Gemischte Gefühle

1.9K 81 13
                                    

JUNGKOOK:

Ich klopfte, doch es kam keine Reaktion. Ich klopfte noch ein weiteres Mal. Wieder keine Reaktion. Da er vielleicht schlief, drehte ich mich um, um zu gehen. Doch dann öffnete sich die Tür hinter mir und ein schwarzhaariger Mann trat aus Taehyungs Zimmer. Er war genauso groß wie ich, aber ein bisschen älter. 20 höchstens 22. Bestimmt ein Kumpel von ihm. „Wer bist du?", fragte er mich, nachdem er mich von Kopf bis Fuß gemustert hatte. „Jungkook. Eigentlich wollte ich zu Taehyung. Ist er da? Schläft er?" Der Typ war mir nicht ganz geheuer. „Er ist da. Er wartet auf dich." Er wartete auf mich? War das jetzt ein gutes Zeichen? Erleichterte wollte ich um ihn herumgehen, doch er ließ mich nicht vorbei. Er kam meinem Gesicht so nahe, dass ich seinen Atem spüren konnte. Was hatte Taehyung nur für Freunde? „Hör zu. Tu Taehyung noch einmal weh und du wirst mich nicht vergessen!" Erschrocken trat ich einen Schritt zurück. Er wusste also alles. Mein Schreck stand mir offensichtlich ins Gesicht geschrieben denn dann meinte er ganz unbefangen: „Oh.Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten...außer du verletzt Taehyung noch mal. Ich bin übrigens Hoseok"

Hoseok hob noch einmal kurz die Hand, bevor er einfach davon ging. Was war DAS denn bitte? Gruseligere Freunde hatte er wohl nicht finden können. Als ich mich wieder gefasst hatte, trat ich, dieses Mal ohne zu klopfen, in sein Zimmer ein. Taehyung lag in seinem Bett, seinen Blick auf das Fenster gerichtet. Natürlich hatte er mich bemerkt, aber er wollte mich nicht ansehen, sondern konzentrierte sich voll und ganz auf die Welt außerhalb des Krankenhauses. Da wo er auch gern wäre. Ich blieb erst mal an der Tür stehen, wollte ihm nicht gleich auf die Pelle rücken. Eine ganze Weile stand ich da, ohne dass Taehyung mich auch nur eines Blickes gewürdigt hatte. „Darf ich mich setzten?", durchbrach ich dann die Stille. Immer noch aus dem Fenster blickend, nickte er. Also setze ich mich auf den braunen Stuhl, direkt neben seinem Bett. „Wie geht es dir?", fragte ich ihn, während ich eine Hand nach seiner austreckte, um sie so zu halten wie ich es Gestern tat. Er zog seine nicht weg, sondern ließ mich einfach seine halten und dafür war ich ihm dankbar. Ich streichelte mit dem Daumen über seinen Handrücken. „Gud. Ich gann ende ser Woche nach Hause." Reden konnte er also...irgendwie. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Sonst wäre er nur noch mehr sauer auf mich gewesen als er es sowieso schon war. „Das freut mich", antwortete ich ehrlich. Nun drehte er doch seinen Kopf, um mich ansehen zu können. Seine wunderschönen, dunklen großen Augen wirkten heute kalt und abwesend. Seinen Blick konnte ich zwar nicht ganz deuten, aber froh mich zu sehen war er irgendwie nicht. Zumindest sah es so aus. „Taehyung...ich weiß nicht was ich sagen soll, außer dass es mir Leid tut..." Jetzt schaute er wieder weg. Wollte meine Entschuldigungen offensichtlich nicht hören. „Ich würde alles tun um das wieder gut zu machen."

„Wirklich alles?", fragte er etwas skeptisch. „Ja" Mehr sagte ich nicht darauf. „Dein Freund der vorhin hier war, ist übrigens mega gruselig. Er hat mir gedroht, falls ich dir noch mal etwas antue" Ihm schlich ein leises Lächeln über die Lippen. „Ernshafd? Eigendlich gennen wir uns ga nich so gud." Was sollte ich darauf jetzt sagen? Keine Ahnung, deswegen ließ ich das so im Raum stehen. Da wir uns nichts weiter zu sagen hatten, redeten wir eine Weile nicht mit einander, saßen nur Händchen haltend in Taehyungs kahlem Krankenhauszimmer. Theoretisch hatten wir genug Gesprächsstoff, doch da dieses Thema für uns beide unangenehm war, redeten wir nicht darüber. Was wir eigentlich hätten tun sollen. Deswegen war ich gekommen, doch ich genoss es einfach so mit ihm zusammen zu sein, ohne an Vergangenheit oder Zukunft denken zu müssen. Ich hoffte dass es ihm genauso ging. Ohne genau darüber nachzudenken näherte ich mich ihm, legte nun meine freie Hand auf Taehyungs andere. Wieder sah er mich mit seinen großen Augen an. Als mein Gesicht seinem so nahe kam, dass ich seinen Atem an meinen Lippen spüren konnte, hielt ich es nicht mehr aus und drückte ihm meine Lippen auf. Er war einfach so anziehend, ich konnte ihm einfach nicht widerstehen. Unsere Augen waren beide geöffnet, seine wahrscheinlich um sehen zu können was ich tue und meine um seine Reaktion zu beobachten. Mit meiner Zunge leckte ich über seine Lippen, bat so um Einlass, welchen er mir auch gewehrte. Nach dem Bruchteil einer Sekunde schubste er mich aber weg, zumindest versuchte er es. Er war noch sehr schwach und zudem hatte ich seine Hände fest gehalten. Der nächste Versuch war ein Biss in meine Unterlippe. „Au" Mit schmerzverzogenem Gesicht ließ ich von ihm ab, stolperte zurück. Das hatte ich nicht erwartet, war von dieser Reaktion etwas geschockt. Verwirrt näherte ich mich wieder Taehyung. „Fass mich nich an! Geh!", schrie er und fuchtelte wie wild mit seinen Armen. „Taehyung", flüsterte ich entgeistert in den Raum. „Hau ab!" Sein Gesicht war vor Wut, Hass und Trauer verzerrt. Und ich wusste nicht was ich tun sollte. Hatte er Angst vor mir? Oder davor dass ich ihm wieder weh tun könnte? Was ich nicht vor hatte. Taehyung hatte so laut gebrüllt, dass eine Schwester nun ins Zimmer gestürmt kam. „Was ist hier los?", fragte sie mit energischem Ton. „Nichs! Er wollde grad gehen!", erklärte Taehyung die Situation der Krankenschwester. Da ich nun keine andere Wahl hatte, ging ich aus dem Zimmer. An der Tür blickte ich noch einmal zurück. Taehyung starrte mir kalt in die Augen. Was hatte ich nur schon wieder getan?

Only An Affair?Where stories live. Discover now