Versöhnung

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Nachdem Jungkook erst eine lange Zeit nicht mehr in die Schule kam, teils seiner Grippe wegen und teils wegen unseres Streites, befürchtete ich er hätte die Schule gewechselt. Eigentlich sollte es mir egal sein. Es sollte mich nicht länger kümmern was er tat, oder wo er war, doch dann würde ich damit meine Gefühle für ihn leugnen. Sie waren noch immer präsent in meinem Herzen und auch wenn sie den ein oder anderen Kratzer abbekommen hatten, so waren sie über die Zeit eher gewachsen als geschrumpft. Ich hatte es versucht, wirklich. Ich hatte versucht mich von ihm loszureißen. Ich WOLLTE mich gar nicht in ihn verlieben und ich wollte auch nicht meine Gefühle wachsen lassen. Ich verstand es erst was es bedeutet zu lieben, als ich es selbst gefühlt hatte und das Sprichwort war wahr. Man kann sich nicht aussuchen in wen man sich verliebt. Alle Versuche ihn zu vergessen oder meine Gefühle für Jungkook zu ersticken, ließen das Ganze nur noch tiefer gehen.

Doch als Jungkook wieder auf den Gängen umhergeisterte, wurde mir endlich klar, dass ich ihn wohl niemals vergessen würde. Erst ging er mir aus dem Weg, schien mit sich selbst zu ringen und im Unklaren zu sein. Er wirkte komplett abwesend, dann jedoch fing er an meine Nähe zu suchen. Erst lief er mir heimlich hinterher, beobachtete mich in den Pausen bis er wieder versuchte mit mir Kontakt aufzunehmen. Nun war ich es der ihm aus den Weg ging. Auch wenn es das war was ich die ganze Zeit über gewollt hatte, so würde ich mich nicht einfach geschlagen geben und vor allem würde ich es ihm nicht so einfach machen. Ich konnte es selbst kaum fassen. Jungkook würde Vater werden und der immer sichtlich dicker werdende Bauch seiner Freundin verriet, dass sie dieses Kind nicht abgetrieben hatte. Lange hatte man die beiden nicht zusammen gesehen, nach einigen Wochen jedoch wartete sie ab und zu nach dem Unterricht auf ihn. Es versetzte mir jedes Mal einen Stich in mein Herz, wenn ich sie Hand in Hand gehen sah. Jungkook wirkte weniger aufgelöst und er lächelte sogar wieder. Dieses Lächeln. Es hätte für mich sein sollen, es hätte mir gelten sollen. Wir sollten so Hand in Hand gehen und das Leben genießen. Es schien fast, als würde er anfangen seinen so offensichtlichen Kummer für mich zu vergessen. Diese Tatsache machte mich nur noch wütender und ich hatte die Wahl. Entweder ich würde die beiden in Ruhe lassen und somit Jungkook für immer verlieren oder ich würde dazwischen schreiten. Wenn ich alles ausdiskutieren würde, und ich hoffte dass das im Bereich des Möglichen lag, dann würde erneut Chaos ausbrechen. Es war nur fraglich ob er danach letztlich an meiner Seite stehen würde oder an der von Hyolyn.

Insgeheim hoffte ich einfach Jungkook würde nicht aufhören das Gespräch mit mir zu suchen, doch sein Durchhaltevermögen schien langsam nachzulassen. Wenn er allerdings doch ein Mal versuchte mit mir zu reden, konnte ich meine Sturheit nicht ablegen und zeigte ihm stets die kalte Schulter. Es war zum Heulen. Innerlich schlug ich mich für mein stures Selbst, konnte mich aber einfach nicht davon lösen. So kam es dass ich zwar nicht mit mir reden ließ, die zwei jedoch unentwegt beobachtete und Hyolyn heimlich mit Todesblicken erdolchte. Es ging so weit, ich folgte ihnen bis zu Jungkooks Wohnung. Hoseok und Yoongi hatten mich mehr als nur einmal für verrückt befunden und meine Aktionen wurden nur belächelt. Jimin hingegen schloss sich mir an, wie es sich für eine beste Freundin gehörte, und sandte ebenfalls einen Haufen mörderischer Blitze durch ihre Augen.

Nachdem sich also die hochschwangere Hyolyn von Jungkook winkend verabschiedet hatte, war dieser gerade drauf und dran in seiner Wohnung zu verschwinden. Natürlich ließ ich das nicht einfach geschehen, sondern kam aus meinem unheimlich schlechten Versteck (Ein dürftig bewachsener, relativ kleiner Strauch) und hinderte ihn so daran sich vom Acker zu machen. „Warte"

Jungkook drehte sich um und als sein Blick auf meinen traf, flatterte Erleichterung darin auf. „Taehyung!" Er war sichtlich überrascht davon, dass ich ihn angesprochen hatte. Er rang mit sich selbst, breitete kurz die Arme aus um mich fest darin einzuschließen, entschied sich jedoch dagegen und schloss sie wieder. Stattdessen war ich es der sich ihm um den Hals warf. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen von ihm getrennt zu sein und vermutlich wäre es egal was Jungkook tun würde...ich würde ihn immer lieben und ihn immer brauchen. Was logisch betrachtet schlichtweg dumm war, ergab in meinem Kopf so viel Sinn. „Ich brauche dich", flüsterte ich also an sein Ohr, während sich bereits eine heiße Träne aus meinem Auge stahl. Es dauerte einen kurzen Moment, ich hatte ihn völlig überrumpelt, um meine Umarmung zu erwidern. Ich wollte mich gar nicht mehr von ihm lösen, da hörte ich wie er auch anfing zu schniefen und spürte seine warmen Tränen auf meiner Schulter. „Taehyung." Jungkooks Griff wurde noch stärker, fast so als würde er mich niemals wieder loslassen wollen. „Oh, Taehyung" Er wiederholte meinen Namen einige Male. „Ich hab dich soo vermisst" Es waren bereits Monate vergangen in denen wir nicht miteinander gesprochen hatten, uns nicht berührt hatten. Umso mehr genossen wir es beide dem Anderen so nahe zu sein. „Ich dich auch", erwiderte ich kurz. Wollte nicht wirklich eine Unterhaltung anfangen, da wir uns dann wahrscheinlich voneinander lösen würden. „Es tut mir so unendlich leid, Taehyung."

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