C H A P T E R 2 8

3.5K 198 6
                                    

Nachdem mich Max gestern Abend zurück gerufen hat, haben wir ausgemacht uns heute zu treffen und selbst wenn Max mir in irgendeiner Weise helfen kann, was ich mir nicht vorstellen kann, habe ich Harley weiter nach Bands suchen lassen. Doch diese Suche scheint hoffnungslos, denn es gibt kaum Bands in unserer Nähe, die anreisen können und wenn es welche in der Nähe gibt, dann sind diese bereits ausgebucht. Das alles ist zum verzweifeln. Nichts desto trotz saß ich gestern geschlagene drei Stunden an der Songauswahl und habe Lieder von der Liste gestrichen nur um sie fünf Minuten später wieder hinzu zu fügen. Das war eine Tortur. Zum Glück habe ich meinen Dad, der mir einen Kaffee nach dem anderen gebracht hat. Er hat sogar einen Bekannten von sich gefragt, ob er und seine alte Band am Samstag spielen können. Doch sie haben sich vor Jahren zerstritten und sind seit dem nicht mehr aufgetreten. Meine letzte Hoffnung ist nun wohl oder übel Max. Ich habe mir dafür wieder Dads alten Jeep ausgeliehen und bin gerade auf dem Weg zu Max nach Hause. Seit unserer gemeinsamen Nacht war ich nicht mehr hier, demnach fällt es mir im Augenblick auch schwer die Klingel zu betätigen. Letzten Endes wird mir die Entscheidung abgenommen, als die Tür von Max seiner Mom geöffnet wird.

“Oh, Hallo! Holly? Wie lange ist das denn her?“, herzlich legt sie ihre Arme um mich und bittet mich anschließend in ihr Haus.

“Hey, Emily! Es freut mich dich wieder zu sehen.“, begrüße ich die Mutter meines, ja, meines was eigentlich?

“Wenn du zu Max willst, der ist in der Küche.“, sagt die braunharrige, große Frau und deutet mit dem Finger in Richtung der Küche. Ich schenke Emily noch ein Lächeln und betrete dann die Küche. Dort steht Max mit dem Rücken zu mir an der Kaffeemaschine.

“Willst du auch einen?“, fragt er.

“Nein, nach gestern sollte ich wohl einige Tage auf Kaffee verzichten.“, antworte ich lachend und stelle mich neben Max.

“Also dann, was gibt es so wichtiges?“, fragend schaut er mich an und hält seine dampfende Tasse Kaffee in den Händen.

“Ich weiß gar nicht wie du mir überhaupt helfen kannst. Es war eine blöde Idee hier her zu kommen.“, sage ich und lasse erschöpft meine Schultern hängen.

“Du weißt doch gar nicht, ob ich dir helfen kann. Vielleicht bin ich die Lösung all deiner Probleme.“ Max schaut mich lächelnd an mit seinen wunderschönen, funkelnden, blauen Augen. Doch jetzt ist keine Zeit für Ablenkungen, also antworte ich: “Tyler hat gemeint, dass du mir helfen könntest. Die Schulband kann am Samstag nicht auftreten, weil der Sänger krank ist.“ Kurz überdenkt Max meine Worte, doch dann nickt er so als wüsste er was zu tun sei. “Tyler hatte Recht, ich kann dir tatsächlich helfen.“, sagt der braunhaarige und grinst mich wissend an.

“Und wie?“, frage ich überrascht, da ich es nicht glauben kann, dass dieses Problem gelöst ist. Jetzt muss Harley auch nicht mehr hoffnungslos nach Bands suchen.

“Lass das mal meine Sorge sein. Du musst nur dafür sorgen, dass die Band am Samstag auf der Bühne steht. Um den Sänger kümmere ich mich.“ Er trinkt den letzten Schluck aus der blauen Tasse in seinen Händen und stellt sie anschließend in die Spüle. “Hast du heute noch etwas vor?“ Als ich verneinend nicke, antwortet er: “Dann kannst du den Tag ja auch mit mir verbringen. Ich hätte heute sowieso nicht mehr gemacht als vor dem Fernseher zu sitzen und zu zweit ist das deutlich besser.“
Und so kommt es, dass wir zwei Stunden ohne kaum zu reden vor dem Fernseher sitzen und schauen was auch immer gerade kommt. Aber es ist nicht so, dass es unangenehm wäre. Im Gegenteil, wir lachen ab und zu gemeinsam oder lassen einen abwertenden Kommentar ab. Es macht Spaß So die Zeit zu verbringen, selbst wenn wir nicht wirklich viel machen. Vielleicht ist es genau das Einfache, was mir solchen Spaß macht, da es eine Abwechslung zu den letzten ereignisreichen Wochen und dem Trubel in New York ist. Einfach nur mit einem Freund Shows anschauen und die Zeit genießen.

Aus dem Augenwinkel nehme ich war, dass Max mich anschaut. Nicht lange, nur kurz. Wenig später tut er es wieder und als ich ihn anschaue, starrt er bloß auf den Fernseher. Doch ich weiß genau, dass er weiß, dass ich ihn anschaue. Als ich mich wieder auf den Bildschirm konzentriere, dauert es nicht lange bis Max mich wieder anschaut. Diesmal gucke auch ich ihn an. Keiner von uns sagt etwas, wir blicken uns nur gegenseitig in die Augen. Er in meine braunen, ich in seine blauen. Mehr geschieht erst mal nicht, bis Max sich zögerlich zu mir bewegt. Und genau in diesem Moment schaltet sich mein Gehirn aus. Auf Wiedersehen Vernunft!
Auf Wiedersehen Verstand!
Mir egal ob es richtig oder falsch ist oder ob es überhaupt egal ist, was wir tun.
Max Hand spüre ich an meiner Wange und für einen Augenblick schließe ich meine Augen, weil ich seine Berührung so sehr genieße. Es fühlt sich an als würde ich nach Hause kommen. Als hätte ich eine lange Reise hinter mir und würde mich jetzt in Max seine Arme legen.
Ich öffne meine Augen wieder und sehe Max nur Zentimeter von mir entfernt. Wenn er wollte, könnte er mich auf der Stelle küssen. Doch er möchte die Spannung bewahren, also ergreife ich die Initiative und lege meine Lippen sanft auf seine. Meine Augen sind geschlossen, doch vor ihnen tanzen Tausend Sterne und als unsere Lippen aufeinander treffen spüre ich weder einen Stromschlag, der meinen ganzen Körper ausfüllt, noch die berühmten Schmetterlinge im Bauch. Ich spüre nur eins und das ist Freude. Der Moment könnte nicht perfekter sein, aber als Max seine Lippen leicht öffnet und ich seine Zunge spüren kann, wird das freudige Gefühl noch eine Stufe höher gesetzt. Keine Ahnung wie man es beschreiben soll, man muss es einfach selbst erlebt haben. Wenn dich jemand küsst und du genau die Liebe spüren kannst, die beide empfinden, dann möchtest du nichts anderes mehr fühlen. Die Glückshormone sind in jeder Zelle deines Körpers und sorgen dafür, dass du nichts anderes mehr möchtest. Kein Essen, kein Trinken, nur die Küsse dieser ganz bestimmten Person.
Als wir uns voneinander lösen, atmen wir beide schwer. Max hat noch immer seine Augen geschlossen, als wolle er nicht, dass dieser Kuss zu Ende ist. Und ich bin total überfordert. Mein Verstand hat sich wieder eingeschaltet und kann das eben Geschehene nicht einordnen. Ich fand es schön, keine Frage und mehr wollen würde ich auch doch aus irgendeinem Grund stehe ich mir selbst im Weg. Genau deswegen sage ich auch diesen einen blöden Satz: “Ich glaube ich sollte gehen.“ Und eh der Satz beendet ist, bin ich auch schon verschwunden.

Back to Reality Kde žijí příběhy. Začni objevovat