#17 Bittersweet

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"Was würden Sie sagen, wenn er vor Ihnen stehen würde und Ihre Worte über seinen Leben entscheiden, ob er springt oder nicht?"
"Wenn du springst, tun wir das zusammen."
"Sie würden ihn nicht aufhalten?"
"Ich bin sicher, dass Sie das nur fragen, damit ich beweisen kann, dass ich das nicht nur aus suizidalen Gedanken heraus sage. Sie wissen, wie ich das meine. Wenn er springt, springe ich auch und nach all dem könnte er es sich nicht verzeihen, würde mir etwas zustoßen. Und wenn ihn das nicht hier hält, soll es mich auch nicht halten."

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Pov Jimin

"Über wen redest du?"

Hoseoks Stimme ging mir durch Mark und Bein und hinterließ einen kalten Schauer, welcher meinen Rücken hinunter lief. Doch statt mich zu fürchten, Distanz zwischen uns zu bringen oder erschrocken über seine Anwesenheit zu sein, füllte sich mein Blick mit Hoffnung. Gerade sah ich niemanden vor mir, der mir Leid und Schmerz zugefügt hatte sondern jemanden, der mir wie ein Stück vergangener Realität vorkam. Etwas, was mich an damals erinnerte, aber nun bei mir war. Damals, in der Zeit, in der Yoongi mich noch im Arm gehalten hatte, wir zu siebt vor dem Fernseher gesessen hatten und mein einziges Problem die Narben auf meinen Armen waren.

Während alles um mich herum wie ein böser Traum wirkte, war Hoseok der einzige, der normal und real schien. Er stand mit respektablem Abstand vor mir, sah mich besorgt an, auch wenn er versuchte, es zu verstecken und ließ mich keine Sekunde aus den Augen. Ich musste wirklich verwahrlost aussehen.

"Du weißt, über wen ich rede", antwortete ich kläglich und machte mich daran, mich aufzusetzen. Der braunhaarige zögerte erst, doch reichte mir dann die Hand. Auch ich zögerte dabei, die Hilfe anzunehmen, wir hatten uns nicht berührt, seit der Nacht, in der all seine Berührungen Schmerzen mit sich geführt hatten, so komisch das auch klingen mag. Dennoch überwand ich meine Unsicherheit und nahm seine Hand, die mich mit einem Ruck wieder auf die Beine zog. Dieser Moment war wichtig und ich denke, dass uns das beiden bewusst war. Immerhin hatte es mir bewiesen, dass mir Hoseok wirklich nichts mehr wollte, er hatte meine Hand auch direkt wieder losgelassen und in die Tasche seiner Jacke gestopft.

"Ist es wegen mir?", fragte er dann, den Vertrauensbeweis von vor einer Sekunde ignorierend. "Denkst du nur wegen mir an ihn? Habe ich verursacht, dass die Wunde wieder aufgerissen ist?"
"Nein, ja, also nicht wirklich. Du hast ihn mir nur näher gebracht, als er mir all die Jahre war und da jetzt eh alles den Bach runter geht-"
"Was ist denn passiert?", fragte der ältere. Ich wollte zuerst nicht antworten, da mir der Gedanke kam, wie lächerlich mein Verhalten aussehen musste, wenn er davon überzeugt war, dass eine Therapie das richtige wäre. "Was ist so schlimm, dass du auf der Straße hockst und mit dem Himmel um die Wette weinst?"
"Ich kann ohne Yoongi nicht funktionieren", stieß ich überzeugt aus. "Du meintest, Menschen sieht man es nicht an, wann sie aufhören, richtig zu ticken, dass man noch nicht einmal sieht, dass sie kaputt sind. Aber bei mir ist es offensichtlich! Und der Moment, in dem mein Herz stehen blieb, sodass mein Körper aufhörte zu funktionieren, war der Moment, in dem ich realisiert habe, dass Yoongi nicht mehr wiederkommen würde!"

Mir entfloh ein verzweifelter Laut, der gegen das Prasseln des Regens jedoch nicht ankam. Ich hatte den Rande der Verzweiflung schon längst überschritten und es auszusprechen, machte es um Längen furchteinflößender. Hoseok schluckte schwer, vielleicht war ihm dies schon bewusst gewesen, nur es zu hören hatte denselben Effekt auf ihn wie auf mich.

