Unerwartetes Wiedersehen

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Als der Abend sich auf Hicks kleiner Insel näherte, hatten sich alle in seinem Haus zum Essen zusammen gefunden. Es gab Fisch mit einigem Gemüse, welches Hicks aus Wildwüchsen im Wald zusammen gesammelt hatte. Es sagte kaum jemand etwas, denn die Vision, die den jungen Wikinger heute ereilt hatte, war ihm mehr als unheimlich geworden. Da draußen trieb ein Drache sein Unwesen, der andere seiner Art kontrollieren konnte. Und nicht nur das. Auch Menschen waren von diesem Einfluss nicht sicher, so wie er diese Vision richtig gedeutet hatte.
Auch Loki hatte nichts weiter dazu gesagt. Er saß dem jungen Wikinger gegenüber und löffelte ein wenig in seiner Fischsuppe. Auch ohne göttliche Kräfte konnte er an Hicks Gesichtsausdruck erkennen, dass er sehr in tiefen Gedanken versunken war. Er schien sich ernsthafte Sorgen zu machen. Und so langsam wurde dem Gott klar, dass er vielleicht dem Wikinger aus Berk viel zu viel zugemutet hatte. Immerhin hatte man ihm den Grund für den langen krieg zwischen Drachen und Wikingern offenbart und es schien schlimmer zu sein, als man sich es hätte je in seinen schlimmsten Albträumen vorstellen können.
„Was soll ich da tun können?" Hicks unterbrach die Stille, die sich wie ein Schatten um alle gelegt hatte. Immer noch mit dem Löffel in der Suppe rührend, blickte er auf und schaute zu Loki, der auch nicht wusste, was er darauf antworten sollte.
„Was soll ich nur tun? Immerhin sprechen wir hier von einem Drachen, den ich so noch nicht kenne. Und da du erzählt hast, dass er von Dämonen geschaffen wurde, macht es die Sache nicht viel besser."
Da ergriff der Gott das Wort: „Hicks ich kann dir auch nicht genau sagen, was du tun sollst. Ich kann dich nur weiter in der Gabe des Drachenherzens ausbilden und dich so weit zu bringen, dass du irgendwann ein großer Drachenkrieger sein könntest. Ob das Drachenherz wirklich so stark ist, um diese Königin zu besiegen, weiß ich selber nicht."
Das verwunderte Hicks ein wenig. Hatte das Drachenherz nicht göttliche Macht? Damit könnte man dieses Biest von Drache mit Leichtigkeit vernichten.
„Du weißt selber nicht, ob das Drachenherz es mit der Königin aufnehmen kann? Aber es wurde doch von euch Göttern geschaffen?" – „Das ist richtig Hicks, aber wir konnten es bisher nie testen. Die Dämonen, die den roten Tod damals schufen, haben sehr viel daran getan, sie so unverwundbar wie möglich zu machen."
Hicks wollte das nicht einfach so hinnehmen: „Aber wir dürfen auch nicht zulassen, dass es mit diesem Krieg so weiter geht. Immer mehr Drachen und Menschen werden sterben und das nur, weil wir nichts unternehmen! Du hast mir diese Gabe gegeben Loki und deswegen muss ich das auch beenden." – „Halt, halt, halt. Nicht so stürmisch." Loki musste den jungen Wikinger zurückhalten. In der Verfassung hätte sich Hicks auf Ohnezahn gesetzt und wäre alleine zur Dracheninsel geflogen. „Du musst noch sehr viel lernen. Es kann Jahre dauern, bis du alles über das Drachherz weißt und alle Fähigkeiten beherrschst. Bis dahin müssen wir und verdeckt halten. Wenn die Königin auch nur einen Murks mitbekommt, dass es eine mögliche Waffe gegen sie gibt, könnte das dein Ende bedeuten und aller Wikingerstämme und Drachen ebenso."
Hicks seufzte: „Aber ich fühle mich verantwortlich. Seitdem ich diese Macht bekommen habe, habe ich den Drang etwas gegen diesen Krieg zu tun." – „Das mag schon sein und dafür schätze ich dich sehr Hicks, aber du hast die Gabe erst seit einigen Wochen und wir haben noch nicht einmal an der Oberfläche gekratzt. Halte dich im Zaum. Manchmal muss man warten, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um anzugreifen. Und manchmal fordert dies noch Opfer. Aber wenn du dich jetzt ohne Vorbereitung in einen Kampf stürzen würdest, hättest du keine Chance. Das Drachenherz könnte in die Hände der Königin fallen und dann würde sogar die Götterwelt von diesem Monstrum bedroht werden."
Loki beendete seine Rede. Indes hatte sich Hicks wieder auf seinen Stuhl gesetzt. Er wusste einfach nicht, was er machen sollte. Loki hatte Recht. Niemals würde ein Wikinger ohne Vorbereitung in einen Kampf ziehen. Das wäre so, als hätte sein Vater Haudrauf nie eine Axt in die Hand genommen und würde von heute auf Morgen versuchen, einen Riesenhaften Albtraum erlegen zu wollen. Ein spontaner Kampf mit der Drachenkönigin schien jetzt noch aussichtslos. Also musste er trainieren. Und selbst wenn es drei Jahre dauern würde. Immerhin würde er dann bereit sein, sich diesem Monster zu stellen und endlich diesem Krieg ein Ende bereiten. Vielleicht könnte er dann sogar nach Berk zurückkehren. Und nicht als ausgestoßener Sohn, sondern, als Held.

Plötzlich spitzten sich die Ohren von Ohnezahn. Der Nachtschatten schien etwas von draußen Vernommen zu haben.
„Hicks. Ich glaube da draußen ist jemand und es ist sicherlich kein Drache." Da schreckte der junge Wikinger hoch: „Menschen, hier? Das kann nicht sein. Diese Insel liegt so weit abseits von den Wikingerdörfern, dass nie und nimmer hier jemand hinkommen würde."
Aber der schwarz geschuppte Drache schnaubte nur: „Es können trotzdem andere Menschen hierher kommen. Wer weiß wie, aber wir sollten lieber mal nachsehen." – „Geht mir genauso. Nicht, dass es ein menschlicher Späher der Drachenkönigin ist."
Hicks nahm sich sein Messer, stand auf und schritt vorsichtig vor die Haustür. Die Dämmerung hatte eingesetzt und rotes Sonnenlicht schien gegen die Baumstämme des Waldes.
Nichts war zu sehen. Weder ein Drache noch ein Mensch. Skeptisch blickte Hicks zu seinem Nachtschatten: „Sicher, dass du hier etwas gehört hattest?" – „Ganz sicher."
Plötzlich bewegte sich etwas in den Büschen. Das Rascheln kam immer näher. Ohnezahn bereitete schon einen Plamsablitz vor, jederzeit bereit, ihn auf einen möglichen Gegner zu schießen.
Auf einmal stapfte eine unbeholfene Menschliche Gestalt aus den Büschen. Scheinbar völlig betrunken und mit dem Gestank eines alten Yaks versehen. Hicks konnte nicht glauben, wen er da gerade sah.
„Dagur? Was machst du denn hier?"
Der lallende Berserker, drehte sich um und brachte nur undeutlich heraus: „Hiksch, mein, Bruddder."

A Viking and his DragonWhere stories live. Discover now