Unerwartetes Wiedersehen II

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„Jetzt macht schon! Schießt sie ab oder vertreib sie wenigstens!" Haudrauf brüllte neue Befehle an seine Mannschaft, als diese versuchte, den beiden Nachtschatten Stand zu halten. Sie waren auf einmal wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatten die Schiffe mit ihrem feurigen Atem beschossen. Der Anführer der Berkianer konnte gar nicht so schnell reagieren, da waren das Deck nass und der Mast abgebrochen.
Die Wikinger schossen alles ab, was sie hatten. Ihre Pfeile reichten nicht weit genug und die Katapulte wurden von den Nachtschatten zerstört. Als ob sie wüssten, dass eine Gefahr von ihnen ausgehen würde.
„Meine Güte. Gleich zwei auf einmal. Und jetzt sehen wir mal, wie sie aussehen.", gab Grobian erstaunt von sich. Haudrauf hatte dagegen andere Sorgen. Wenn sie das Schiff nicht gut verteidigen würden. Könnten sie zurück nach Berk schwimmen, denn die zwei Drachen ließen nicht locker. Sie schienen sich über den Wolken für einen nächsten Angriff zu wappnen. Es dauerte nicht mehr lange, dann würden die Schiffe auf dem Grund des Meeres liegen und viele Wikinger mit.
„Was sollen wir jetzt nur tun? Was sollen wir jetzt nur tun? Die machen uns alle!" Fischbein war total in Panik verfallen. Er kauerte sich in eine Ecke und wollte lieber nicht den nächsten Angriff kommen sehen. Die Zwillinge erfreuten sich eher an der Zerstörungskraft, die ein solcher Drache anrichten konnte. Noch nie hatten zwei einzelne Exemplare den Wikingern von Berk so zugesetzt. „Ich verneige mich vor deren Zerstörungsgewalt.", kam es gespielt demütig von Taffnuss. Seine Schwester konnte sich dem nur anschließen: „Ich kann nichts weiter dazu sagen, es ist einfach wundervoll." Fast kamen ihr die Tränen in die Augen, als sie das ganze Szenario wahrnahm. Einen solch schönen Anblick hatten sie lange nicht mehr gesehen.
Astrid beachtete die drei schon gar nicht mehr. Sie musste mir Rotzbacke und einigen anderen Wikingern das Schiff halten, aber wenn sie beide weiter so getrennt im Meer herumtreiben würden, hätten sie gegen die zwei Nachtschatten nicht den Hauch einer Chance. Eine Idee musste her und diese kam ihr schneller, als gedacht. Sie rannte an die andere Seite des Schiffes und versuchte Haudrauf und Grobian zu kontaktieren.
„Hey Hallo! Wir müssen die Schiffe aneinander binden. Dann haben wir eine schwimmende Festung und können uns besser verteidigen!" Sie rief es nur laut, sie konnte und ihre Worte stießen nicht auf taube Ohren. Haudrauf hatte alles genau gehört und es war der beste Einfall, den er an diesem Tag gehört hatte.
„Wir machen es so. Wir werfen ein Seit herüber und binden es fest. Macht schnell, sonst bemerken die schwarzen Teufel noch unseren Plan!" – „Ganz schön gewitzt die Kleine.", kam es von Grobian, der sich sofort daran machte, ein Seil von unter Deck zu holen. Schnell war ein langes gefunden und andere, die zu kurz erschienen wurden schnell zusammen gebunden.
Die Wikinger machten sich bereit- Haudrauf und zwei weitere finden an, die Seile zu schleudern. Dann ließen sie los und die Stricke wirbelten durch die Luft. Nur wenige Sekunden später landeten zwei von ihnen auf Astrids Schiff. „Los packt, sie, bevor sie ins Meer fallen, und bindet sie fest!" Die Aufforderung schallte über das Deck und die Wikinger machten sich daran, einen sicheren Verankerungspunkt für die Seile zu finden. Schnell banden sie sie fest und gaben das Zeichen, dass es losgehen konnte.
„Also gut, Männer. Jetzt zeigt, was in euch steckt und zieht!" Jetzt war pure Muskelkraft gefragt, denn die Wikinger auf Haudraufs Schiff fingen an, das andere an sich heran zu ziehen. Und es schien zu klappen. Langsam bewegten sich die beiden Schiffe aufeinander zu. Haudrauf packte selber mit an und zog um sein Leben. Man wusste nicht, wann die Nachtschatten wieder angreifen würden, deswegen zogen sie umso schneller.

