#3 Blood is thicker than water

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Pov Jimin

Nachdem Jin gegangen war, hatte ich mich bettfertig gemacht. Ich schaltete noch das Licht im Flur aus und ging dann ins Schlafzimmer. Erschöpft ließ ich mich ins Bett fallen, gähnte und deckte mich zu.

Dann lag ich dort. Einsam in der Dunkelheit, mir wünschend, jemand anderes wäre da. Ich sah auf die Digitaluhr auf meinem Nachttisch. Eine Minute nach zwölf. Und ich seufzte, realisierte es noch einmal.

Ich war allein. Er war nicht mehr hier. Es gab kein uns mehr.
Mein fünfundzwanzigster Geburtstag gehörte seit einer Minute dem gestrigen Tag an, ein Tag, den viele als so besonders ansahen. Und ich wusste, er würde nicht zurückkommen, er war gegangen. Trotzdem trug ich diese Hoffnung. Dieses kleine Hoffen, welches mir Tag für Tag neue Geschichten schrieb. Geschichten über Situationen, die ich mir herbei wünschte, doch wusste, sie würden nie wahr werden.

Und es tat so weh, dass diese Hoffnung auf Veränderung jeden Abend starb.

Ich drehte mich um und bemerkte, wie sehr ich die Mitte des Doppelbettes mied. Weil ich ihm immer noch genug platz lassen wollte. Weil es immer noch seine Seite war, auf der ich nicht schlief. Und egal wie warm es auch im Zimmer war, ohne ihn war es unter dieser Decke kalt. Und egal welche Jahreszeit die Natur malte, ohne ihn herrschte Winter. Eine einsame, träge Eiszeit, in der man nur ums Überleben kämpfte.

Ich wollte so sehr wissen, wie es ihm ging, ob es ihn überhaupt noch gab, ob er mein Herz bereits zurückgelassen hatte und weitergezogen war. Oder ob er vielleicht gerade genauso im Bett lag, über mich nachdachte und sich wünschte, er hätte mir gratulieren können.
Manchmal stellte ich mir vor, er würde im Café sitzen und etwas bestellen wollen. Und wenn es klingelte, hoffte ich darauf, ihn vor der Tür anzutreffen. Auch wenn all dies unmöglich war, kam es mir immer wieder in den Sinn. Wie es wohl wäre, mit ihm an einem Tisch zu sitzen, wie es wohl wäre, ihm morgens einen Kuss aufzudrücken, weil ich schon spät dran war. Wie wäre es, wenn er mehr verlangen würde, sich nicht mit einem Kuss zufrieden geben würde? Wäre es ihm dann egal, ob ich zu spät kam, nur um ein wenig mehr Zeit mit mir verbringen zu können?

Ich zog mir die Decke über den Kopf, als könnte ich mich vor meinen Gedanken verstecken. Doch der Kopf begleitete einen, Tag und Nacht.

Ich vermisste ihn. Ich sehnte mich danach, jede Erinnerung mit ihm zu teilen, jede Minute mit ihm zu verbringen. Ich wollte zu ihm, wenn etwas schlechtes passierte, weil er der einzige war, bei dem ich mich wirklich verstanden fühlte. Ich vermisste ihn, wenn ich lachte und wenn ich weinte, weil er der war, bei dem mein Lachen echt war und bei dem meine Tränen trockneten. Aber am meisten vermisste ich ihn, wenn ich alleine im Bett lag, wie jetzt, und mir die Nächte zurück wünschte, die wir zusammen verbracht hatten. Dieses Gefühl der Geborgenheit, dass ich nur bei ihm sicher einschlafen konnte.

Da ich das brennende Gefühl aufkommender Tränen spürte, schloss ich die Augen. Morgen würde alles wieder vergessen sein und vielleicht würde mich ein Traum wieder zu ihm führen.

'You are still my favorite chapter that I keep on rereading night after night till my eyes are red with tears and my heart hurts from the memories of your lost touch.'

-

"Der Pulli steht dir", sagte Jin, der gerade meine Wäsche holte. Ich lächelte ihm dankend zu und sah mich kurz in der Wohnung um, kontrollierte, ob ich alles eingepackt hatte. "Ich denke, ich habe alles", murmelte ich konzentriert. Bei so etwas war ich paranoid. Ich vergass so oft meine Schlüssel und wenn ich diese mal sicher bei mir hatte, suchte ich mein Handy. Doch diesmal schien ich alles zu haben.

Hyung kam auf mich zu und stellte den Wäschekorb vor mir ab, um über den Pullover zu streichen, so als würde er die Qualität überprüfen.
"Ein wirklich schöner Pulli."
"Du musst dich nicht immer wie meine Mutter verhalten", sagte ich.
"Nur wie ein großer Bruder", meinte er, "Außerdem kannst du glücklich sein, dass jemand darauf achtet, dass du gut aussieht."
"Nein- Das schätze ich auch, so meine ich das gar nicht."
"Ich weiß, ich weiß. Ich kümmere mich doch gerne um euch und obwohl ihr euch immer beschwert, lehnt ihr es nicht ab. So ist das in einer Familie." Er lächelte sanft und seine Augen strahlten eine bekannte Wärme aus.

「 devil 」 - yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt