Nebelwand voraus!

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Es war der Abend des nächsten Tages kommen. Die Insel der Berserker lag in Sicht und es würde nicht mehr lange dauern, bis sie mit den Schiffen anlegen würden. Heidrun hatte sich mehr mit ihrem Drachen auseinandergesetzt. Der Klingenpeitschling schien ihr wie auf den Leib geschneidert zu sein. So sagte man es zumindest zu ihr. Sie hatte sich nicht sehr gefragt, was Hicks und Loki unter Deck machten. Das Drachenherz hatte so viele Fähigkeiten, dass sie nur die wichtigsten kannte. Hicks konnte mit den Drachen sprechen und sich verwandeln. Was noch alles möglich war, wusste sie nicht, noch nicht.
„Hey, meine Süße." Sie begrüßte ihren Drachen, der sich in einer Ecke des Schiffes befand und ein wenig auf die Insel schaute. „Jap. Das ist die Berserkerinsel, meine Heimat." Der Drachenbrummte leise und Heidrun streichelte ihre Flanke.
„Sie mag dich wirklich sehr.", kam es dann plötzlich von hinten. Heidrun schreckte hoch und erblickte Hicks, wie er sich angeschlichen hatte. „Ja?" – „Wirklich. Sie hat es mir gesagt." Der junge Haddock ging langsam auf sie zu und lächelte. Heidrun war eher neugierig geworden. „Und was hat sie noch so alles gesagt?" – „Fragen wir sie doch. Setzt dich vor ihr hin und dann zeige ich dir etwas." Heidrun platzierte sich im Schneidersitz vor ihren Drachen und Hicks setzte sich neben sie. Sie wusste nicht genau, was er vorhatte, aber Hicks hatte einen genaue Vorstellung.
„Jetzt pass genau auf. Lass mich einfach machen." Er legte seine Hand an Heidruns rechte Wange und drückte mit seinem Zeigefinger in eine weiche Stelle hinter dem Ohrläppchen. Er lächelte sie an und sprach: „Jetzt kannst du sie fragen. Sie wird antworten." – „Na gut, wenn du meinst." Heidrun hatte keine Ahnung, wie oder was sie einen Drachen fragen sollte, aber sie versuchte es.
„Windfang? Kannst du mich verstehen?" – „Heidrun? Ja, ich kann." Da machte die junge Berserkerin große Augen. Sie verstand auf einmal alles, was der Drache ihr zusagte. „Das...das ist beeindruckend.", kam es von ihr erstaunt und sie blickte zu Hicks rüber. Der setzte nur einen schiefen Blick auf und signalisierte seiner Freundin, dass er und das Drachenherz dafür verantwortlich waren.
„Und...und jetzt? Ich meine worüber willst du reden, Windfang. Ich habe so noch nie mir dir geredet." – „Da bin ich deiner Meinung. Bis auf Hicks hab ich auch noch nie mit einem Menschen gesprochen, der die Drachensprache kann." Beide lächelten sich zu, dann wurde das Kommando zum Anlegen gegeben. Hicks entschuldigte sich zwar, dass er seine Hand wieder wegnehmen musste, für Heidrun war dies aber ein Moment, den sie so schnell nicht wieder vergessen würde.

Sie gingen an Land. Das Dorf der Berserker war in großem Aufruhr. Die Männer und Frauen machten ihre Waffen und Schiffe fertig, um so schnell, wie möglich auszulaufen. Bald würden sie sich im Krieg befinden und jedes noch so kleine Messer würde später über Leben und Tod entscheiden können.
„Wie laufen die Vorbereitungen?", fragte Dagur, als er einen seiner Männer danach fragte. „Sehr gut, Chef. Wir beladen gerade die letzten vier Schiffe mit Waffen, dann kann es losgehen." – „Sehr gut.", erwiderte er und wandte sich wieder zu Hicks. „24 Schiffe müssen für ein Ablenkungsmanöver genügen. Mit den Drachenjägerschiffen sind es 28." – „Das wird mehr als ausreichen. Zudem werden wir noch einen kleinen Trick auf Lager haben. Loki und ich haben da was vorbereitet." – „Was denn?", fragte der Berserker neugierig. „Das wirst du schon sehen, wenn es so weit ist." Hicks zwinkerte ihm zu und machte sich daran, den Berserkern zu helfen. Die Berkianer packten mit an und positionierten Netzkanonen an Deck. Einige Berserker kamen zur Verstärkung auf die Drachenjägerschiffe mit.
Es war ein Gewusel wie in einem Ameisenhaufen. Die Berkianer und die Berserker halfen sich gegenseitig. Hicks stand über all dem. Er hoffte, dass das hier klappen würde, denn sonst könnte schon bald der Rote Tod über die Welt herrschen und so richtig wollte er sich das nicht vorstellen. Lieber wollte er sterben, anstatt unter dieser angeblichen Drachenkönigin zu leben.
„Und, geht alles voran?" Ohnezahn gesellte sich zu seinem besten Freund. „Soweit ja. Morgen können wir auslaufen und dann heißt es Kurs Richtung Dracheninsel." – „Was hast du eigentlich mit Loki vor. Er hat dich noch einmal reingebeten." Jetzt fragte auch der Nachtschatten nach dem geheimen Treffen zwischen Hicks und seinem Mentor. „Macht dir deswegen mal keine Sorgen Ohnezahn. Loki und ich haben noch eine spezielle Überraschung für den Roten Tod geplant, die nicht sehr schmecken wird. Vielleicht verhilft sie uns sogar zum Sieg." Was Hicks da sagte, ließ Ohnezahn stutzen. Hicks würde ihm eh nicht verraten, um was es sich dabei handelte. Das war eine Sache zwischen Loki und ihm. Aber wer weiß, wenn die Zeit reif ist, dann würde er es ihm schon sagen.

