Einsicht

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TAEHYUNG:

Sollte ich jetzt sauer auf sie sein? Sollte ich mich verraten fühlen? Oder sollte ich ihr danken, da ich ihn so wiedersehen konnte.
So viele Fragen in meinen Kopf und auf keine hatte ich eine Antwort.
Mein erster Gedanke war, Jungkook einfach zu ignorieren. Aber so würde sich das nie klären, so würde ich nie darüber hinweg kommen. Über ihn hinwegkommen.

Nach langem hin und her überlegen, hob ich mein Handy von Boden auf, um Jimin anzurufen. Ich wollte sie um Rat bitten. Doch dann entschied ich mich dagegen...ich war sauer auf sie. Ich wusste ich würde ihr das verzeihen, denn ich glaubte schon, dass es was bringen würde und sie tat es ja nur um mir zu helfen...Aber sie wusste genau was er mit meinem Herz angestellt hatte und dass sie meine Nummer einfach so rausrückte, machte mich sauer.
Ein paar Tage würde ich nicht mit ihr reden. Einen mindestens...denn soo lange würde ich es ja doch nicht aushalten.

Nur wen sollte ich jetzt um Rat fragen?
Einer viel mir noch ein. Hoseok. Ich kannte ihn vom jobben. Wir arbeiteten beide im selben Supermarkt, um wenigstens ein bisschen Geld zu verdienen. So gut kannte ich ihn zwar nicht, doch ich musste jetzt mit jemanden reden. Und mit meinen Eltern würde ich das ganz sicher nicht tun. Nicht dass ich sie nicht liebte oder so aber sie wussten ja nicht mal, dass ich schwul war. Sie würden es nicht verstehen und verabscheuten solche Leute...ich hatte Angst sie würden sich dann vor mir ekeln.

Zum Glück ging er ran. "Was gibts?"
"Ich brauch deinen Rat" Hoffentlich würde er mich verstehen.
"Was is denn los?", fragte er nach.
"Ich...also..es gab da mal jemanden...und...er...hat mich.geküsst.
Dann ist er abgehauen.und ...und jetzt ist er wieder da. Ich war in ihn...verliebt. Er hat jetzt eine.eine Freundin. Er will sich mit mir treffen.was soll ich tun?" Mir war es mehr als peinlich ihm davon zu erzählen, jedoch befreite es mich ein wenig.
"Hmm", überlegte er. "Hat er nur mit dir gespielt?", forschte er weiter nach. Zum Glück nahm er mich ernst und schien mir wirklich helfen zu wollen.
"Ja...das heißt..keine Ahnung...Wir kannten uns nicht wirklich."
"Hm", machte er wieder. "Bist du denn sicher das da was war?"
"Ja. Bei mir schon!", wurde ich etwas lauter. "Also wenn du mich fragst solltest du hingehen und hören was er zu sagen hat. Schlimmer kanns kaum werden.", damit verabschiedete er sich. Eigentlich hatte er Schule, nahm jedoch an dass ich ihn während der Pause angerufen hatte.
Er hatte Recht. Ich sollte ihm wenigsten eine Chance geben mit mir zu reden.
Also schrieb ich ihm: 'Wann?'
'Heute Abend um sieben?'
'Ja', antwortete ich nur noch darauf und legte mein Handy wieder weg.

Ich war den ganzen Tag am grübeln gewesen. Meine Mutter kam ab und zu in mein Zimmer um nach mir zu sehen und um mir etwas zu Essen zu bringen.
Ich hatte Angst davor ihn wieder zu sehen, ihm in die Augen zu blicken, ihm ins Gesicht schauen zu müssen. Und ich hatte Angst, dass ich vor ihm in Tränen ausbrechen würde. Bevor ich hinging, musste ich noch schnell duschen, raffte mich also auf und begab mich ins Badezimmer. Müde zog ich mich aus, ließ meine Klamotten einfach auf den Boden fallen und kümmerte mich nicht weiter um sie. Das warme Wasser lief kalt an mir herunter. Eine ganze Weile stand ich nur so da und dachte weiter nach. Ich wusste nicht wieder dieser Tag enden würde und war auch nicht sonderlich erpicht darauf gewesen, es herauszufinden.
Jimin hatte mir einige Nachrichten geschrieben und versucht mich anzurufen, doch ich ignorierte sie. Zu gern hätte ich jetzt noch mit ihr gesprochen, denn es war bereits kurz vor halb sieben. Musste also gleich los.
Hoseok wollte ich nicht noch mal anrufen, auch wenn er echt nett war und mir vorhin einen guten Rat gegeben hatte, wollte ich mich nicht schon wieder bei ihm ausheulen.

Als ich fertig mit duschen war, trocknete ich mich ab, wickelte mir ein weißes Handtuch um und begab mich zurück auf mein Zimmer. Da mir meine nassen Haare die Sicht versperrten, strich ich sie mit einer schnellen Handbewegung aus meinem Gesicht. Was sollte ich anziehen? Etwas zurückhaltendes oder eher in die Richtung sexy...Nein. Das war definitiv nicht das was ich ihm vermitteln wollte. Ich öffnete meinen Kleiderschrank und stellte mich fragend davor. Nachdem ich die Unterwäsche bereits anhatte, entschied mich dann für eine schwarze Hose einen ebenso dunklen Pulli und zog mir diese über. Meine Haare konnte ich so nicht lassen, also ging ich nochmal ins Bad um sie schnell zu föhnen und zu kämmen.
Ein Blick auf meinem Handy verriet mir das es bereits dreiviertel war. Ich musste mich beeilen, legte mir also noch schnell meinen allseits geliebten Schal um, zog Schuhe und Mantel an und verließ dann auch schon die Wohnung. Meine Mutter rief mir noch irgendetwas hinter her, doch ich konnte sie bereits nicht mehr verstehen. Mit Sicherheit wollte sie mich fragen, wo ich hingehe. Gehen war gut, ich rannte bereits um mich nicht zu verspäten.