"Ich habe meine Hoffnung verloren, Hyung. Ohne ihn will ich nicht mehr Leben."
"Du nennst mich wieder Hyung?" Er schaute mich erstaunt an und ich nickte. "Ja, weil du gerade der einzige bist, dem ich alles erzählen kann, ohne dass ich missverstanden, angeschrien oder davon abgehalten werde. Und selbst wenn du mir wieder etwas antust, mir ist es egal, geworden. Vergewaltige mich doch, tu mir einen Gefallen und töte mich, da ist doch sowieso nichts mehr, für dass es sich zu kämpfen lohnt."
"Jimin, hör auf der Stelle auf, so zu reden!" Seine Augen waren glasig, soweit ich es erkennen konnte. "Dich zu töten wäre ein Gefallen für niemanden, wir brauchen dich, ich brauche dich."
"Wofür brauchst du mich denn?", warf ich ihm vor.
"Wenn es dir nicht gut geht, kann ich mir selbst nicht verzeihen, denn ich weiß, dass ich einen großen Teil dazu beigetragen habe, dass es dir heute so schlecht geht, dass Yoongi nicht mehr da ist und ich habe diese drei qualvollen Jahre nicht ausgehalten, um in Zukunft vor deinem Grab winselnd um Vergebung zu bitten!"

Zwischen uns wurde es still, während unsere Umgebung allein aus dem Plätschern der Fützen bestand. Wir standen angespannt voreinander, hatten beide nicht erwartet, dass dieses Gespräch so an Spannung zunehmen würde. Im nächsten Moment nahm mich Hoseok am Handgelenk und zog mich mit sich. "Ich werde dir einen Gefallen tun und dich zu einem Menschen bringen, dem du vertraust, bei dem du bleiben kannst und mit dem du reden kannst ohne dass du missverstanden, angeschrien oder davon abgehalten wirst. Du musst mir nur sagen, wo ich diesen Menschen finde." Ihm hinterher trottend, starrte ich auf seine Hand, die mein Handgelenk umfasste. Es erinnerte mich an die Situation von vor acht oder neun Jahren. An den Abend, an dem ich mich aus der Wohnung geschlichen hatte, um mit Jin und Hoseok zu gehen und mein zuhause zu verlassen. Damals musste es schnell gehen, weswegen Hoseok mich am Handgelenk genommen und zum Auto gezogen hatte. Bittersüße Erinnerungen.

Nach reichlicher Überlegung, fern ab von meinen Erinnerungen, blieb ich stehen, sodass der ältere zu mir schaute und ich ihm eine Frage stellen konnte. "Jin-Hyung und die anderen, sie wollen mich zu einem Therapeuten schicken, weil es so nicht mehr weitergehen kann. Bist du auch der Meinung, ich soll Yoongi vergessen?" Ich fragte, weil ich wusste, dass sein Urteil objektiv sein würde. Auf ihn hatte es keine Auswirkung, ob Yoongi und ich zusammen oder getrennt voneinander waren.

"Jimin", sagte er, "Ich werde dir jetzt das sagen, was Yoongi mir erzählt hat, als er mich in der Untersuchungshaft besucht und von deinem Suizidversuch gesprochen hat. Er hat Konfuzius zitiert, oder es zumindest versucht. Was du liebst, lass frei, kommt es zurück, gehört es dir - für immer. Als du versucht hast, dich umzubringen, ist für ihn eine Welt zusammengebrochen und er hätte alles gegeben, um dich bei uns zu halten. Aber er hat auch daran gedacht, dass sein Wunsch nicht der Grund dafür sein sollte, dass du auf ewig in einer Welt lebst, die du verabscheust und in der du dich weitaus weniger als wohl fühlst. Also ließ er dich frei, er war bereit dich gehen zu lassen, damit du glücklich wirst. Und du bist zu ihm zurückgekommen."
"Das heißt, ich soll ihn gehen lassen, damit er zu mir zurückkommt?"
"Nicht mit der Intention, dass er zurückkommt. Erst wenn du mit beiden Wegen zufrieden bist, dem ohne ihn und dem mit ihm, wird sich zeigen, wie sich dein Schicksal fügt."

"If this was meant for me, why does it hurt so much?
And if you're not made for me, why did we fall in love?"
- Fear of the Water (SYML)

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[Danke für's Voten und Kommentieren]

Y'all made me insecure about the cut so here's a new one
Es hat nur 1000 Wörter aber ich bin nicht mehr in der Stimmung weiter zu schreiben und hätte ich die nächste Szene noch dran gehangen wäre es ein 5000 Kapitel geworden und nein einfach nein
Kann mich bitte jmd retten oder gleich töten? Ich würde lieber sterben als diese Präsentation in Geschichte zu machen I'm crying oceans

「 devil 」 - yoonminWhere stories live. Discover now