32 Zweiter Akt, Ende.

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❰  S O P H I A  ❱




Ich hatte gerade den Dutt im Nacken fertig und schob die letzte Klammer in mein Haar, als ich die Wohnungstür hörte. Es war seltsam, aber an der Art, wie Liam laut die Jacke auf den Sessel im Flur warf, die Schlüssel geräuschvoll auf der Kommode ablegte und sich nicht gerade leise durch den Raum bewegte, erkannte ich fast immer, wann er nach Hause kam.

Ganz, wie üblich stellte ich mir nie Fragen wo er die ganze Nacht über war, ich wusste, dass Liam sich einigermaßen an seinem Vertrag hielt, genauso wie ich und das war alles was ich wissen musste.

Ich wählte einen dezenten Lippenstift und verließ dann meine Seite des Bades und schlüpfte in meine roten Pumps. Nun hatte ich alles und konnte mich auf zur Arbeit machen.

An der Tür fuhr ich erschrocken zusammen, denn ich wurde plötzlich so schwungvoll gegen den Türrahmen gedrückt, dass ich kurz den Boden unter den Füßen verlor.

Liam roch nach Zigarrenrauch und als sich seine Lippen rau auf meine pressten, da schmeckte ich den Alkohol, den er getrunken hatte. Er nahm mir fast die Luft zum atmen, besonders, als er sich wenig später an meinem Hals festsaugte und begann die Knöpfe meiner Bluse zu öffnen.

„L-Liam", sprach ich überrumpelt. „Ich muss zur Arbeit."

„Das kann warten", antwortete er und zog die erste Haarklammer aus meinen Knoten. Sofort fiel meine Frisur ineinander und das Haar rollte sich systematisch aus. So viel dazu, dass ich mir Mühe mit meinen Haaren gegeben hatte.

Seit wir bei den Paynes gewesen waren, war er irgendwie seltsam. Extrem schweigsam und einsilbig. Dass er deshalb Nachts um die Häuser zog, war seine Art irgendetwas zu kompensieren.

Er hauchte feine Küsse auf die freigelegte Haut meines Dekolletees und ich vergrub meine Hände in sein dichtes Haar. Mein Atem ging schneller, denn er schob seine Hände über meinen Po und presste mich dann hart gegen den Türrahmen. Ich verlor erneut den Boden unter den Füßen und gerade wollte ich mich von Liam indirekt überreden lassen, als das Handy in meiner Tasche klingelte.

Tief holte ich Luft: „Ich muss wirklich los, man wartet auf mich."

Liam ließ mich langsam wieder auf die eigenen Beine kommen und löste sich sichtlich frustriert von mir. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zog er sich das dunkle Shirt über den Kopf und ging ins Bad: „Dann viel Spaß."

Er war verärgert und ein wenig konnte ich das verstehen. „Essen wir heute Abend zusammen?", wollte ich wissen und kramte in meiner Tasche herum, die auf dem Bett lag. Dann endlich konnte ich den Anruf von meiner Schwester wegdrücken. Zoé hatte einfach ein furchtbares Timing.

„Liam?", wiederholte ich mich, doch dann rauschte die Dusche. Ich konnte nicht länger warten, also ging ich. Denn in vierzig Minuten traf ich mich mit Louis auf dem Uni-Campus. Basil spielte, wie immer, meinen Fahrer. So konnte ich die Nachrichten von Eleanor durchgehen und Anrufe erledigen. Es sammelte sich unheimlich viel Zeug an und mir half es im Moment nicht sehr viel, dass ich ständig müde war.

So auch jetzt.

Ich rieb mir über die Wangen und zwang mich nicht dem Drang nachzugeben, einfach die Augen zu schließen. Mit den Fingern ging ich durch mein offenes Haar und versuchte es etwas zu ordnen. Sobald ich heute Abend wieder zu Hause war, würde ich mit Liam über das reden, was ihn beschäftigte.

ROUGE [ Zweiter Akt ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt