C H A P T E R 1 5

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Ich bin so wütend! Wütend auf Max, auf Lucy, auf mich und auf die ganze Welt. Max war damit einverstanden, dass wir niemanden von unserer Nacht erzählen und jetzt fällt er mir eiskalt in den Rücken. Und was wollte Lucy eigentlich bezwecken? Sie muss mir doch angesehen haben, dass ich nicht möchte, dass sie ihre Gedanken laut ausspricht. Aber auch sie fällt mir in den Rücken. Und dann noch meine eigene Dummheit! Mich so voll laufen zu lassen, dass ich Recht und Unrecht nicht mehr unterscheiden kann. Wie alt bin ich eigentlich? Zwölf, dass ich noch nicht weiß wo meine Grenzen sind? Argh, ich hasse mich selbst für das was vorgefallen ist. Warum muss in meinem Leben alles bergab gehen?
Es sind nur noch ein paar Schritte und dann kann ich mich in mein Bett legen und wieder von Schuldgefühlen auffressen lassen. Gerade jetzt, wo ich dabei war es wirklich zu vergessen. Doch als ich die Veranda betrete, sehe ich zwei Koffer, die mir nur zu bekannt vorkommen. Verwirrt gehe ich in das Haus und suche nach den zwei Personen. Das Wohnzimmer ist leer, also bleibt nur noch die Küche und genau da sitzen sie und trinken ihren Kaffee.

“Holly, du bist schon da?“, fragt Dad mich mit einem sanften Lächeln.

“Ja, ich hatte eine kleine Meinungsverschiedenheiten mit Max.“, erkläre ich knapp und lehne mich verwirrt an den Türrahmen.

“Schatz, schön dich zu sehen.“, sagt nun auch Mom und kommt auf mich zu.

“Schön dich zu sehen!“, rufe ich erfreut aus und lege meine Arme um sie. “Aber was machst du hier?“, fragend schaue ich sie an.

“Unser Team ist in der Nähe. Wir hatten heute unser letztes Meeting vor dem Wochenende und da ich dich vermisse, dachte ich mir, komme ich dich übers Wochenende besuchen. Mit deinem Dad ist auch schon alles geklärt. Ich kann hier im Gästezimmer schlafen. Aber setze dich und erzähle mir was es mit der Arbeit im Gemeindehaus auf sich hat.“, sagt sie Freude strahlend und streift sich eine ihrer blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht.

“Da gibt es eigentlich nicht so viel zu erzählen.“, antworte ich und setze mich neben Dad auf den Stuhl, damit ich meiner Mom besser ins Gesicht schauen kann. “Ich helfe dabei das Gründerfest vorzubereiten.“

Mom schaut mich leicht überrascht und leicht lächelnd an. “Du hast dich verändert.“, bemerkt sie und mustert mein Gesicht.

“Kann schon sein.“, antworte ich und betrachte die Wand hinter ihr. Dass sie plötzlich hier ist, hat mich überrumpelt. Ich freue mich über ihre Anwesenheit, keine Frage. Aber das sie auf einmal hier ist, wirft mich irgendwie aus der Bahn.

“Was ist mit dir los, Schatz?“, fragt sie besorgt und schaut mich nachdenklich an.

“Nichts.“ Was soll auch schon los sein? Ich fühle mich zwischen zwei Welten hin und her gerissen. Ich dachte immer, dass New York mein zu Hause ist, doch seit dem ich wieder in Greenwell bin, bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich bin verwirrt, weil ich irgendwie nirgends dazu gehöre. Und dann noch die ständigen Gedanken und dieses positive Gefühl, das er in mir auslöst, wenn er in meiner Nähe ist. Nein, mit mir ist nichts los. Mir geht es gut.

“Ich glaube ich werde euch mal alleine lassen.“, sagt Dad und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel bevor er den Raum verlässt.

“Du kannst mir alles erzählen, das weißt du.“ Mom legt ihre Hand auf meine und schaut mich mit einem warmen Lächeln an. Es ist schön, dass sie da ist.

“Ich weiß. Es ist nur so, dass ich selbst nicht genau weiß was mit mir los ist.“, antworte ich bedrückt und schaue auf Mom und meine Hände.

“Dann erzähl mir doch von Max. Du hast gesagt ihr hattet Streit?“, fragt sie neugierig nach. Offensichtlich hat sie gut zugehört.

“Meinungsverschiedenheiten“, korrigiere ich sie und muss auf einmal lächeln. “Es ist eigentlich total kindisch. Seit meinem ersten Tag hier haben wir schon einiges zusammen durch gemacht. Manchmal war es wie früher, aber dann kam irgendwas dazwischen und wir sind aneinander geraten.“ Ich schaue meiner Mom ins Gesicht, die mich mit einem verdächtigen Grinsen mustert. “Was ist? Habe ich etwas im Gesicht? Hör auf so zu Lächeln. Im Ernst, das macht mir Angst!“, sage ich als sich ihre Mundwinkel nicht senken.

Doch ohne auf meine Worte zu hören, fragt sie mich weiter aus: “Was ist eigentlich mit Joshua? Hat er sich mal bei dir gemeldet?“

“Nein, ich habe nichts von ihm gehört. Aber ich habe auch nicht weiter versucht ihn zu erreichen. Irgendwie vermisse ich ihn gar nicht. Sollte ich ihn nicht vermissen? Das tut man doch, wenn man sich liebt. Oder?“

“Eigentlich schon. Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass Joshua nicht der Junge ist, für den dein Herz schlägt?“, fragt Mom und schaut mich mit ihren dunklen, blauen Augen an. Da sie gerade nicht arbeiten muss, trägt sie bloß eine schwarz Hose und eine weiße Bluse. Ihre blonden Haare sind offen und wellig, wodurch sie definitiv ein paar Jahre jünger aussieht.

“Wie meinst du das?“ Verwirrt schaue ich sie an und beobachte, wie sie von ihrem Stuhl aufsteht.

“Denk genau nach, dann wirst du schon wissen, was ich meine. Aber jetzt würde ich gerne schlafen gehen. Es war eine anstrengende Woche. Wir können morgen weiter reden.“, sagt sie und wendet sich zum gehen ab.

“Mom! Du kannst doch nicht so etwas behaupten und dann einfach gehen. Was meinst du damit, dass mein Herz für jemand anderes schlägt?“, verwirrt und mit viel zu schriller Stimme rufe ich ihr hinterher, da sie nicht stehen bleibt.

“Das mein Schatz, musst du schon selbst heraus finden. Wenn ich dir sagen würde, was ich meine, dann würdest du mir doch eh nicht glauben.“, antwortet sie lächelnd, bevor sie die Treppe hoch steigt und im Gästezimmer verschwindet.

Hey ❤ danke für die lieben Kommentare und Votes. Es freut mich, dass euch meine Geschichte gefällt. Und wie ihr wisst kommt regulär am Samstag immer ein Kapitel. Nächsten Samstag wird allerdings kein Kapitel kommen, da ich auf einem Festival bin und nicht weiß, wie dort der Empfang ist. Ich hoffe ihr habt Verständnis. Wenn ich vorher nicht die Zeit finde ein Kapitel zu schreiben, kommt in zwei Wochen spätestens das nächste.

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