11 Island.

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Schweigen.

Das dominierte den Flug über zwischen Sophia und mir. An erster Stelle jedoch, weil sie kurz nachdem wir New York verlassen hatten und uns in der Luft befanden, in ihrem Sitz einschlief. Sie hatte sich in eine weiche Decke gekuschelt, ihren Zopf gelöst und einfach die Augen geschlossen.

Ich wusste, dass zum ersten Mal ein Teil ihrer Kollektion aufgeführt worden war und auch wenn ich kein Stück davon gesehen hatte, war mir bewusst, wie viel Arbeit so eine Show machte. Meine Grandpa und auch mein Vater hatten ihr Leben danach ausgerichtet.

Geburtstage, Familienfeste, Schulaufführungen, all das war nie so wichtig, wie die Aufmerksamkeit irgendwelcher Kritiker, Stars und Sternchen. Als Kind hatte ich das gehasst. Oft genug sah ich, wie enttäuscht Eliza war, wenn sie die Hauptrolle in einem Schultheaterstück hatte und Dad nicht zur Aufführung kam. 

Später war es bei Grace ähnlich. Sie schaffte es unter die besten fünfzig Schwimmer von New York und Dad ließ sich den finalen Wettkampf entgehen.

Wie gut, dass aus Sophia und mir niemals so etwas, wie eine Familie werden würde, denn ich konnte mir jetzt schon bildlich ausmalen was für ein Desaster das werden würde.

Ich hörte Musik über den Flug und als wir in Island landeten, da war es kalt, windig und man konnte bereits vom Flughafen aus die erstaunliche Landschaft sehen. Ich wandte mich um, als unser Geländewagen beladen wurde.

Die Landschaft von Island war geprägt durch Vulkanismus und Wasserereichtum. Es gab unzählige aktive Vulkane, Flüsse, Seen und Wasserfälle. Einige würden wir in der Zeit hier besuchen. 

Unter anderen den Dettifoss, einen der energiereichsten Wasserfälle Europas. Hier trafen sogar Gletscher aufeinander und ich fragte mich, wieso ich nicht schon früher hierher geflogen war.

Im Auto waren Sophia und ich das erste Mal wirklich alleine, doch auch dort sagte sie nichts. Stattdessen nahm sie den wuchtigen Schal von ihrem Hals und schaltete die Musik ein. Das Navigationssystem zum Reykjavik Residence Hotel war bereits eingestellt und kurz zögerte ich. Doch dann beschloss ich kein Gespräch anzufangen und stattdessen loszufahren.

Eine herrliche Landschaft zog an uns vorbei. Nur wenig Häuser waren zu sehen und genauso schwierig war es demnach auch gewesen eine passable Unterkunft zu finden. Man hatte mich telefonisch zuvor gewarnt, dass Island nicht über denselben Luxus verfügte, wie man ihn in New York bereit stellte.

Die Sonne ging gerade auf und zog schwache Strahlen über die Landschaft. Es war schön so etwas zu beobachten. Fast zwei Stunden fuhren wir, lauschten der Musik von James Bay und immer wieder sah man zerfurchte Schönheiten, aber auch unglaubliche Weite, die an Bergen grenzten.

Das Reykjavik Residence Hotel wirkte wie ein altes Herrenhaus und lag etwas abseits einer kleinen Stadt. Für die Zeit über würde das Reykjavik Residence Hotel unser Angelpunkt werden, an den wir immer wieder zurück kehrten. Die Ausflüge fanden weiter außerhalb statt.

Ich hielt das Auto an, wandte mich zur Seite und wollte Sophia etwas sagen, doch diese stieß schon die Wagentür auf und schlüpfte nach draußen. Sie war sauer, ich konnte ihr das nicht einmal verdenken. Man lud den Großteil des Gepäcks wieder aus und ich folgte Sophia ins Innere.

ROUGE [ Zweiter Akt ] ✓Kde žijí příběhy. Začni objevovat