Ohne Selbstbewusstsein zu spät gekommen

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JUNGKOOK

In Anbetracht dessen was gestern geschah, war es nicht verwunderlich dass wir drei allesamt zu spät zum Unterricht kamen.

Da die anderen beiden es trotzallem noch nach Hause geschafft hatten, rannten wir nun alle unseren eigenen Weg zur Schule. Allerdings nicht ohne uns vorher noch wie zufällig bei den letzten Schritten auf dem Flur zu begegnen. Es schien fast als hätten wir es abgesprochen gemeinsam zu spät zu kommen.

Tae hatte Jimin mit einem hektischen Hi begrüßt, nachdem er sie über den Haufen gerannt hatte. Jimin grüßte ebenso flüchtig zurück und warf mir, während sie an mir vorbeiflitzte, nur einen seltsamen Blick zu den ich nicht so ganz einzuordnen wusste. Offenbar war die allgemeine Fröhlichkeit von gestern komplett verpufft nachdem der Alkohol an Wirkung verloren hatte.

Wenn ich ehrlich bin hatte ich mich so in den Keller gesoffen, dass ich den Großteil der gestrigen Nacht vergessen hatte. Ich konnte mich nur verschwommen an einzelne Momente erinnern...mein Gehirn war immer noch total vernebelt und ich war mehr als froh dass ich überhaupt noch fähig war mich in die Schule zu begeben. Dem Unterricht folgen würde ich aber mit Sicherheit nicht können. Mein Kopf tat höllisch weh und ich wollte beim besten Willen nicht über irgendwelche Gleichungen nachdenken müssen. Nach Taehyung's Gesichtsausdruck zu urteilen, ging es ihm wohl auch nicht besser als mir. Ehrlich gesagt wirkte er noch mehr zerstreut als ich es wohl war und soweit ich mich erinnern konnte war auch er derjenige gewesen der am wenigsten von uns drei vertrug. Jimin schien verglichen mit uns sehr munter zu sein und man konnte meinen sie war tatsächlich einfach nur spät dran, während wir zwei aussahen wie lebende Tote.

Als wir letztlich an der Tür unseres Klassenzimmers angekommen waren, hielten wir noch kurz inne, um ein wenig verschnaufen zu können.

Taehyung sah mir in die Augen und trotz dem wohl mehr als offensichtlichen Wunsch wieder ins Bett zu gehen, strahlte er etwas unheimlich fesselndes aus, was mir eine Gänsehaut bereitete. Er war so ein herzensguter Mensch, er hatte jemand besseren als mich verdient.

Nachdem wir beide wieder einigermaßen zu Atem gekommen waren, öffnete ich so leise wie möglich die Tür, denn ich hoffte unser Lehrer würde uns so vielleicht nicht bemerken. Doch kaum waren wir eingetreten, prasselte der Zorn unseres Mathelehrers auf uns nieder.

„Jeon, Kim zu spät! Kommt am Ende der Stunde zu mir, um eure Strafe abzuholen.", schrie Herr Choi quer durchs ganze Klassenzimmer. Man meinte fast sein Gesicht würde explodieren so rot waren seine Wangen. Manche Lehrer hatten echte Obsessionen was Pünktlichkeit anbelangte und da war Herr Choi leider die absolute Nummer Eins. Als ob es nichts Wichtigeres gab, als pünktlich zu kommen...andererseits hatten wir bereits über die Hälfte unserer Mathe-Doppelstunde verpasst und so war es irgendwo verständlich.

Ein Blick zu Tae verriet mir, dass es ihm mehr als unangenehm war vor der ganzen Klasse so vom Lehrer angebrüllt zu werden und man konnte auch das ein oder andere Schmunzeln auf den Gesichtern unserer Mitschüler erkennen. Mit gesenktem, sowie hochrotem Kopf ging meine heimliche Flamme auf einen der letzten freien Plätze in der vorderen Reihe zu. Ich schloss die Tür und eilte ebenfalls auf einen noch unbesetzten Platz, wobei ich eine Reihe weiter hinten und zwei Plätze entfernt von Taehyung saß. Choi war mittlerweile wieder längst in seinen Unterricht vertieft und langweilte uns alle weiter mit Mathematik. Ich konnte mich, dank der Unmengen von Soju die ich in mich hineingeschüttet hatte als wäre es Wasser, kaum konzentrieren. Das einzige was ich gerade wollte war schlafen.

Zwar konnte ich mich erfolgreich von einem Nickerchen abwenden, welches sicherlich noch weiteren Ärger eingebracht hätte, aber meine ständigen Blicke zu Tae konnte ich nicht unterdrücken. Es war als suchten meine Augen unentwegt nach seinem wunderschönen Anblick. Ob ich wollte oder nicht, ich musste alle zwei Sekunden zu ihm herüber schielen. Taehyung selbst beschäftigte sich ebenfalls nicht mit dem Unterricht, sondern starrte stattdessen unaufhörlich auf seinen Bleistift mit welchem er die ganze Zeit herumspielte. Auch er schien als hätte er Schwierigkeiten damit die Augen offen zu halten. Am liebsten würde ich jetzt neben ihm in einem warmen, weichen Bett liegen und einfach nur schlafen. Aber bis wir auch nur annähernd an ein Bett heran kamen würde wohl noch eine ganze Weile vergehen, denn schließlich hatten wir ja noch unsere Strafe vor uns. Wie ich Choi kannte würde es entweder was mit putzen oder aufräumen zu tun haben und ich war weder ein Fan von dem einen noch von dem andere. Wobei ich Aufräumen Putzen immer noch vorzog.

Only An Affair?Where stories live. Discover now