#18 My safe place

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"Ich habe vieles falsch gemacht, oder?"
"Worauf wollen Sie hinaus?"
"Ich hatte so viele Möglichkeiten ihn zu retten und habe trotzdem die gewählt, die ihn krank gemacht hat."
"Was, wenn Sie unrecht haben?"
"Habe ich selten."
"Aber Sie haben aus Ihrer Intuition heraus gehandelt, mit dem Gedanken, dass es ihm damit besser gehen würde."
"Manchmal sollte man sich eben nicht auf seine Intuition verlassen."
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Pov Jimin

Innerlich ruhiger, aber körperlich erschöpfter vom ganzen Laufen, stand ich nun vor Jinhwans Tür und wartete darauf, dass sie sich öffnete. Ehrlich gesagt, wäre es mir am liebsten gewesen, wäre ich in diesem Moment einfach ins Bett gegangen. Aber ich wusste, dass Schlaf mir nicht helfen würde, über all die Dinge zu vergessen und hinweg zu kommen.

Vor meinen Augen öffnete sich die Tür schwungvoll und in mein Blickfeld trat mein Hoodie tragender Lieblingsnachbar, der sanft lächelte, als hätte er mich erwartet. Seine Mimik änderte sich jedoch ziemlich schnell, als er mein zerstörtes Aussehen näher betrachtete.

"Ich brauche deine Hilfe", gab ich zu.
"Ich bin zwar kein Therapeut, aber ich werde mein Bestes geben."
"War das gerade eine Anspielung auf meine Arme oder ähnliches?"
"Eigentlich nicht, aber jetzt wo du's sagst..." Der ältere schenkte mir ein beschämtes Lächeln.

Er bat mich mit einer Handgeste in die Wohnung und schloss die Tür hinter mir. Ich ging schnurstracks ins Wohnzimmer, um mich auf dem großen Sofa hinzulegen und klein zu machen. Hier umgab mich eine sichere Athmosphäre, als würde mich eine Schicht aus Sicherheit umhüllen und ich abgekapselt von der Außenwelt sein. Es war schön hier, so heimlich und warm.

"Fühl dich wie Zuhause." Jinhwan betrat den Raum, in der Hand ein Stapel aus Decken, Kissen und Keksen. Es wirkte mehr als nur so, als hätte er das alles schon vorher gewusst und demnach Sachen bereitgelegt. "Woher weißt du, dass das genau das ist, was ich jetzt brauche?" Skeptisch ließ ich mich von ihm in die Decke einwickeln, wonach ich bestimmt wie ein kleiner Burrito aussah und nahm die Packung Kekse gerne an. "Du siehst echt beschissen aus, wenn man es grob ausdrückt. Also bist du wirklich am Ende." Die Stimme des älteren füllte eine Besorgnis. Ich nickte nur traurig zustimmend.

"Also, wobei braucht mein Lieblingsnachbar Hilfe?", fragte er und machte es sich in der anderen Ecke des Sofas bequem. "Ich habe meinen Verstand verloren", murmelte ich, den Mund voller Krümel. "Das sagen die meisten erst, wenn sie meine Wohnung verlassen, nicht, wenn sie sie gerade erst betreten haben." Der ältere lachte leise und fügte in einem ernsteren Tonfall hinzu: "Wie kann ich dir helfen?"
"Weiß ich nicht", sagte ich. "Mir ist nicht mehr zu helfen."
"Doch, ganz bestimmt. Lass mich die Frage anders formulieren, was hat dich hierher geführt?"

Was sollte ich jetzt sagen? Mein Vergewaltiger? Denn er war es, der mich hierher gebracht hatte. Jinhwan wusste so wenig über mich, dass es mir gruselig erschien. Oder eher der Gedanke daran, ihm alles zu erzählen, war gruselig.

"Meine Vergangenheit", antwortete ich schließlich.
"Die ich noch nicht kenne", erwähnte der schwarzhaarige. Ich schaute ihn an, unsicher, was er gerade von mir wollte. Darauf legte sich wieder dieses sanfte Lächeln auf seine Lippen, das so viel Wärme ausstrahlte und mich noch sicherer wog. Als würde sein Lächeln allein aussagen, dass mich hier niemand finden würde. Er breitete die Arme aus und quiekte ein "Jiminie", dass mich schlucken ließ. Er war süß, verhielt sich lieb, aber dieser Spitzname erinnerte mich zu sehr an Yoongi, als dass ich ihn aus Jinhwans Mund genießen konnte. Ich ließ mich zur Seite fallen und kippte in die Arme des älteren, welche mich kurz darauf eng umschlungen. Das tat gut. Jinhwan tat mir gut. Ganz gleich in welcher Beziehung wir zueinander standen, er würde mir immer gut tun. Denn er würde alles dafür tun, dass es mir gut ging. Ob es nun tiefgründigere Gespräche oder Kuscheleinheiten waren, ob wir jetzt Freunde oder etwas anderes waren, war ihm egal.

「 devil 」 - yoonminWhere stories live. Discover now