«22» la prison

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«22» das Gefängnis

»I've become so numb I can't feel you there
Become so tired so much more aware«
Numb - Linkin Park

Heute, Oktober

Im Laufe des Tages spielte Caden viel mit seinem Kätzchen und am Nachmittag wurde er von Oscar mit seinem Vater abgeholt. Caden wollte Chaton am liebsten zu Oscar mitnehmen, doch das ging leider nicht. Sobald die Drei gegangen waren, war es um Einiges stiller in dem Haus meiner Eltern. Alya und Nino waren gegen Mittag hergekommen, doch Nino musste nochmal los, da er bei seiner Arbeit bei einem Musik-Radiosender gebraucht wurde.
Es dämmerte bereits draußen und meine Eltern waren in der Bäckerei, um die Kunden zu bedienen. Alya und ich saßen stumm im Wohnzimmer und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Es war keine seltsame Stille, sondern eine beruhigende, entspannende Stille. Chaton hatte sich schon sehr an uns gewöhnt und strich uns manchmal zwischen den Beinen entlang. Doch jetzt saßen Alya und ich in einer kuscheligen Atmosphäre im Wohnzimmer auf der Couch. Meine Beine hatte ich leicht angewinkelt auf der Couch und ich lehnte mich leicht an Alya, während ich in einem kleinen Notizbuch an irgendwelchen Skizzen für die neue Kollektion kritzelte. Chaton sprang zu uns auf die Couch, kuschelte sich an uns und ich kraulte ihn sanft mit der Hand hinter den Ohren, worauf ein niedliches Schnurren seinerseits folgte.

Alya arbeitete gerade an einem Artikel für die Zeitschrift, für die sie neben ihrem Journalismus-Studium arbeitete, als plötzlich ihr Handy klingelte und uns aus der kuscheligen Atmosphäre riss. Ich zuckte sogar so zusammen, dass Chaton unzufrieden und leise fauchte. „Pardon", murmelte Alya und kramte ihr Handy heraus. Da es mich nichts anging, widmete ich mich wieder meiner Skizze, doch Alya stupste mich kurz an. „Es ist Officier Laporte", informierte sie mich und sofort lag meine gesamte Aufmerksamkeit bei ihr. Alya nahm das Gespräch an und ich lauschte gespannt. Im Laufe des Gesprächs breitete sich auf Alyas Gesicht ein kleines Lächeln aus, während ihre Antworten jedoch keine Informationen lieferten, wie das Gespräch verlief.
Als sie endlich auflegte, sah ich sie aufgeregt an. „Und? Was hat er gesagt?!", fragte ich ungeduldig und hob Chaton von meinem Schoß. „Allez, Mari! Wir gehen in den Knast", grinste sie siegessicher und ich musste unwillkürlich lachen. Auch wenn der Grund, warum wir ins Gefängnis wollten, überhaupt nicht zum Lachen war, musste ich über die Formulierung lachen und außerdem freute ich mich darüber, ein Stückchen näher daran zu sein, Caden und mein ungeborenes Baby zu schützen. „Bien!", lächelte ich und stand mit neugewonnener Motivation auf. Alya und ich zogen uns unsere Jacken an und ich sagte kurz meinen Eltern Bescheid, dass Alya und ich noch etwas zu erledigen hatten.
Um dem Stau im Pariser Verkehr zu entgehen, fuhren wir mit der Métro zu der Adresse, die Officier Laporte Alya geschickt hatte, da er uns dort abholen wollte.

Er begrüßte Alya freundlich und mich höflich, was ich ihm nicht verübeln konnte. Trotzdem entschuldigte ich mich nochmal für gestern und bedankte mich dafür, dass er mich mitnahm. „Es ist eine logische Entscheidung gewesen. Sie haben bereits Erfahrungen mit Monsieur Marchand gemacht, Madame", hatte er nur erklärt, bevor er uns seinen Kollegen Officier Tochtli vorstellte. Er schien Mexikaner zu sein, was auch sein leichter Akzent verriet. Doch irgendwas an ihm sagte mir, dass er nicht rein Mexikaner war, sondern irgendwelche anderen Wurzeln. Aber um genau zu bestimmen, woher er kam, hatte ich wohl im Geschichtsunterricht zu wenig aufgepasst.

Gemeinsam fuhren wir in einem Polizeiwagen zu dem Gefängnis La Santé. Als ich das Gefängnis erblickte, machte sich ein ungutes Gefühl in mir breit, welches ich aber versuchte herunter zu schlucken. Das Gebäude hatte hohe gelblich-braune Mauern und streckte sich relativ lang. Wenn man es in zwei Teile teilen würde, wäre das eine wie ein X aufgebaut und das andere wie zwei nebeneinander liegende Rechtecke. Es beeindruckte mich und strahlte eine gewisse Autorität aus. So, wie es bei einem Gefängnis eben sein sollte.
„Komm, Mari", erinnerte mich Alya wieder daran, dass wir nicht zum Staunen hergekommen waren und ich folgte mit Alya zusammen Officier Laporte und Officier Tochtli zum Eingang des Gefängnis. Mit einer Karte und einem Pin wurden wir durch den Haupteingang reingelassen, woraufhin sie klingeln mussten, damit wir ins das eigentliche Gefängnis eintreten konnten. Es war groß und schlicht gehalten und ich konnte mir gut vorstellen, wie einen so eine Umgebung, wenn man sie tagein, tagaus betrachtete, in den Wahnsinn trieb.
Nachdem wir durch eine Sicherheitskontrolle waren, wurden wir von einem Gefängnisarbeiter zu einer Verhörzelle gebracht.

❧✵❦Because we are made for each other❦✵❧ #3Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin