#1 Ripped gloves, raincoat

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Anmerkung:
Diese Geschichte basiert offensichtlich auf Content, der viele (für manche verstörende) Inhalte behandelt. Darunter Selbstverletzung, (sexuelle) Gewalt, Selbsthass, Depressionen und Homosexualität. Wenn die Gefahr besteht, dass dies etwas in Ihnen auslösen könnte, lesen Sie bitte nicht weiter
Dange.

Pov Jimin

"Herzlichen Glückwunsch!"

Ich drehte mich erschrocken um. Yu, meine Chefin, kam breit grinsend auf mich zu, hatte einen Kuchen in der Hand, auf dem Kerzen brannten. Hinter ihr kam Soomin hervor, sie trug ein kleines Geschenk.
"Warum? Ich habe euch meinen Geburtstag extra nicht gesagt, weil ihr wisst, dass er für mich nicht besonders ist.", sagte ich, trotzdem lächelnd, da ich überrascht war und ihre Gesten schätzte.
"Ich bin nicht dumm, ich habe auf deinen Ausweis geguckt, als du hier angefangen hast. Und außerdem arbeitest du heute seit anderthalb Jahren hier, das sollten wir auch feiern, wenn du deinen Geburtstag nicht schon als Anlass empfindest.", entgegnete Yu.

Ungefähr anderthalb Jahre war es nun also her, seit mich Yu in ihrem Café eingestellt hatte. Ihr richtiger Name war Aiko Yuuki, sie kam aus Japan, doch wollte, dass ich sie bei ihrem Spitznamen nannte, weil sie es hasste, als Chefin über uns zu stehen. Es grenzte an ein Wunder, dass sie mich eingestellt hatte. Ich hatte so gut wie keine Erfahrung in irgendetwas, doch ihre einzige Frage war gewesen, ob ich Gläser füllen und Tablets abräumen konnte. Und so kam es, dass ich mit dreiundzwanzig meinen ersten Job angenommen hatte, der mich gerade so über Wasser hielt.

"Herzlichen Glückwunsch zu deinem fünfundzwanzigsten Geburstag!", quiekte Soomin, die mir um den Hals fiel. Danach überreichte sie mir die kleine Schachtel. "Danke", sagte ich schmunzelnd. "Setz dich hin und wünsch dir etwas, süßer." Yu zog mich zu einem der Tische und drückte mich auf einen Stuhl, den Kuchen stellte sie vor mich. Sie und Soomin setzten sich mir gegenüber und sahen mich erwartend an. "Ich hasse kitschige Sachen", nörgelte ich.
"Ich bin immer noch der Überzeugung, dass du solche Sachen eigentlich total liebst", entgegnete Soomin, "dir sie nur aus unerklärlichen Gründen verbietest."
Ich seufzte, "Zuerst pusten oder zuerst wünschen?"
"Ach komm schon, du lebst seit fünfundzwanzig Jahren auf dieser Erde und hast noch nie Kerzen ausgeblasen?", beschwerte sich die jüngere.
"Ich würde jetzt sagen, dass ich in meinem Leben bestimmt weniger ausgeblasen habe, als du", sagte ich, "aber das wäre in einem anderen Kontext auch wahr."
"Und das Gehirn eines dreizehn-Jährigen, was nur zweideutig denkt, hat er auch noch." Yu rollte mit den Augen. Jeder fing an zu lachen, während ich mich dem Kuchen widmete. "Zuerst pusten und dabei wünschen", flüsterte Soomin.

Ich holte Luft und pustete die Kerzen aus, schloss dann die Augen, um mir etwas zu wünschen.

"Und? Was hast du dir gewünscht?", fragte die braunhaarige und schob mir als nächstes das Päckchen unter die Nase, als ich wieder die Augen öffnete.
"Soll man das nicht für sich behalten, weil es sonst nicht in Erfüllung geht?", grinste ich forsch, um sie zu ärgern. "Du verstehst sowieso nichts von Geburstagen, also sag schon", konterte sie.
"Träum weiter", lächelte ich und machte mich an das Geschenk. Soomin lehnte sich zu Yu, "Kann man Leute feuern, weil sie gemein sind?" Yu und ich mussten lachten.

Soomin war schon vor mir eine Angestellte hier. Sie war diejenige, die mich eingearbeitet hatte und sich deswegen so verhielt, als wüsste sie über alles mehr als ich, obwohl sie ein Jahr jünger war. Ihr Verhalten war jedoch eher lustig und süß, als böse oder nervig. Zur Arbeit trug sie ihre gefärbten Haare oft in einem Zopf, zurzeit waren sie braun. Sie hatte aber schon so viele Farben hinter sich, dass ich mich gar nicht mehr wunderte, wenn sie eine neue trug.

"Das Geschenk ist von uns allen, also auch Yoonwo. Er wäre jetzt auch hier, hätte es bei ihm nicht einen kleinen Notfall gegeben, du weißt ja...", erklärte Yu und ich nickte. Yoonwo war unser Koch und der, der neue Ideen und Rezepte in den Laden brachte. Anders als wir, hatte er mit seinen siebenundzwanzig schon Frau und Kind, was auch der Grund war, warum er oft wegen kleinen "Notfällen" nach Hause musste.

「 devil 」 - yoonminWhere stories live. Discover now