Innere Leere

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YOONGI:

Ich langweilte mich sehr. Kam in letzter Zeit häufiger vor. Vielleicht lag es daran, dass ich mich ein wenig einsam fühlte.
Ich hatte seit einer gefühlten Ewigkeit keine Beziehung mehr geführt und sehnte mich danach wieder jemanden zu haben auf den ich mich freuen konnte, wenn ich ihn sah. Nach jemanden der sich um mich sorgte und verwöhnte. Jemanden mit dem ich mein Leben teilen konnte.
Doch je mehr ich mich anstrengte jemanden zu finden, desto weniger gelang es mir. Also gab ich es schließlich auf es so verzweifelt zu versuchen.
Ich hatte zwar Hoseok, meinen besten Freund, und einige Kumpel, fühlte mich aber dennoch einsam.
Das schlimmste war jedoch, dass ich einfach nichts dagegen tun konnte. Der Richtige wollte mir einfach nicht über den Weg laufen.
Irgendwann hatte ich mich damit abgefunden.irgendwie. Das änderte aber trotzdem nichts an dem Wunsch einen Partner zu haben. Warum war es so schwer sich zu verlieben? Warum konnte man es sich nicht einfach aussuchen?
Meine letze Beziehung war nun knapp drei Jahre her als ich 17 war. Ich verliebte mich Hals über Kopf in Namjoon. Er war groß und stark und...ich konnte es eben einfach nicht verhindern. Ich wusste ja, dass er dafür bekannt war Leute abzuschleppen, einige Wochen Spaß zu haben und sie dann wieder fallen zu lassen. Ließ mich aber dennoch auf eine Beziehung ein...ich hatte es mir nicht ausgesucht, es passierte einfach, ich konnte mich nicht dagegen wehren. Und ich wollte ihm glauben als er mir immer wieder in mein Ohr flüsterte, dass er mich liebt, dass ich sein ein und alles bin und dass er mich braucht. Hätte mir ja denken können, dass das zu schön war um wahr zu sein.
Und es kam wie es kommen musste...er betrog mich mit dem nächst Besten. Er hatte mich verletzt, mir mein Herz förmlich rausgerissen und es schien mir so, als könnte es nie wieder heilen. Ich hatte ihm auch nie verziehen. Warum sollte ich auch? Das Problem war nur, dass es mir deshalb schwer viel jemanden wieder zu vertrauen. Mittlerweile hatte ich es wieder mehr unter Kontrolle und würde mich wieder öffnen können, solange ich den Richtigen dazu fand.
Nach dieser langen Beziehungspause brauchte ich wieder jemanden, der ein fester Bestandteil meines Lebens sein konnte. Ich wollte mich an jemanden binden. Vergeben sein.
Warum tat Liebe nur so weh...hätte Namjoon mich nicht so sehr verletzt, hätte ich mit Sicherheit nicht solche Schwierigkeiten gehabt, wieder glücklich zu werden. Glücklich...wirklich glücklich war ich ja nicht. Ich schwenkte das Weinglas in meiner Hand, welches bereits halb leer war. Ich hatte schon fast eine ganze Flasche Wein intus. Was sollte ich sonst tun als meinen Kummer zu ertrinken? Ich saß in einer kleinen Bar am Fenster und blickte hinaus auf die Straßen. Alles schien so grau und kalt...was vlt an der Jahreszeit lag, denn der Herbst war fast vorbei und der Winter nahte. Ebenso wurde es schneller dunkel. Auf den Straßen war fast nichts los. Sie sahen so einsam aus, wie ich mich fühlte. Ich stieß einen leisen Seufzer aus und trank mein Glas leer. Während ich mir den Rest aus der Flasche in mein Glas schenkte, bekam ich eine Nachricht. Ihm stellte die Flasche wieder ab und suchte in meiner Lederjacke, die über meinem Stuhl hing, nach meinem Handy. Die Nachricht war von Hoseok. 'Lust was nachher zu unternehmen?' Lust hatte ich keine, aber vlt würde es mich auf andere Gedanken bringen. Beschloss dann jedoch, dass ich lieber den restlichen Tag hier verbringen wollte und mich zu betrinken. War zwar auch kein toller Plan, aber mir war einfach danach und das schrieb ich ihm auch. 'Übertreibs nicht' kam nur zurück. Er machte sich bestimmt Sorgen. Hoseok hatte oft versucht mich aus meinem Tief wieder rauszuholen, doch so ganz gelang es ihm nicht. Ich ließ mich auch nicht wirklich drauf ein. Ich fühlte mich einfach einsam und nutzlos. Eigentlich war meine Situation gar nicht so dramatisch, doch mich machte es einfach fertig und ließ mich einfach davon runter ziehen ohne mich dagegen zu wehren. Ich hob das Glas an meine Lippen und ließ den Wein langsam in meinen Mund laufen. Spürte wie er meinen Hals entlanglief und eine angenehme Wärme verbreitete. Ich blickte wieder zum Fenster hinaus. Ich beobachtete jemanden der an dem Fenster vorbei lief, an dem ich hockte. Ein junger Kerl, etwas jünger als ich. Er telefonierte und schien ganz aufgelöst zu sein. Wer weiß, vielleicht hatte er auch Liebeskummer. Er beachtete mich gar nicht und lief in einem schnellen Schritt vorbei. Er sah süß aus. Er hatte einen dunklen Mantel an und eine grauen Wollschal um den Hals gewickelt. Wäre er jetzt hier reingekommen, hätte ich ihn sogar angesprochen. Er war echt verdammt süß. Ich fragte mich weshalb er wohl so fertig war und malte mir tausend verschieden Szenarien aus, was gerade in seinem Leben passiert sein könnte. Er hatte schöne braune Haare die im leicht ins Gesicht fielen. Zu gern hätte ich gewusst was in ihm vorging. Ich hätte mir alles erzählen lassen können und dann versuchen ihn aufzumuntern. Und dann hätten wir uns näher kennengelernt und ... Nein. War ich schon so einsam, dass ich irgendwelche Fantasien über wildfremde Leute hatte? "Erbärmlich", stellte ich laut fest und widmete mich wieder meinem Weinglas.

Only An Affair?Where stories live. Discover now