«5» faux monde

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«5» Falsche Welt

»Pieces on the ground from the world that fell apart
Just hold on
It won't be long«
Find you - Ruelle

Heute, September

Unknown's POV:

„James! Aufstehen!", weckte mich die Stimme meiner Verlobten. „Wir verpassen noch unseren Flug!", trällerte sie und ich richtete mich auf. Ihre langen, braunen Haare fielen ordentlich gebürstet über ihre Schultern. Lila war bereits angezogen und auch ich stand auf. „Bin ja schon da.", meinte ich kurz und ging an ihr vorbei ins Bad. Dort ging ich kurz duschen und sah mich kurz im Spiegel an. Meine kurzen blonden Haare lagen unordentlich auf meinem Kopf verteilt und mein Gesicht war vernarbt, sodass man mich nicht wieder erkennen würde. Die zahlreichen Naben stammten von der Explosion in der Pariser Innenstadt vor zwei Monaten, wo ich zufälligerweise auch gewesen war. Dabei hatte ich auch mein Gedächtnis verloren. Naja, teilweise. Alle meine Erinnerungen waren verschwunden, aber ich wusste noch Dinge, wie zum Beispiel, was bei französische Revolution passiert ist, wann der Eiffelturm erbaut worden ist oder wer momentan Präsident in den USA war. Aber Erinnerungen an mein früheres Leben hatte ich nicht. Sogar meinen Namen hatte ich vergessen.
Ich war im Krankenhaus gewesen und war dort versorgt worden, bis mich vor einem Monat Lila, meine Verlobte, gefunden hatte.

Sie hatte mir erzählt, dass ich James hieß, dass wir seit einigen Monaten verlobt waren, in London lebten und ich nur wegen eines Geschenks, was ich für Lila kaufen wollte, hergeflogen war. Leider war ich zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und hatte die Explosion nur knapp überlebt. Mein Gesicht war immer noch sehr vernarbt aber wenn wir zurück in London waren, würde ich eine Hauttransplantation bekommen, damit ich wieder einigermaßen aussah, wie früher. Lila hatte mir ein Bild gezeigt, wie ich früher ausgesehen hatte. Blonde wuschelige Haare und ich sah auf dem Bild sehr glücklich aus. Es müsste mich vor etwas einem Jahr gezeigt haben. Die linke Seite des Bilds war abgeschnitten doch als ich Lila darauf angesprochen hatte, hatte sie angefangen zu weinen. Seitdem ließ ich das Thema in Ruhe.

Als Lila erneut fragte, ob ich fertig sei, zog ich mich schnell an und kam raus. Der gepackte Koffer stand schon im Flur unseres gemieteten Hotelzimmers und Lila verstaute ihre letzten Sachen in ihrer Handtasche.
Wir nahmen unsere Jacken und verließen das Hotelzimmer. Dann checkten wir aus dem Hotel aus und machten uns mit dem Taxi auf zum Flughafen. Lila hatte neue Papiere für mich anfertigen lassen, da meine Alten bei der Explosion zerstört worden waren.
Nachdenklich sah ich Lila von der Seite an. Sie wühlte gerade in ihrer Handtasche und zog dann eine Schminktasche hervor. Eilig begann sie sich zu schminken und das nicht nur ein bisschen. Irgendwie fühlte ich mich fehl am Platz. Nicht nur der Punkt, dass es mich eigentlich total störte, wenn sich Frauen mit Make-Up zukleisterten, und Lila genau das täglich tat, bereitete mir Sorgen, auch der Punkt, dass ich sie nicht liebte passte nicht in diese Situation. Vielleicht musste ich sie auch etwas besser kennenlernen, um mich wieder in sie zu verlieben, aber vielleicht hatte mich die Explosion auch mehr verändert als gedacht und ich konnte Lila gar nicht mehr lieben.
Sollte das Zweite der Fall sein, was sollte ich dann tun? Schluss machen und ihr Herz brechen? Dabei konnte sie gar nichts dafür. Irgendwie wäre das ungerecht und total gemein.

Leise seufzte ich und sah, wie Lila noch einmal ihr Make-Up im Spiegel überprüfte und dann ihre Schminktäschchen wegpackte. Sie lächelte mich mit den nun kirschroten Lippen an und ich lächelte zurück. Zuerst würde ich nichts tun und sehen, wohin mich das ganze hier führen würde. Ihre Wimpern waren mit Mascara verstärkt worden und von Eyelinern umrandet worden. Die Augenlieder waren passend zu ihrem Outfit getuscht und auch die Augenbrauen waren ebenfalls nachgemalt. „Du siehst toll aus, Schatz.", lächelte ich und sie schenkte mir einen Luftkuss. Ich sah aus dem Fenster und in die typisch herbstliche, grau-braune Umgebung. Es lag schon etwas Laub auf dem Boden aber eigentlich waren die Bäume noch von dem gerade rot-gelblichen Laub bedeckt. Aus Langeweile beobachtete ich die Menschen auf dem Fußweg.

❧✵❦Because we are made for each other❦✵❧ #3Where stories live. Discover now