9 Showdown Catwalk.

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❰  S O P H I A  ❱





Die Aufregung und Hektik war enorm. Innerlich flatterten mir die Nerven und ich musste an mich halten, damit ich mich nicht ins Getümmel warf. Stattdessen stand ich hinter der Bühne bei den ganzen Maskenbildnern, Friseuren und Models, inklusive zahlreicher Assistenten.

Meine Hände waren vor Nervosität eiskalt und ich knetete sie unsicher miteinander. Am Rand stehend zwang ich mich zu atmen und nicht daran zu denken, wer alles zur Premiere gekommen war.

Victoria Beckham, Karl Lagerfeld, Vivienne Westwood und Donatella Versace waren nur eine Hand voller Konkurrenz. Gegen deren fachlichen Augen würde ich niemals bestehen, das waren internationale Größen und ich nicht mehr, als eine helfende Hand.

„Sophia?"

Erschrocken zuckte ich zusammen und atmete laut aus. Geoff lächelte. Er stütze sich auf seinem Stock und ich musterte den mitternachtsblauen Anzug. „Komm, wir gehen wo anders hin. Hier können wir sowieso nichts mehr tun."

„Aber-", entwich es mir, doch er nickte mit den Kopf nach links und ich folgte ihm. Es dauerte etwas, bis ich begriff, wo er hin wollte.

Die Show fand in einem alten, angehauchten Viktorianischen Gebäude statt, die Decke bestand aus einer Glaskuppel. Der Catwalk war geformt wie ein großes U und würde leicht nebelig angeleuchtet werden. Alles würde wirken, als befänden wir uns in einem anderen Jahrhundert, mit leichten Jack the Ripper Feeling. Dazu kam, dass die Band kurzerhand abgesagt wurde und Geoff auf die Idee gekommen war ein Orchester zu organisieren, das dramatische Musik spielte. Eine ständige Steigerung würde die Models begleiten.

Geoff führte mich in eine dunkle, kleine und erhobene Nische. Von hier aus konnten wir den gesamten riesigen Saal betrachten. Noch gingen die geladenen Gäste zu ihren Plätzen, tranken Champagner und Platzanweiser eilten umher.

„Wir haben etwas an der Reihenfolge geändert", sprach Geoff leise neben mir und leichte Panik brach in mir aus, doch dann führte er fort: „Wir werden immer erst einen meiner Entwürfe und dann deiner laufen lassen. So nach und nach, denn deine Entwürfe sind voller Farben, während meine schlicht und zurückhaltend sind."

Na so bunt waren meine auch wieder nicht. Aber ich verstand was Geoff meinte. Er ließ schwarz und grau dominieren, ich wagte mich an rot, silber, grün.

Leise ätze er und ich fragte: „Soll ich einen Stuhl organisieren?"

„Nein", antwortete er. „Diese Sensation möchte ich stehend und voller stolz erleben."

Augenblicklich brannten mir die Wangen und dann wandte er sich mir zu: „Als ich die Entwürfe gesehen habe, Sophia, da war ich unglaublich stolz. Also ganz egal, wie das heute ausgehen mag, ob die Kritiker begeistert sind, oder auch nicht, für mich hätte es keine bessere Nachfolgerin geben können."

„D-Danke", sprach ich belegt und er drückte meine Hand: „Aber es wäre ein Desaster, wenn die Linie nicht positiv aufgenommen wird."

Geoffs Gelassenheit irritierte mich ein bisschen. „Nein, für mich nicht. Es war ein Vergnügen mit anzusehen, wie Mr Tomlinson und du den alten Stil der Paynes wieder aufleben lasst und ihn mit modernen Elementen unterstützt. Ich hatte lange kein solches Vergnügen mehr bei der Arbeit."

Er lächelte sanft und wir beobachteten weiter, wie sich der Saal füllte: „Im übrigen, ist es in Ordnung, wenn ich nach der Kollektion die Verträge mit Mr Tomlinson neu verhandle?"

ROUGE [ Zweiter Akt ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt