C H A P T E R 2 9

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Heute finden letzte Besprechungen bezüglich des Gründerfestes statt. Eigentlich gibt es nicht wirklich viel zu erledigen, bis auf eine Sache, die nun auch erledigt ist. Max hat sich doch tatsächlich um Ersatz gekümmert. Ein Junge, der mir irgendwie bekannt vor kommt, ich aber nicht weiß woher, steht jetzt auf der Bühne. Er spricht mit den anderen Bandmitgliedern noch einige Sachen ab. Meine überarbeitete Liste an Songs hat er auch schon bekommen. Jetzt kann aber wirklich nichts mehr schief gehen. Es darf auch nichts mehr schief gehen. Aber was das an geht bin ich ziemlich zuversichtlich.

“Warum mir das nicht eingefallen ist? Max hat uns echt den Arsch gerettet.“, sagt Harley lächelnd und mit verschränkten Armen. Zufrieden schaut er hoch auf die Bühne, wo die Band steht.

“Ja, Max hat uns wirklich geholfen.“, murmel ich vor mich hin, während ich lächelnd zu Max schaue, welcher gerade auf und zu gelaufen kommt.

“Zum Glück konnte ich Ben überreden. Weißt du, eigentlich singt er nicht so gerne vor Publikum. Aber als ich ihm erklärt habe, dass er damit nicht nur mir, sondern auch dir, Harley und der ganzen Stadt einen Gefallen tut, hat er sich weich klopfen lassen.“, erklärt mir Max grinsend, mit seinen Händen in den Taschen und als er den Namen Ben sagt, weiß ich auch wieder woher ich den Jungen auf der Bühne kenne. Er war derjenige, der damals die Party geschmissen hat. Na ja, über den Rest müssen wir nicht weiter reden und ich bin auch froh, dass der Kuss von neulich noch nicht zur Sprache gekommen ist, denn was das angeht bin ich immer noch verwirrt.

Während die Band probt und Ben sich ab und zu mit jemanden abspricht, stehen wir drei nur da und schauen auf die Bühne. Eigentlich schauen nur Harley und ich auf die Bühne, denn Max ist viel zu beschäftigt damit mich anzustarren und auch wenn es mir schwer fällt nicht zurück zu starren, verharrt mein Blick weiterhin auf der Bühne. Ich weiß nicht warum ich zweifle. Vielleicht wegen Joshua oder einfach nur, weil ich mir nicht eingestehen möchte, dass Max auf mich steht. Max, mein bester Freund aus Kindheitstagen. Der Junge, der mit mir nackt im See gebadet hat. Mit ihm habe ich früher Frösche gefangen und sie unserem Lehrer auf den Stuhl getan. Wir waren ein Team und hatten die besten Freunde. Was wenn es nicht funktioniert? Wenn wir nur als Freunde funktionieren und damit alles kaputt machen würden? Ich könnte es nicht ertragen schon wieder alles zu zerstören. Nicht jetzt, wo ich mich gerade wieder eingelebt habe und mich wirklich heimisch fühle.

“Ich glaube das sollte reichen.“, sagt Ben als er die letzten Worte gesungen hat und uns lächelnd anschaut.

“ Ja, gut. Ich denke das wäre es erst einmal. Versuch die Texte bis Samstag drauf zu haben und werde ja nicht krank.“, antworte ich ebenfalls lächelnd, wobei ich ihm zum Schluss ernst anschaue. Noch einen Krankheitsfall können wir uns nicht erlauben.

“Werde ich nicht.“, sagt er zwinkernd und verlässt, wie die Band, die Bühne.

“Also dann, ich mach mich auch los.“ Harley hebt zum Abschied eine Hand und verschwindet dann mit seinem Auto. Ich schaue noch zu, wie er die Straße hinauf fährt und wende mich anschließend an Max.

“Ich werde dann auch gehen.“, sage ich, doch bleibe stehen und wippe mit den Füßen. Da Max nichts erwidert gehe ich. Weit kommen tue ich allerdings nicht. Eine Hand an meinem Arm hält mich auf. Wir blicken uns nur kurz an, eh unsere Lippen stürmisch aufeinander treffen. Wir küssen uns schon wieder und ich genieße es, schon wieder. Aber dieser Kuss ist anders als der vor zwei Tagen. Er ist viel sehnsüchtiger und steckt so voller Hoffnung. Ich kann spüren, wie Max sein Herz fest an seine Brust schlägt und ich spüre mein Herz, wie es fast aus meinem Brustkorb springt. Alles ist so intensiv und verlangt gespürt zu werden. Meine Hände, die sanft und dennoch fordernd an seinen braunen Haarspitzen ziehen. Seine linke Hand, die mit etwas Druck seitlich an meinem Hals liegt und seine rechte Hand, die mich fest an den Hüften packt, damit ich auch ja nicht abhaue. Trotzdem beende ich mit einem leisen Seufzer diesen atemberaubenden Kuss. Um dieses kribbelnde Gefühl noch ein wenig länger genießen zu können, lasse ich meine Augen geschlossen und lehne meinen Kopf an Max seinen. Ich inhaliere seinen Duft und muss automatisch grinsen. Alles fühlt sich so gut an.

“Das geht nicht.“, murmel ich und löse mich aus dem festen Griff.

“Warum geht das nicht? Gott, Holly! Was ist daran so schwer? Ich mag dich und du magst mich offensichtlich auch. Machen wir es doch nicht so kompliziert.“ Max klingt gereizt und ich kann es ihm nicht einmal verübeln.

“Es tut mir leid.“, flüstere ich und wende mich ab.

“Du kannst nicht immer weg laufen!“, schreit mir Max hinterher, was mich zum stehen bringt.

“Ich tue es aber. Es tut mir wirklich leid, dass ich dir das schon wieder antue. Meine Gefühle spielen einfach verrückt. Diese Wärme, die ich spüre wenn ich deiner Nähe bin, diese Erinnerungen und Herr Gott, einfach du! Du machst mich wahnsinnig, auf eine gute Art und Weise. Aber ich kann es nicht riskieren, dass ich schon wieder alles zerstöre.“, antworte ich ebenfalls mit lauter Stimme. Ich bin verwirrt, alles verwirrt mich.

“Du erinnerst dich?“, fragt Max nach, als sei er sich nicht sicher, was ich eben gesagt habe.

“Ja, verdammt nochmal! Ich erinnere mich und soll ich dir mal was sagen? Das war nicht bloß ein One-Night-Stand. Da waren echte Gefühle im Spiel und genau das macht mir Angst.“ Mittlerweile hat Max wieder zu mir aufgeschlossen und steht nun unmittelbar vor mir. Er beugt sich vor und küsst ganz keusch meine Lippen. Nur kurz und dennoch voller Gefühle. “Sag jetzt nichts. Denke an dieses Gefühl, welches du eben hattest. Denke einfach nur daran und an nichts anderes. Etwas das sich so anfühlt kann nicht falsch sein.“ Diesmal bin nicht ich diejenige die geht. Max läuft an mir vorbei und lässt mich vollkommen überfordert zurück.

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