19. Kapitel

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Sie musste Cat Noir finden, und das so schnell wie möglich. Denn jede Minute konnte schon die entscheidende sein. Marinette nahm ihr Jojo und warf es aus. Es surrte zur Decke und wickelte sich um ein dort angebrachtes Leitungsrohr. Marinette schwang durch die Halle und blickte sich um. Doch weder Cat Noir noch der Evillustrator war irgendwo zu sehen. Wo waren sie nur? „Cat Noir? Hallo! Hallo? Wo bist du Kitty?" Keine Antwort. Sie versuchte es noch einmal. „Cat?! Wo bist du denn nur?" Es blieb still. Nur das Echo ihrer eigenen Stimme hallte durch durch den menschenleeren Raum und schien an den kalten, grauen Betonwänden wie ein Federball hin und her geworfen zu werden. Gerade als Marinette erneut mit ihrem Jojo ausholen wollte, um weiter nach Cat und seinem Angreifer zu suchen, stutzte sie. Denn im leisen Verhall ihres Echos war etwas anderes. Ein kaum hörbares Geräusch, das Marinette nicht zu ordnen konnte. Wo kam es her? In Richtung eines Schwerlastkrans, der sich am Ende der Lagerhalle befand, wurden Kartons wild durcheinander geworfen. Die darauffolgende laute Explosion eines alten Baggers erleichterte Marinette die Suche erheblich. Denn sie wusste: Da konnte nur Cat Noir seine Pfoten im Spiel haben. Sofort rannte sie in Richtung der Explosion und versuchte sogut es ging, nicht von fliegenden Metallteilen, oder Glasscherben getroffen zu werden. Gerade noch rechtzeitig konnte sie ihr Jojo zur Decke surren und sich davon nach oben ziehen lassen, bevor die riesige Schaufel des Baggers ächzend  nachgab und krachend zu Boden stürzte. Um ein Haar hätte sie Marinette unter sich begraben. „Puh, das war knapp. Aber jetzt muss ich Cat Noir finden. Wo steckt er nur? Er kann doch nicht einfach weg sein!" Marinette holte Schwung und sprang auf eine Laderampe, die sich hoch über dem Boden der Halle erstreckte. Von hier aus hatte sie den besten Überblick. Doch egal welches Abteil der Lagerhalle sie mit den Augen absuchte, nirgends gab es ein Anzeichen davon, das Cat Noir oder Evillustrator dort ihren Zweikampf austrugen. Denn wo sie das taten, da war Marinette sich zu 100% sicher, flogen gehörig die Fetzen. Dafür kannte sie ihren Kampfpartner zu gut. Aber nichts. Gar nichts. Oder? Ein Geräusch riss durch die Stille, die eben noch wie dichter Nebel in der Halle gelegen hatte. Irgentwie kam es Marinette seltsam bekannt vor. Sie musste auch nicht lange überlegen, bis sie wusste, was sie da genau hörte: Fauchen und Kratzen. Das konnte nur einer sein: Cat Noir! Sofort machte sie sich in die Richtung auf, aus der die Katzengeräusche kamen. Marinette ließ sich zu Boden gleiten, um dort weiter zu suchen. Denn hier unten hatte sie mehr Deckung, und das bedeutete vorübergehend Sicherheit. Der Lärm schien von einem freien Platz, ziemlich am äußeren Rand der Halle zu kommen. Vorsichtig tastete sie sich näher heran, bis sie die Stimmen klar und deutlich hören konnte. Marinette spitzte die Ohren und lauschte. „Nein! Du wirst sie niemals finden! Nicht solange ich hier bin, um sie zu beschützen! Wenn ihr sie wollt, müsst ihr vorher an mir vorbei!" „Ach ja? Wenn wir dein kostbares Käferchen wollen, sollen wir vorher dich platt machen? Das lässt sich einrichten..." Diese Worte zogen Marinette den Magen zusammen. Ihr Herz hämmerte und ein Stich in ihren Gedanken signalisierte ihr: Jetzt oder nie. Sie erklomm den Karton Stapel, hinter dem sie sich eben noch versteckt hatte. Oben angekommen stellte sich breitbeinig hin, stemmte die Hände in die Hüfte und rief nach unten: „Du willst mich Evillustrator? Hier bin ich! Lass Cat Noir und hol mich, wenn du dich traust!" Erschrocken richteten sich alle Augenpaare auf sie. Jetzt konnte Marinette erkennen, wer sich da überhaupt alles zu schaffen gemacht hatte. Cat Noir stand auf dem Boden, seine Handgelenke von dicken Eisenbanden umschlossen. An denen waren Eisenketten angeschlossen, die wiederum durch Metallplatten am Boden befestigt waren. Cat Noir konnte sich zwar bewegen, aber dennoch war er vollkommen wehrlos. Vor ihm stand Copycat, der seinen Doppelgänger mit vor der Brust verschränkten Armen hämisch angrinste, und über allem auf einer Plattform stehend, schien der Evillustrator alles zu überwachen. Cat Noirs Augen begannen beim Anblick seiner Liebe zu leuchten. „Pünktchen! Du lebst!" Aber Evillustrator fackelte nicht lange. „Copycat, los! Schnapp sie dir! Bring mir ihr Miraculous, sofort!" Augenblicklich machte Copycat einen gewaltigen Hechtsprung zu Marinettes Karton Stapel, der bedrohlich zu wackeln begann. Sie konnte gerade so das Gleichgewicht halten. Aber Marinette ließ sich davon nicht beirren. „Komm Kitty Kitty Kitty, komm her Miez Miez! Lass uns spielen!", versuchte sie Copycat zu provozieren. Ihr Plan ging auf. „Wie du willst Ladybug, lass uns tanzen, wenn du drauf bestehst!" Mit einem Fauchen und ausgefahrenen Krallen ging er auf Marinette los. Doch die war schneller. Ehe Copycat es schaffte, überhaupt zu ihr nach oben zu kommen schwang sie sich an ihrem Jojo zur nächsten Wand, und landete auf einem Metallvorsprung. Fieberhaft überlegte Copycat, wie er dort hinauf kommen könnte. Aber darum musste er sich nicht mehr kümmern, denn ab hier übernahm Evillustrator die Verfolgung. Sofort zeichnete er los. Marinette wusste, ihre einzige Change hier raus zu kommen war, Cat Noir zu befreien. Denn sie waren ein Team, und nur zusammen konnten sie das schaffen.

Miraculous - Neue Abenteuer von Ladybug und Cat Noir Where stories live. Discover now