#10 Talking to the moon

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"I know you're somewhere out there
Somewhere far away
I want you back, I want you back
My neighbors think I'm crazy
But they don't understand
You're all I have, You're all I have
At night when the stars light up my room
I sit by myself...
Talking to the moon
Trying to get to you
In hopes you're on the other side, talking to me too
Or am I a fool
Who sits alone
Talking to the moon?"
- Talking to the Moon (Bruno Mars)

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Pov Jimin

Während ich die Treppen zu meiner Wohnung hinauf lief, überlegte ich, ob ich wirklich noch bei Jin vorbeischauen sollte. Wir hatten nicht mal sechs Uhr, es würde bald Abendessen geben. Aber ich war mir nicht ganz sicher, ob ich ihm Auskunft darüber geben wollte, wo ich gewesen und was alles passiert war. Zum Abendessen würde ich dennoch erscheinen. Jin kochte fast jeden Abend, da er von uns fünf offensichtlich der Beste auf diesem Gebiet war. Was ein Wunder, er war Koch von Beruf. Das war auch der Grund, weswegen er oftmals seltenere und teuere Zutaten mit nach Hause brachte. Offiziell war Sonntag der Tag, an dem wir alle zusammen zu Abend aßen, weil die wenigsten von uns Sonntags arbeiteten. Demnach konnte und wollte ich mich nicht vor der Begegnung mit den anderen drücken, jetzt zu fehlen, würde nur noch mehr auffallen. Aufgrund dessen machte ich mich eine halbe Stunde später auf den kurzen zur Wohnung der älteren.

Jins Augen strahlten, als er mich sah und seine Lippen formten augenblicklich ein erleichtertes Lächeln. Er war glücklich mich zu sehen. "Komm rein", sagte er freundlich und trat zur Seite. Wie erwartet, war Jin schon bei der Vorbereitung des Essens, weswegen es im ganzen Raum nach gebratenen Zutaten roch. Namjoon musste im Wohnzimmer sitzen und sich die Nachrichten anschauen, das tat er immer um diese zeit.
"Erzähl doch mal! Wie war es bei Soomin?", fragte Jin, als ich ihm in die Küche folgte. "Ganz gut", gab ich an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, ich wusste ja selbst nicht, wie ich mich dabei gefühlt hatte. Natürlich hatte ich mich wohl gefühlt, anders hätte ich wohl kaum dort schlafen können. Andererseits gab es Momente, in denen ich lieber hätte verschwinden wollen und das machte mich unsicher.

"Wie gesprächig du heute wieder bist." Jin lachte leise. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, fast schon als würde ich defensiv handeln und mich vor weiteren Fragen schütze wollen. "Tut mir leid, es ist nur, dass nichts erwähnenswertes passiert ist." Jedenfalls hatte alles dieser Art mit vergessenen, fast schon verbannten und verbotenen Personen zu tun, auf die niemand hier gut zu sprechen war. Würde ich auch nur den Namen erwähnen, würde man mich mit düsteren Blicken betrachten und sich gleichzeitig schon wieder überlegen, wie man diese Gedanken aus meinem Kopf bekommen konnte. Es gab keine Chance, normal darüber zu reden. Sie alle wollten, dass ich meine Vergangenheit hinter mir ließ und erwarteten, dass ich darüber vergaß. Aber dass ich nicht drüber sprach, hieß nicht, dass es keinen Platz in meinen Gedanken hatte.

"Warst aber lange bei ihr, nicht wahr?" Jin schaute auf seine Armbanduhr. "Knapp vierundzwanzig Stunden." Mir fiel ein, dass er gar nicht wusste, dass ich kurz danach noch bei Jinhwan war. Wie sollte er auch? "N-nein, also ja, nur war ich mit ihr noch im Café. Sie musste ja arbeiten." Ihm nun von Jinhwan und seiner Mutter zu erzählen, wäre schwachsinn gewesen. Er würde nur unnötig sauer werden und mich wegen der ganzen Idee belehren wollen, was ich mir nicht anhören musste, da ich wusste, wie banal das ganze gewesen war.

"Er wird wirklich morgen entlassen." Namjoon betrat auf einmal den Raum. Er blieb perplex stehen, als er mich sah, so als hätte er alles nur nicht mich erwartet. "Oh, Jimin!", stieß er erschrocken hervor, bevor er lächelte, "Wie geht es dir?" Er ging zum Schrank, aus dem er kurz danach fünf Gläser nahm. "Gut", sagte ich und lächelte automatisch. Jin sah mich zweifelnd an, die Antwort nahm er mir nie ab, ich musste es immer umformulieren. "Wer wird entlassen?", fragte ich, ihn damit ignorierend. "Der Typ, der zwei Morde begangen hat vor acht Jahren." Namjoon seufzte. "Schon?" Ich runzelte die Stirn. Ich hatte damals nicht viel von ihm mitbekommen, da es nicht in unserer Stadt passiert war, trotzdem machte sich ein Unwohlsein breit, bei der Gewissheit, jemand solcher Natur würde wieder unter uns Leben. "Ja, ich weiß auch nicht warum. Er hätte eigentlich noch elf Monate abzusitzen. Dieses Land ist zu gutgläubig." Der Regierungskritiker befüllte ein Glas mit Leitungswasser.
"Hast du den Fernseher ausgeschaltet?" Jin klang ernst, fast drängend, Namjoon nickte nur.
"Achten wir jetzt auf Stromkosten?" Ich lachte.
Der ältere schien sich seine Antwort genau zu überlegen. "Ich will nicht, dass wir unseren Appetit durch Straftäter in den Nachrichten verlieren."

「 devil 」 - yoonminWhere stories live. Discover now