21 Fuck!

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Es war unheimlich, aber Lou hatte ihn zu sich nach Hause eingeladen und das fühlte sich an wie eine Falle. Sie behauptete, sie würde ihm das alles erklären, aber eigentlich vermutete Rico, sie würde ihn nur weiter ausnutzen. Auf welche Weise auch immer, es fühlte sich falsch an und trotzdem stand er vor ihrer Haustür.

Er wusste noch genau, was sie geschrieben hat. Um ihn zu überreden, hatte sie versprochen, dass er etwas gut bei ihr hatte. Einen Gefallen frei. Genau deshalb war er hier.

Schließlich war es Lou. Er würde außerhalb der Schule etwas mit ihr unternehmen, sie besser kennen lernen und vielleicht sogar irgendwie beeindrucken. Letzteres machte ihn wahnsinnig nervös.

Er wischte sich die feuchten Hände an seiner Jeans ab und drückte auf die Klingel, wo in einer ordentlichen Handschrift „Familie Saller" stand. Durch die milchigen Gläser der Tür war nichts zu erkennen und es dauerte, bis er Schritte hören konnte. Dann ging die Tür auf und Lou stand vor ihm.

„Hi." Sie lächelte verlegen und winkte ihn herein. Hatte sie irgendwelche Hintergedanken? Waren sie allein bei ihr daheim? Rico nickte und versuchte, cool zu bleiben. Fuck, fuck, fuck!

Im Hausflur war es dämmrig und alles ordentlich aufgeräumt. Rechts gab es einen extra Raum für die Garderobe, wo Rico rasch aus seinen Turnschuhen schlüpfte und Lou weiter ins Wohnzimmer folgte, das endlich etwas bewohnter aussah.

Die Wände waren geschmückt mit Fotografien und Bildern, ein Radiosender berichtete gerade die aktuellen Verkehrsmeldungen und hinter den Fenstern versteckte sich ein überraschend großer Garten, in dem sogar ein Gewächshaus und mehrere Beete zu entdecken waren.

„Willst du dich setzen? Willst du etwas zu trinken?", plapperte Lou auf einmal und zeigte zum großen Esstisch, der einen großen Teil des Raumes einnahm. Ein paar leere Gläser standen darauf, Zeitungen und eine Tüte Tomatensamen lagen herum.

„Alles gut." Rico nahm Platz und starrte die Samen an. Irgendwer in dieser Familie war definitiv Hobbygärtner.

Lou wirkte ähnlich nervös, als sie sich ihm schräg gegenüber setzte und lächelte. „Cool, dass du gekommen bist."

„Hab wohl nichts Besseres zu tun." Was erschreckender Weise auch die Wahrheit war. Er sah mit ernster Mine zu Lou. „Also, du willst deine Mum ärgern. Mit mir. Wieso brauchst du mich dafür?"

„Äh." Es war ihr unangenehm, aber da musste sie wohl jetzt durch. Zumindest wollte das Rico eigentlich, nur jetzt, wo sie litt, entschied er sich dafür, doch etwas freundlicher zu sein.

„Wieso hasst sie mich überhaupt so? Wieso kennt sie mich überhaupt?", fragt er deshalb, um ihr die Antwort auf seine erste Frage zu ersparen.

Lou lächelte etwas notgedrungen. „Naja. Sie kennt Henrys Mutter sehr gut. Die wohnen drei Häuser weiter."

Aha. Und weiter?

„Naja und ihr habt euch geprügelt kurz nachdem ... jedenfalls findet sie dich furchtbar und äh ... also, das ist schwer zu erklären."

Sie stockte und suchte verzweifelt nach einer passenden Formulierung, weshalb Rico sie unterbrach: „Okay, sie mag mich nicht. Verstanden. Wieso bin ich hier?"

„Ich hab' keinen Bock mehr, ihr Theater mitzuspielen. Sie denkt ich sei das arme kleine Mädchen, das sich ein bisschen mit Henry gestritten hat und nur einen Schubser braucht, um wieder in die richtige Richtung zu laufen. Was totaler Scheiß ist!"

Etwas verwirrt starrte Rico sie an, woraufhin sie nur kurz schnaubte und weiter erklärte: „Meine Mum ist eine Societyqueen. Das wichtigste ist der Ruf ihrer Familie und Henrys Familie ist so etwas wie ihr Traum. Ich will da nicht mehr mitmachen, aber ... ich bin viel zu brav."

Wie Glaspapier im Scheinwerferlicht ✔Where stories live. Discover now