10 Leidenschaft.

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E L E A N O R ❱





Himmel Herr Gott noch mal.

Mein Kopf dröhnte, als würde ein LKW drüber fahren. Als stände ich am Highway und würde einen auf abgefuckten Anhalter machen. Bloß nicht die Augen öffnen. Sanft rieb ich mit den Fingerspitzen über die Stirn und vergrub das Gesicht schlussendlich fester ins Kissen.

Es roch so... seltsam.

Ein bisschen, wie bei meiner Granny zu Hause. Nach Feldern, ein wenig frischer Wiese und... Wärme. Komisch.

Schwerfällig drehte ich mich auf den Rücken, zog das Laken mit mir und da spürte ich es zum ersten Mal. Mir wurde kalt. Langsam ließ ich die Hand sinken und legte sie auf meinen Bauch. Tatsache, ich war nackt. Erschrocken riss ich die Augen auf und bereute es prompt. Mir wurde schwindelig und ich schloss sie sofort wieder. Nach einigen Minuten in denen ich tief durchgeatmet hatte, fing ich an zu blinzeln.

Vorsichtig sah ich durch das unbekannte Schlafzimmer. Erinnerungsfetzen rasten durch meinen Kopf. Ich spürte die Hände, welche sich unter mein kurzes, schwarzes Kleid schoben. Raue, aber bestimmte Hände mit feingliedrigen Fingern.

Die Party vom Vorabend.

Die unbekannten Getränke. Laute, berauschende Musik. Tanzen, bis meine Füße müde wurden und schließlich ein Kuss.

Hart schluckte ich. Es war lange her, seit mich jemand so geküsst hatte, so leidenschaftlich, sanft und aufregend zugleich. Geistesabwesend strichen meine Finger über die wundgeküssten Lippen und dann schloss ich die Augen vor Scham, denn ich erinnerte mich daran, was danach passiert war.

Stechend, tiefblaue Augen blickten in meine, musterten mich und jeden Zentimeter von meinem Gesicht. Es war, als würde er etwas sehen, was mir nie aufgefallen war.

Danach hatte ich einen Blackout, so lange, bis ich mich langsam aufrichtete, das Laken um meinen Körper gewickelt und mein sündhaft teures Kleid auf dem Boden sah. Schon dachte ich daran, wie ich sämtlichen Stoff am Körper verloren hatte.

Beklemmend stellte ich fest, dass nur meine Klamotten auf den Boden lagen und der gesamte Raum eher ordentlich wirkte. Und irgendwie gesichtslos. Zwei Nachtschränke, ein Wecker, ein großer Schrank und eine Kommode, auf der nicht einmal eine Blume, oder Bücher standen. Schwere Vorhänge bedeckten das Fenster und schwankend humpelte ich drauf zu.

Ich sah auf die Straße. Das ganze wirkte wie Brooklyn. Leichter Regen trommelte gegen die Scheibe und ich strich mich durch das zerzauste Haar. Okay, das Ganze hier war ein One Night Stand und das Beste wäre, wenn ich möglichst schnell von hier verschwand.

Umständlich schlüpfte ich in meinen schwarzen Slip und stürzte heftig gegen die Kommode. Mit aller Kraft hielt ich mich daran fest. Mein Kreislauf war denkbar im Eimer. Was zum Teufel hatte ich nur getrunken? Als hätte mich irgendetwas berauscht und komplett Hemmungslos gemacht. In diesen unbekannten Flaschen, aus dem Orient, oder sonst wo, musste etwas drin gewesen sein.

Regungslos lag ich halb auf der Kommode und wartete darauf, dass der Boden unter meinen Füßen wieder fester wurde. Erstaunlicher Weise musste ich nicht kotzen, das war doch schon einmal ein gutes Zeichen.

„Meine Fresse", murmelte ich und blickte zum Schrank. Die blauen Augen ließen mich nicht los und eine unglaublich schreckliche Befürchtung stieg in mir auf. Schwankend öffnete ich die Schranktür und dann wurde mein Alptraum war.

ROUGE [ Zweiter Akt ] ✓Donde viven las historias. Descúbrelo ahora