Trost

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Ohne noch einmal zurück zu schauen, hatte sich Hicks tief in den Wald der Insel vorgewagt. Unter Tränen schritt er weiter und weiter, wollte nicht Halt machen. Einfach weiter und weiter. Wieso hat Ohnezahn das zu ihm gesagt? Wieso beleidigte ihn ausgerechnet sein bester Freund? Hicks hatte ihm doch nichts getan.
Bald schon konnten seine Füße ihn nicht mehr tragen. Hicks ließ sich auf einem Felsen nieder und schaute, die Gedanken tief getrübt, auf den mit Gras bewachsenem Waldboden. Er konnte einige Vögel zwitschern hören. Einige Tiere bewegten sich durch das Gestrüpp. Doch schienen selbst diese dem jungen Wikinger keinerlei Beachtung zu schenken. Hicks war gänzlich allein hier draußen. Sicherlich war Ohnezahn ihm nicht gefolgt. Wieso sollte er auch, denn schließlich schien der braunhaarige Wikinger nicht den Erwartungen des Drachen zu entsprechen.
Wie sollte es auch anders sein? Immerhin hatte er noch nie jemandes Erwartungen entsprochen. Seinem Vater nicht und selbst nicht einmal Grobian hatte immer die Überzeugungen und Ideen des jungen Wikingers geteilt. Und jetzt auch noch Ohnezahn. Sein einziger bester Freund. Hicks konnte es einfach nicht fassen, dass der Nachtschatten das zu ihm gesagt hatte. Er könne sich nicht vorstellen, dass er einmal einer der mächtigsten Drachenreiter sein würde, die die Welt gesehen hätte. Loki schien also doch wieder einen seiner Streiche gemacht zu haben. Und dann noch ausgerechnet an dem wohl größten Pechvogel in der Geschichte der Wikinger.
„Ach Mensch Hicks. Was soll ich bloß mit dir machen. Immerhin habe ich dir die Gabe des Drachenherzens gegeben. Und jetzt das?" Plötzlich diese Stimme neben ihm. Als würde man vom Teufen sprechen, erschien Loki neben ihm. Auch auf dem Felsen sitzen und den Blick recht besorgt zu Hicks gewandt. Er schien alles mitbekommen zu haben.
„Hau ab! Dein Streich ist geglückt. Als lass mich in Ruhe!", kam es verheult von Hicks der seinen Kopf auf den Knien liegen stützte.
„Ich verstehe nicht, was du meinst. Ich habe weder einen Streich mit dir angestellt, noch will ich dir Böses. Hicks du bist genau, wie ich. Einer, der nicht in eine feste Bahn passt, in die man dich lenken will. Du bist der Wikinger, der alles verändern kann." – „Und wieso fangen dann jetzt sogar auch die Drachen an, mich zu beleidigen." Hicks fauchte den Gott regelrecht an.
Loki überlegte. Hicks schien den kleinen Streit mit Ohnezahn nicht ganz ausgehalten zu haben. Der junge Wikinger neben ihm, kannte es von den Menschen, nicht respektiert zu werden. Aber von den Drachen? Hier schien sich eine größere Baustelle aufgetan zu haben, als der Gott vermutet hatte.
„Hicks. Jetzt höre mir mal zu." Der junge Wikinger hob seinen Kopf und schaute Loki mit seinen grünen verheulten Augen an. Sie waren schon ganz rot unterlaufen. „Was soll ich denn machen. Wieso soll ich dir überhaupt zuhören. Ist doch alles Drachenmist." Daraufhin wurde Loki etwas strenger im Tonfall: „Hicks Horrendous Haddock der dritte. Ich habe dir nicht umsonst die Gabe des Drachenherzens gegeben. Aber jede noch so mächtige Kraft, kann nichts auswirken, wenn die Person, die sie trägt, keinen Selbstmut findet. Ohnezahn hat einen Fehler gemacht. Aber er wollte dich nur beschützen. Jetzt überlege doch mal. Du stehst am Anfang eines riesigen Abenteuers. Dass du mit Drachen sprechen kannst, ist nur ein Aspekt, der dir das Drachenherz beschert. Du wirst noch viel herausfinden und lernen müssen, bevor du zum Beispiel gegen die Drachenkönigin antreten kannst. Also reiß dich zusammen und geh wieder zur Basis. Ohnezahn sucht dich schon überall auf der ganzen Insel und ist sehr besorgt."
Hicks wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Ohnezahn machte sich Sorgen um ihn? Er suchte ihn auf der ganzen Insel? „Ich...weiß nicht, was ich sagen soll...es ist alles so viel...ich." Hicks brachte keinen einzigen vernünftigen Satz heraus. Die Ereignisse überstürzten sich gerade. Aber Loki schien eine Lösung parat zu haben.
„Weißt du Hicks. In Asgard werde ich zurzeit nicht sehr gebraucht. Und um dir ein wenig unter die Arme zu greifen, kann ich für einige Tage hier bleiben und dir einiges über das Drachenherz berichten." Vielleicht wird es dir helfen, besser mit der neuen Situation umzugehen. Du schaffst das Hicks. Ich glaube an dich." Hicks gab nur ein kleines Nicken von sich und richtete sich langsam wieder vom Felsen auf. Loki hatte ihn wohl den richtigen Nerv getroffen, denn wie es schien hatte noch nie jemand richtig an ihn geglaubt.
Auf Hicks Lippen formte sich ein kleines Lächeln. Loki schien zufrieden. „Also. Dann lass uns mal wieder zurück zur Basis gehen. Ihr habt doch noch ein Zimmer frei für einen auf Midgard verweilenden Gott, oder?" – „Wir finden schon eine Lösung." Und mit diesen Worten schritt hick voran, zurück in Richtung Drachenbasis.

A Viking and his DragonDonde viven las historias. Descúbrelo ahora