#33 The numbness of your lost touch

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"The scenery of you and me starts to fade and
I wake up from a terribly beautiful dream
Yeah saying goodbye and going back home
We must spend different nights under the same moonlight
I'll try to get used to it if you're doing well
It's a relief, the fantastical days"
- DON'T FORGET (iKON)

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Langsam ließ ich mich auf das Polster des Sofas sinken, fast wie in Trance starrten meine Augen in die Leere. Ich fühlte mich verloren in meinen eigenen vier Wänden, in meinem eigenen Kopf, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Denn genau so wie mein Blick, war mein Kopf leer. Ich war wieder zuhause angekommen, aber danach fühlte es sich nicht an. Es war mehr wie eine Gefangenschaft, wie eine Zelle, in die ich zurückgekehrt war. Ein Kerker ohne Yoongi.

Ich ließ mich zurückfallen, bis mein Rücken an die Lehne stieß und legte den Kopf in den Nacken. Die neu entfachte Sehnsucht war auf meinem gesamten Körper zu spüren. Meine Augen, die sich sein Gesicht immer wieder einbildeten, meine Lippen, die danach brannten, seine zu kosten und mein Magen, in dessen die Schmetterlinge aufgewacht waren, aber nicht die Kraft bekamen, umher zu flattern. Es war, als hätte man ihnen einen Tropfen Wasser gegeben, genug, um am Leben zu bleiben, aber zu wenig, um sie glücklich zu machen.

Ich fühlte mich so einsam ohne ihn, so verlassen, so ausgenommen, so sinnlos. Was sollte ich hier, wenn es mir in seinen Armen besser ging? Ich vermisste ihn, mehr und mehr mit jeder Minute, die verstrich. Ich sehnte mich selbst nach seiner Art, mich umzubringen. Ein Kuss, auf den keiner mehr folgte. Oder eine Berührung, auf die es mir unmöglich war, zu antworten. Ich vermisste seinen Tonfall, den ich gewohnt war, wenn er mit etwas unzufrieden war. Oder den kalten Klang, den seine Stimme annahm, wenn sie vor Desinteresse triefte. Das alles war Jahre her und längst vergangen, aber ich vermisste es. Ich wäre lieber wieder einer seiner Sklaven gewesen, als ein niemand ohne ihn. Ich wäre lieber in seinen Armen gefangen gewesen, als ohne ihn völlig frei zu sein.

"Ist bei dir alles in Ordnung?"

Ich zuckte zusammen, als Jungkooks Stimme ertönte und ich ihn im Flur stehen sah. "Wie lange stehst du da schon?", fragte ich erschrocken, veränderte aber nichts an meiner Position.
"Lang genug, um zu wissen, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist", gab er an und kam auf mich zu. Mein Blick verlagerte sich wieder auf die Decke, ich ließ meine Gedanken wieder kreisen. "Ist das Date nicht gut verlaufen?", fragte der Jüngere dann, als er keine Antwort erhielt.
"Dazu gehören immer zwei Parteien", murmelte ich weggetreten. Wie hatte sich Yoongi wohl gefühlt? Und was tat er jetzt gerade? War es für ihn ein Date oder nur ein Treffen mit jemandem, den er lange nicht mehr gesehen hatte?

"Was ist denn passiert?"
"Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich eben mit Yoongi essen war und jetzt drei Tage Zeit habe, mich zu entscheiden, ob ich ihn ein für allemal bei mir haben oder ein für allemal verlieren will?"

Ich konnte Jungkooks Gesichtsaudruck nicht sehen, aber es wurde für eine kurze Weile still im Raum. Womöglich konnte er es nicht zuordnen, wusste nicht, ob er mir glauben oder es als naiven Tagtraum aufnehmen sollte. Was sollte er auch schon denken von einem depressiven jungen Mann, der unfähig war, zwischen gut und böse zu unterscheiden? "Warst du nicht mit Soomin...?", faselte er dann und ich schüttelte den Kopf. Ich erzählte ihm davon, wie ich Yoongi vor einer Woche gesehen und ihm heute nachgelaufen war, wie ich mit ihm essen gegangen war und er mir diese Frist gegeben hatte. Kookie sog danach die Luft ein, als wäre der Sauerstoff im gesamten Raum nicht genug, um seine Lungen zu versorgen. "Das ist... überwältigend", war alles, was er dazu sagen konnte, aber es brachte alles ziemlich genau auf den Punkt. "Geht es dir denn gut? Wie fühlst du dich?" Er klang besorgt.
"Leer", brachte ich heraus. Ohne Yoongi war jegliches Leben aus meinem Körper geglichen, als hätte ich keinen Antrieb mehr.
"Leer im Sinne von... nichts fühlend? Auch keinen Schmerz?", fragte der Jüngere, was mich auf eine Erkenntnis stoßen ließ. Nein, nicht mal das. Ja, ich vermisste ihn, ja, alles in mir war bereit, die viel zu lange Strecke zum Restaurant zu Fuß zu laufen, nur um ihn wieder zu sehen, aber nein, Schmerzen spürte ich nicht mehr. Nicht die säuselnde Furcht, alleine nicht klarzukommen, nicht das stechende Gefühl, wenn ich an ihn dachte, nicht mal das unerträgliche Nagen meines mich zerfressenden Selbsthasses. Wenn überhaupt waren da nur die knisternden Flammen der diesmal etwas anderen Sehnsucht, die tief in meinen Knochen loderten.

「 devil 」 - yoonminWhere stories live. Discover now