Völlig außer Atem kam ich an dem kleinen Cafe an. Da ich Jungkook nicht entdecken konnte suchte ich mir einen etwas einsamen Tisch in einer Ecke aus, an dem ich mich dann nieder ließ. Zog dann meinen Mantel aus und hing ihn auf meine Stuhllehne.Toll jetzt war ich auch noch total verschwitzt.

Nach kurzer Zeit sah ich dann, wie Jungkook in das Cafe eintrat und sich suchend nach mir umblickte. Als er mich erblickte, lächelte er schwach und kam auf mich zu.


JIMIN:

"Verdammt, wieso antwortest du nicht?!", fluchte ich laut. "Alles klar bei dir?", platze dann meine Gastschwester in mein Zimmer. Wir verstanden uns echt gut und war froh, dass ich sie hier hatte. Sie half mir wenn ich irgendwas nicht verstand und unternahm viel mit mir. Jessi, so hieß, wartete noch immer auf eine Antwort.
"Tae antwortet mir nicht mehr." Da wir uns so gut verstanden, hatte ich ihr alles erzählt. "Vielleicht hat er nur nicht auf sein Handy geschaut?", versuchte sie mich aufzumuntern. "Nein. Er ignoriert mich ganz offensichtlich!", ich verfluchte mich innerlich, dass ich ihn so verletz hatte...dabei war er das schon genug.
"Er wird darüber hinwegkommen, glaub mir!", tröstete sie mich. "Er wird sich bestimmt bald melden. Nach dem was du mir alles erzählt hast, wird er es eh nicht lange ohne dich aushalten" Sie grinste und ich tat es ihr gleich. Ich hoffte nur sie hatte Recht. Das Blödeste war, die Zeitverschiebung. Bei ihm war es gerade abends und ich hatte hier Sonnenschein. Wie gern hätte ich jetzt mit ihm geredet und gesagt das mir alles leid tut. Ich hoffte nur er würde sich wirklich bald melden...denn auch ich hielt es nicht lange ohne ihn aus.
Jessi umarmte mich noch kurz und verließ dann wieder das Zimmer.
Um mich ein wenig abzulenken rief ich Hongbin an. "Tae hasst mich und er antwortet mir nicht. Er ignoriert mich und alles ist meine Schuld...was soll ich tun?", brabbelte ich gleich los, ohne vorher auf eine Begrüßung zu warten. "Schatz, das wird schon wieder. Es ist nicht deine Schuld" Natürlich...wessen sonst?
"Ich vermisse dich!", beklagte ich mich. So sehr ich mich auch auf Amerika gefreut hatte, hätte ich jetzt alles gegeben um wieder nach Hause fahren zu können. Ich wollte bei Tae sein, ihm Trost spenden und beistehen. Und ich wollte Hongbin wieder sehen. Wollte wieder in seinen Armen liegen und mich geborgen fühlen. "Ich dich doch auch", brachte er mir lachend entgegen. Wie sehr ich sein Lachen liebte. Er hatte das schönste Lächeln, das ich je in meinem Leben gesehen hatte. Und ich vermisste es schrecklich. "Ich liebe dich", fügte ich dann noch hinzu. "Ich dich auch. Über alles und ich wünschte ich könnte dir jetzt in deine Augen sehen, dir ins Ohr flüstern, wie sehr ich dich begehre, meine Hände behutsam auf dein Gesicht legen und dich küssen." Wie ich ihn dafür liebte. Genau danach sehnte ich mich. "Sag das nicht...sonst vermiss ich dich nur noch mehr" Und das war so. Er sollte mich nicht daran erinnern, dass wir all das jetzt nicht tun konnten.
"Ich muss jetzt los, ruf mich an wenn du Zeit hast", beendete ich das Gespräch. Eigentlich musste ich nirgendwo hin, aber ich hatte es nicht mehr ausgehalten. Ich sehnte mich so sehr nach ihm und seine Stimme machte mich verrückt nach ihm.


YOONGI:

Hoseok rief an, nicht zum ersten Mal diesen Abend. Genervt nahm ich ab, sonst würde er wohl nie aufhören. "Was?"
"Yoongi...bitte lass mich dir helfen. Unternimm was mit mir, rede mit mir! Oder ich sorge dafür, dass du mit einem Psychologen redest!" Ich dachte ich hör nicht richtig!
"Du willst mich zu so einem Seelenklempner schicken? Du hast sie doch nicht mehr alle! Mir geht es sehr gut. Lass mich in Ruhe!", brüllte ich in den Hörer und legte auf. Das konnte nicht sein Ernst sein. Mir ging es hervorragend. Nahezu blendend. Bis auf die Tatsache, dass ich den ganzen Tag trank und allein war. Das war aber noch lange kein Grund dafür zum Psychodoc zu gehen. Hoffte ich. Stand es so schlimm um mich? Eins war jedoch sicher...zu einem Psychologen würde ich nur über meine Leiche gehen. Aber er hatte Recht. Natürlich hatte er das. Er kannte mich und selbst wenn nicht, konnte man eindeutig sehen, dass ich nicht ganz auf der Höhe war. 'Tut mir leid, ich wollte nicht so ausrausten, treffen wir uns morgen?', schrieb ich dann als Entschuldigung. Mir wurde plötzlich klar, wie oft ich ihn schon angeschrien hatte und sogar beschimpft. Ein Wunder, dass er sich noch immer darum bemühte mir zu helfen. Ich hoffte er würde die Entschuldigung annehmen. Ich sollte tatsächlich etwas gegen meinen Zustand tun.

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