Über den Wolken machten sich Hicks und Ohnezahn bereit. Der beste Freund des Wikingers hatte jedoch Bedenken, was einen zweiten Angriff anging: „Sollten wir das wirklich machen? Ich meine wir haben sie fast manövrierunfähig geschossen. Wie sollen sie denn dann noch nach Hause kommen?" Aber Hicks blieb stur. Er wollte hier und jetzt nicht nachgeben. Die Berkianer durften nicht weiter vordringen und wenn er ihre Schiffe versenken würde.
„Du weiß nicht, wie sie ticken, Ohnezahn. Diese Leute sind Stur und verfolgen ihren Willen eisern. Die sind nur auf das Töten von Drachen aus, glaube mir. Deswegen haben sie mich auch verbannt!" Und mit diesen Worten stürzte Hicks nach unten und machte sich auf, einen neuen Angriff auf die Schiffe zu fliegen. Ohnezahn konnte nicht anders, als hinterher, denn einer musste ihm ja Rückendeckung geben.
Der Nachtschatten war besorgt, dass Hicks in den selben Blutrausch wie damals gegen Krogan fallen würde. Es war ein Massaker gewesen, was der junge Haddock unter den Drachenfliegern angerichtet hatte. Keiner von Krogans Männern überlebte die Nacht. Auch nicht ihr Anführer selbst. Ohnezahn befürchtete, dass sich Hicks dieses Mal komplett zurückziehen würde. Das war nicht nur schlecht, weil er als Drachenherz weiter gegen den Roten Tod kämpfen musste, er würde sich auch nie verzeihen können, sein eigenes Volk umgebracht zu haben.

„Und ein letztes Mal, Zieht!" Dann prallten die beiden Rümpfe aufeinander. Sofort machten die Wikinger die Seile fest, damit sie nicht auseinander treiben würden. Sie stellten die Waffen neu auf und postierten sich an allen Seiten. Bals müssten die Nachtschatten wieder kommen. Gleich würde es so weit sein.
Haudrauf und Astrid blieben angespannt. Er hielt ein Schwert, sie einen Bogen in der Hand, bereit eines dieser Biester vom Himmel zu holen. Grobian hatte sich indes etwas ganz anderem zugewandt. Er holte die von Hicks letztens konstruierte Netzkanone von unter Deck hervor und machte sie schussbereit. Haudrauf war nicht sehr überzeugt davon.
„Was willst du jetzt mit diesem Spielzeug?" – „Spielzeug? Damit hat Hicks den Nachtschatten abgeschossen, mit dem er jetzt befreundet ist. Glaube ich zumindest. Wenn unsere alten Waffen nicht helfen, müssen wir es eben mal anders versuchen. Der Nachtschatten ist auch ein Drache, den man nicht jeden Tag sieht." Haudrauf war zwar skeptisch, was Grobian anbelangte, aber vielleicht hatte er Recht. Man müsste den Nachtschatten mit Waffen schlagen, die schneller waren, und Hicks alte Netzkanone war schneller.
„Gut dann positioniert die Netzkanone hier drüben. Wir werden versuchen, den Nachtschatten darüber zu lenken." – „Und was ist mit dem zweiten?", kam es skeptisch von Astrid. „Den holen wir uns auch noch.", raunte Haudrauf in seinen Bart. „Alle auf mein Kommando! Schussbereit machen!" das sagte das Oberhaupt der Berkianer keinen Moment zu früh, denn auf einmal durchbrachen die Nachtschatten eine Wolke und rasten auf die Schiffe zu. Sofort eröffneten sie das Feuer auf die zwei, verfehlten aber ihr Ziel wieder. Die beiden Drachen waren viel zu schnell. „Nochmal schießen. Lenkt sie darüber." Eine weitere Salve erfolgte und die Nachtschatten teilten sich auf. Jetzt war Grobian gefragt. Der Dorfschmied machte sich bereit und nahm einen der beiden Drachen ins Visier.

Hicks und Ohnezahn hatten sich aufgeteilte. Während Ohnezahn sich um die eine Seite kümmerte, sollte Hicks die andere übernehmen. Wenn sie die Wikinger gleichzeitig angreifen würden, hätten sie keine Chance. Aber, dass sie ihre Boote aneinandergebunden hatte, war ihnen entgangen. Das erschwerte die Situation.
„Hicks, pass auf die Pfeile auf!" Ohnezahn hatte sich postiert und griff an, während Hicks einigen Geschossen auswich. Der Nachtschatten wollte die letzten Katapulte ausschalten, dann wieder in den Wolken verschwinden. Dann hätten sie keine schweren Waffen mehr und müssten umkehren. Doch es kam anders. Plötzlich ein Geräusch, das Ohnezahn sowohl fremd, als auch bekannt vorkam. Nur wenige Augenblicke später wurden seine Flügel von Seilen eingeengt. Er konnte seine Beine nicht mehr bewegen. Gefesselt fiel er vom Himmel, direkt auf das Deck des Schiffes.

„Wir haben einen!", rief Grobian laut heraus, als der Nachtschatten auf dem Deck des einen Schiffes einschlug. Sofort verließen die Männer ihre Posten und wollten sich den Drachen anschauen. Haudrauf selbst verspürte das Verlangen, sich den Drachen anzusehen, aber er glaubte, dass sie den andere jetzt ziemlich wütend gemacht hatten: „Sofort wieder auf eure Posten!" Doch es war zu spät. Drei sehr heftige Explosionen erschütterten das Schiff. Die letzten Masten knickten zusammen. Sie Seile begannen, sich wieder zu lösen und ein Mann meldete Wassereinbruch auf einem der Schiffe. Haudrauf hielt es für einen Moment nicht auf den Beinen. Allen ging es so. Als sie sich wieder aufrichteten, war der andere Nachtschatten an Deck gelandet. Und es war nicht Alles, was sie sahen. Der Drache vor ihm verwandelte sich in einen Menschen: „Lasst ihn sofort frei!"

A Viking and his DragonWhere stories live. Discover now