40 Aufwachen

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„Hey!" Rico hämmerte gegen die verschlossene Tür. Das schwere Holz gab nur ein dumpfes Geräusch von sich, wenn er sich gegen sie warf. Sie hatten ihn ernsthaft eingesperrt, in ein verdammtes Hotelzimmer! „HEY!"

Okay, nach der Ausstattung des Raums und des anschließenden Badezimmers zu urteilen, war das Teil der Suite seines Vaters. Zumindest glaubte er nicht, dass Entführer so viel Geld für diese Scheiße ausgaben. Trotzdem, warum war die Tür abgeschlossen?

Aufgebracht schlug er mit der Faust gegen das Holz.

„HEY, IHR WICHSER! Ich weiß, dass ihr mich hören könnt, hört auf mich zu ignorieren!", brüllte er frustriert.

Tränen der Verzweiflung brannten in seinen Augenwinkeln. Er hatte Durst. Hunger. Kopfschmerzen und seine Kehle brannte trocken. Die Kraft ging ihm aus. Er wollte nach Hause, in sein Bett, etwas anderes trinken als Leitungswasser, aber vor allem wollte er hören, dass die anderen okay sind.

Nur war da niemand. Er sank müde zurück auf das Bett, ließ sich umfallen und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Wieso kam denn niemand? Hatten sie ihn vergessen?

Er drückte sein Gesicht in das Kissen, damit die Tränen sich dort hineinsaugten und so schnell wie möglich vergessen wurden. Sein Körper schmerzte, aber die Hoffnungslosigkeit folterte ihn mehr.

Da hörte er plötzlich den Schlüssel im Schloss drehen und die Tür öffnete sich. Rasch wischte er alle Tränen weg und richtete sich auf.

Vor ihm stand einer der Bodyguards, die gestern Abend bei ihnen zu Hause aufgetaucht sind. Sein Name war Brenner oder so ähnlich.

„Na, ausgenüchtert?"

„Wichser." Rico sprang aus dem Bett und drängte sich an dem Sicherheitsbeamten vorbei. Planlos rannte er zu einem Wohnbereich der Suite. Dort war aber niemand und Rico musste sich geschlagen geben. Widerwillig drehte er sich zu Brenner um. „Wo sind alle?"

Der relativ junge Bodyguard musterte ihn einen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf. „Keine Ahnung, ob ich dir das erzählen sollte."

„Was erzählen? Dass wir aufgeflogen sind? Das weiß ich schon. Dass Felina auf diesem beschissenen Konzert auf der großen Leinwand war? Hab ich auch mitbekommen. Also, was ist es?" Rico funkelte ihn angepisst an und war kurz davor, ihm an die Gurgel zu gehen. Außer, dass das bei ihrem Größenunterschied eine bescheuerte Idee war, hielt Rico nicht fiel davon ab.

„Okay. Wie wäre es, einfach nur ihr Aufenthalt? Wo ist zum Beispiel mein Dad? Das solltet ihr tollen Bodyguards doch wissen, oder nicht?"

„Er ist ... nein, also ... er wird demnächst schon mal hier vorbeischauen. Denke ich." Brenner wirkte plötzlich so, als würde er sich in seiner Haut unwohl fühlen.

Scheiße. Das bedeutete, es waren schlechte Nachrichten. Rico schluckte. Okay. Cool bleiben. „Ist es ... Felina?"

„Nein. Also, naja. Keine Neuigkeiten von ihr."

„Ist noch jemand entführt worden? Ist es Manfred? Ist etwas mit ihm?" Rico wurde unruhig. In seinem Kopf kreisten alle möglichen Szenarien, die er sich nicht wünschte.

„Von dem habe ich auch nichts Neues gehört."

„Kannst du es nicht einfach sagen?!"

„Okay. Wenn du meinst." Brenner zögerte. „Dein Vater ist bei deiner Mutter im Krankenhaus und die hat letzte Nacht scheinbar versucht Selbstmord zu begehen. Soweit ich weiß. Aber sie lebt."

„Ja, klar. Und jetzt die Wahrheit." Rico starrte den Kerl an, als wollte er ihn mit seinem Blick durchbohren. Der schien das zu spüren, blieb aber bei dieser Geschichte.

Wie Glaspapier im Scheinwerferlicht ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt