11 - Schwarz

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Auf einmal riss mir Stiles den Zettel aus der Hand. Kurz warf er ein Blick darauf. Auch er runzelte die Stirn.

"Nein." war seine erste Reaktion.

"Echt jetzt? Ich bin viel länger hier als du und du bekommst schon nach den ersten 4 Wochen Hilfe von draußen." beschwerte er sich. "So oft habe ich Nachrichten verschickt, anscheinend kommt's selbst in 2 Jahren noch nicht an. Immer muss ich alles alleine regeln." er versuchte sein Atemzüge wieder zu beruhigen, was ihm anscheinend sehr schwer viel.

"Sie mich an. DU KOMMST HIER NICHT VOR MIR RAUS! Entweder ich bin dabei oder du verreckst hier mit mir!" meckerte er mich an, als würde ich nun wirklich die Psychiatrie verlassen. Außer diesen Zettel hatte ich doch bis jetzt noch nichts.

"Wie willst du hier rauskommen? Du kannst gar nichts, nicht kämpfen, nicht töten, selbst an Selbstbewusstsein grenzt es bei dir!"

Autsch. Jetzt fühlte ich mich wie ein Stück Dreck. Er hatte recht. Ich konnte gar nichts. Ich passte hier nicht rein und versuchte nicht einmal hier reinzupassen. Es war doch mein neues Zuhause, wozu behielt und verhielt ich mich noch vernünftig und ängstlich. Ich wollte keine Angst mehr haben.

Er zerknüllte den Zettel. "Du vergisst das jetzt sofort, meine Schöne. Sollte ich dir auch nur ein Hauch von Hoffnung ansehen, werde ich dich zerstören. Verstanden?"

Ein Schauer lief mir über den Rücken. Sofort nickte ich, denn es sah so aus als wäre er kurz davor mich anzuspringen.

Er war wütend. Sehr wütend ... auf mich? Dabei hatte ich nicht um Hilfe gebeten. Und das für einen Ausbruch. Ich denke nicht das es eine allzu gute Idee ist. Außerdem, wer würde mir helfen wollen? Ich habe doch überall gar keinen mehr der mir noch vertraute. Oder dem ich vertraute.

Ich hatte nur noch mich selbst und das zerriss mich und mein Herz in kleine winzige Bruchstücke, die langsam auseinander fielen. Ganz langsam, wollte es mich zerfressen. Es ließ sich Zeit damit der Schmerz länger anhielt.

Ich hatte nur noch mich selbst. 

Tränen stiegen in mir auf und ich versuchte bei Gott nicht in ihnen auszubrechen. Ich hielt sie zurück, wobei ich mir sicher war, dass man mir ansah, dass ich kurz davor war. Ich sah verschwommen. Stiles vor mir, der sich wieder zu beruhigen scheint und mich anschaut als wäre ich ein Stück Dreck. Das war ich doch. Nichts als ein Stück Dreck. Nur Ballast für Stiles, jeden hier und die ganze Menschheit.

 Deswegen sperrten sie Menschen wie diese. Wir waren nicht als Dreck. Sie steckten uns in Zellen und behaupteten sie wollen ihnen - uns - Helfen. Doch das war nichts weiter als eine Lüge. Sie sollten eingesperrt bleiben, bis sie verreckten und nichts mehr von ihnen übrig blieb. Damit die Welt da draußen von den Psycho's - wie die hier - geschützt sind. Aber die echten Psycho's waren in Wirklichkeit draußen. Alle. In Wahrheit waren sie ganz nah. Um die Menschen herum. Vielleicht saßen sie neben dir und man würde es nie wissen.                                                                           Sicher passierte auch das unschuldige - genauso wie ich - beschuldigt wurden, dass sie krank im Kopf sind und somit hier eingewiesen werden. Was jedoch nicht stimmte. Michael hatte mir davon erzählt. Er behauptete er könnte nichts dagegen tun, dass er nicht bestimmen konnte wer eingewiesen wird und wer nicht. 

Er machte nur seinen Job und anscheinend hatte er gemerkt, dass es bei mir genauso war. Sonst hätte er es mir nicht erzählt.

Anstatt die Welt zu verschönern, zerstörten wir sie. 

Ich sah Menschen aber keine Menschlichkeit. 

Es reichte. Wozu noch leben wenn sowieso nirgends gutes geschiehte. Geschweige denn in meinem Leben. 

"Schön." sagte ich. Mir lief eine Träne über die Wange ohne jedoch geblinzelt zu haben. "Wenn ich die so verdammt überflüssig bin.. Warum bringst du mich dann nicht um?" Ich biss mir auf die Unterlippe. Ist es wirklich so einfach leben zu nehmen? Ich meine - das taten viele hier unten. Und den meisten schien es nichts auszumachen. Diese ganzen Leben.. der Hintergedanke davor - hatten Sie Familie, Freunde? - das fragten sie sich erst gar nicht. Sie taten es einfach. 

Stiles Miene wurde steifer. Ich wagte einen Schritt näher auf ihn. "Bring mich um." Stiles legte den Kopf schief und schaute mich genauer an um zu sehen ob ich es Ernst meinte. Es war mein voller Ernst. "Warum so überrascht? Hat es dir die Sprache verschlagen?" Ich wagte erneut ein Schritt auf ihn zu. 

"Das meinst du nicht ernst...-" ich schnitt ihm sein Wort ab. Und ich wusste genau wie sehr er das hasste. "Ich bringe dir doch sowieso nichts..oder traust du dich etwa nicht?" 

seine Miene verfinsterte sich. Jetzt hatte ich ihn. "Provozier mich nicht." er sah mich so streng an wie noch nie. Ich drehte mich um und lief Richtung Bett. Anschließend hob ich die Matratze  und holte das Messer raus. Danach lief ich wieder zu ihm rüber und reichte es ihm. "Und was wenn doch?" 

Ich hatte eindeutig den Verstand verloren.

Die Stimme in mir suchte und rief nach meinem gesunden Menschenverstand. Doch sie konnte ihn nicht ausfindig machen. Also machte ich genauso weiter wie bisher. 

"Du hast den Verstand verloren." Nun sprach er meine Gedanken aus. Seine Augen wirkten beinahe Schwarz. Es schien so als wurde Besitz über ihn genommen. Etwas den Besitz über ihn genommen. Er entriss mir das Messer aus der Hand. Er sprudelte nur so vor Wut. Ich sah wie sein Kiefer zuckte. "Wie nett von dir.." er betrachtete das Messer. "Aber ich brauchte doch kein Messer um dich - mickriges Ding - umzubringen." Ich zuckte bei diesen Worten zusammen. 

Und genau dann, als mein Verstand wieder erschien und die Sirenen einschlug, stach er mit dem Messer in mich ein.

Danach war alles nur noch Schwarz.

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Erzählt mir mal wie euch die Story bis jetzt gefällt :) 

Damn wieder so ein spätes update. Werde ich irgendwann mal früh updaten? Lasst euch überraschen...

hell yes, die Story hat schon 8k leser! *-* 

HOPE YOU ENJOYED! 

Ciao Kakao 

Psychiatry Where stories live. Discover now