Im Morgengrauen waren schon alle auf den Beinen. Die Anker wurden gelichtet und Schiffe los gebunden. Die Berserker und die Berkianer machten sich gemeinsam auf den Weg zum Drachennest. Überall herrschte Trubel. Die letzten Abschiede wurden ausgesprochen, dann legten die Schiffe ab und steuerten die offene See an. Insgesamt 28 Schiffe waren, die die Drachenkönigin auf den Weg in die Hölle schicken sollten. Besonders die Berserker witterten eine neue Chance, sich zu beweisen. Die Krieger brauchten diesen Kick.
Die Berkianer wollten einfach nur, dass der Krieg zu Ende geht. Wenn der Frieden mit den Drachen gemacht sei, würden sie von den Angriffen nur noch in ihren Geschichten erzählen. Eine neue Zeit würde eintreten, die eine Ära des Friedens bedeuten sollte. Vor allem Haudrauf gefiel der Gedanke sehr, hatte sein Dorf bisher mit am meisten gelitten. In der Zeit des Friedens würde er es wieder aufbauen und schöner machen, als jemals zuvor. Die Wikinger sollten ein Heim ohne Sorgen bekommen. Kein krieg mehr und mit Hicks Hilfe würde diese Vision schon bald Wirklichkeit werden. Der junge Haddock hatte sich mittlerweile wieder mit Loki zurückgezogen. Er beredete noch einige letzte Dinge, bevor sie die Dracheninsel erreichen würden.
„Also, während die Wikinger die Drachenarmee ablenken, würde ich vorschlagen, dass du und Ohnezahn euch ins Innere der Festung begibt. Dort irgendwo muss eine große Kammer sein, in der die Drachenkönigin haust. Sie wird sicherlich über dein Erscheinen überrascht sein und unüberlegt Drachenmagie einsetzen. Sei auf der Hut. Diese Stöße werden zwar unkontrolliert, aber heftig ausfallen. Wenn dich einer von ihnen trifft, könnte das böse ausgehen, Hicks." Der angesprochene junge Wikinger nickte und gab zu verstehen.
„Ich kann aber nicht sagen, in welcher körperlichen Verfassung sie sich befindet. Vielleicht ist sie schon körperlich geschwächt und wird voll auf ihre Magie vertrauen. In dem Fall könnten wir sie auch Ohne Magie zu Fall bringen. Immerhin hat dieses Monster schon ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel.", ergänzte der Gott und ließ Hicks nachdenken.
„Was ist, wenn wir sie nach draußen locken. Sicherlich ist sie ein großer Drache, aber ich habe es bei den Überwilden gesehen. Auf freier Fläche sind sie relativ langsam und können nicht gut reagieren. Sie würde sicher mit bloßer Gewalt versuchen, es zu beenden. Ich schlage vor, dass wir sie nach draußen locken. Damit haben wir ihren Schwachpunkt. In der Festung kennt sie sich aus, aber wenn alles richtig darauf hindeutet, war sie lange nicht mehr draußen. Wer weiß, ob sie überhaupt noch fliegen kann." – „Das ist ein zu hohes Risiko, Hicks. Damit würdest du die gesamte Flotte draußen gefährden und die werden mit der Drachenarmee schon genug zu tun haben." Der Einwand von Loki war berechtigt. Sie mussten die Drachenkönigin an einen Ort bringen, wo sie nicht auf die Wikinger stoßen würde. Nicht auszudenken, was dann passierte.

Zwei Tage waren sie gefahren, dann plötzlich meldete der Ausguck des ersten Schiffes etwas. „Nebelwand voraus!" Sofort standen alle auf ihren Posten. Die Katapulte wurden bereit gemacht und die Waffen wurden ausgeteilt.
Hicks stand an Deck und schaute mit auf den Neben. Haudrauf, Dagur, Valka, Heidrun und Grobian neben ihm. Auch Ohnezahn kam hinzu.
„Man ich glaub immer wieder, dass ich ne neue Unterhose brauch, wenn ich diese Nebelwand sehe.", gab der Schmied von sich und erntete einen verstörten Blick von den anderen. Aber für solche Sachen war jetzt keine Zeit. Sie mussten sich konzentrieren.
„Die Gegend hier ist sehr felsig. Halte Ausschau danach. Wir können uns es nicht leisten, Schiffe zu verlieren!", gab Haudrauf den Befehl und sofort schwärmten einige Wikinger aus und suchten das Wasser ab. Viel war nicht zu erkennen, da der Nebel immer dichter wurde. Man konnte froh sein, überhaupt die Hand vor den Augen zu sehen.
„Wir kommen näher, das spüre ich.", sagte Hicks und blickte nach vorne. Die anderen blieben unruhig. Die Wikinger an den Netzkanonen wurden nervös und beinahe hätten sie den einen oder andern Schuss abgefeuert. Sie wussten aber, dass sie auf den Befehl von Haudrauf warten mussten. Hicks war sich derweil ganz sicher. Sie kamen immer näher.

A Viking and his DragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt