte mich mit gammeln. Leider fiel in der Zeit auch die Klimaanlage aus. Mittags wurde es als unglaublich warm.

Liam schien das nicht besonders viel auszumachen und der zuständige Techniker ließ sich verdammt viel Zeit damit, bei uns vorbei zu schauen. Doch so blieb nichts anderes, als die Fenster Abends auf zu reißen und zu schwitzen. Liam und ich diskutierten darüber, ob wir wirklich noch nach Thailand oder auf die Philippinen reisen wollten, oder einfach unseren Aufenthalt hier verlängerten.

Da ich von Spanien noch nicht allzu viel gesehen hatte und ich nicht unbedingt Lust hatte schon wieder die Koffer zu packen, fragte ich, ob wir nicht einfach hier bleiben könnten. Ihm schien das völlig egal zu sein, er telefonierte anschließen und damit hatten wir das schlichte Haus weiter für uns.

Am dritten Tag fühlte ich mich wieder richtig gut und wollte endlich einmal die vier Wände verlassen. Ich zog mir eine luftige Bluse zu der dünnen Caprihose an und sah im Hof, dass Liam den Oldtimer Aston Martin aus der Garage fuhr. Das Dach war zurückgefahren und ich band mir automatisch das lange Haar zusammen.

„Wo fahren wir hin?", fragte ich ihn, als ich mich auf den Beifahrersitz schwang. Irgendwie war es bei uns zur Gewohnheit geworden, dass er fuhr und nicht ich.

„In der Nähe ist eine kleine Stadt, der Markt soll ganz gut sein", erklärte er ruhig. In den letzten Tagen hatten wir über die Party bei Ari nicht mehr gesprochen und obwohl Liam danach wieder seine arschige Seite zeigen musste, so war ich doch froh, dass er mich direkt von der Yacht gebracht hatte.

Ich fand immer genug Kopfschmerztabletten im Bad und eine Flasche Wasser neben meinem Bett, wenn ich aufwachte. Er beschwerte sich nicht einmal, dass ich nichts anderes getan hatte, als herumzuliegen und das sagte mir mehr, als ich vielleicht wahrhaben wollte.

Langsam, aber sicher bekam ich Probleme damit Liam einzuschätzen. Vor ein paar Monaten war ich ganz einfach immer vom Schlechtesten und Oberflächlichsten ausgegangen. Richtig böse Überraschungen konnten somit nicht passieren.

Er war ein verantwortungsloser, egoistischer und verwöhnter kleiner Junge gewesen, zumindest hatte ich ihn immer so gesehen. Jetzt wusste ich, dass ich falsch lag.

„Was ist los?", fragte er plötzlich, als er das Auto gelassen über die Landstraße zwischen ließ. Ich blinzelte und schob mir die Sonnenbrille auf die Nase: „Nichts."

Liam grinste süffisant: „Hast du überlegt, wo du Nachschub herkriegst, was deinen Stoff angeht?"

„Ja sicher!", erwiderte ich sarkastisch. Mir ist natürlich danach noch ein paar Tage im Bett zu verbringen. Wieso nimmt man so einen Kram überhaupt?"

Ich rechnete nicht wirklich mit einer Antwort und umso überraschter war ich, dass Liam sprach: „Weil es sich gut anfühlt für einen gewissen Zeitraum die Realität zu verdrängen. Umso beschissener fühlt man sich allerdings, wenn man wieder aufwacht."

Da widersprach ich nicht und sah stattdessen auf die Aussicht. Spanien war abseits vom Tourismus wirklich schön und ich hatte Glück, dass Liam sich in genau diesen Ecken auskannte und nicht auf den Partymeilen von Europa.

ROUGE [ Zweiter Akt ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt