Meditation II

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Auf Berk hatte sich wieder Normalität breit gemacht. Die Dorfbewohner gingen ihren Beschäftigungen nach, Grobian fertigte neue Waffen in der Schmiede und Haudrauf machte seinen täglichen Rundgang durch Berk, immer darauf gefasst, dass er das Chaos beseitigen musste, welches die Zwillinge mal wieder verbreitet hatten.
Er verzog keine Miene. Selbst wenn hätte der rote Bart sie verdeckt. Der Häuptling der Berkianer hatte sich schwer getan, seinen Sohn zu verbannen, aber es musste sein. Einem Verräter unter Wikingern wäre da schon viel Schlimmeres passiert. Hicks blieb in der Ferne und ließ sich nicht mehr blicken. Es würde Haudrauf zwar schwer fallen, Rotzbacke als seinen legitimen Nachfolger zu ernennen, aber besser als gar keinen Anführer. Besonders in schlimmen Zeiten wäre dieser unabdingbar. Und Rotzbacke konnte zumindest ein wenig gegen die Drachen kämpfen.
„Grobian? Wie sieht es mit den neuen Schwertern aus. Wenn die Drachen angreifen musste du sie fertig geschliffen haben." – „Ich kann dir nix versprechen Haudrauf. Immerhin fehlt mir eine Arbeitskraft, sodass ich nur die Klingen ausformen musste. Das Schleifen hat immer Hicks übernommen."
Aber Haudrauf schien sich davon nicht ablenken zu lassen. „Mach einfach weiter. Wenn jemand helfen soll, dann suche dir jemanden aus dem Dorf." Mit diesen Worten schritt das Oberhaupt weiter in Richtung Drachenarena.
Kämpfe konnten dort nicht mehr stattfinden. Die Drachen waren alle weg, sodass selbst das Training für die Heranwachsenden ausfallen musste. Für einige kein Problem: Die Zwillinge machten sich daran, die Schafe in ihren Drachenkostümen reihenweise zu traumatisieren, Rotzbacke präsentierte jedem Mädchen im Dorf seine Muskeln und selbst Fischbein verkroch sich lieber hinter einen Stapel voll Bücher.
Nur Astrid trainierte weiter, so gut sie konnte. Jeden Morgen begab sie sich in die Wälder Berks und schwang ihre Axt andauernd in die Bäume, zu deren Leidwesen. Haudrauf hatte dies in voller Sorge von Astrids Mutter erfahren, die sich nicht mehr zu helfen wusste. Als würde sich aller Zorn der Götter in dem jungen Mädchen anstauen und keiner etwas dagegen tun könnte. Selbst Haudrauf beschäftigte dies. Immerhin hatte Astrid das Potenzial, zur besten Kriegerin des gesamten Dorfes zu werden. Nur mit dieser Einstellung würde sie nie eine Schlacht schlagen. Ein Wikinger muss frei im Kopf sein und klar denken können, wenn er eine Waffe führt.
Die Zwillinge mussten warten. Der Gedanke, dass sie Astrid in zu großer Wut etwas antun würde, schauderte selbst Haudrauf. So machte er sich auf den Weg in die Wälder, um sie zu suchen.

Noch einmal. Das Holz splitterte. Noch einmal und immer wieder schlug sie mit ihrer Axt auf ein und denselben Baum ein Astrid hatte es einfach satt. Die Schweißperlen liefen ihr von der Stirn. Ein keuchen war zu entnehmen. Es zog sich mittlerweile über Stunden hin.
Dieser Hicks hatte die ganze Zeit mit Tricks und Betrügerei die Aufmerksamkeit der Leute auf sich gezogen. Der neue Held von Berk, der beste Drachentöter aller Zeiten. So hatten ihn die Leute im Dorf schon genannt. Uns Astrid? Sie wurde an den Seitenrand gedrängt. Niemand beachtete sie mehr in der Zeit. Alle Augen nur auf diesen schwachen Spross der Haddocks.
Aber sie hatte es geschafft und seine Betrügerei enttarnt. Hicks der Drachenfreund. Ein Bruch mit allem, was der Wikingerkultur heilig war. Sie würde gefeiert werden. Doch war dem so? Nein. Jetzt mussten diese Wikinger sich über Hicks als Drachenreiter die Mäuler wetzen. Stimmen wurden laut, dies dem Jungen des Oberhauptes nachzumachen, wenn der das schon konnte.
Astrid war hingegen ganz anderer Meinung. Wieso sollte man diesem Schwächling gehorchen? Es würde nur den Untergang Berks bedeuten.
Gerade wollte sie ihre Axt aus dem Baumstamm reißen, als ein großer Mann ihre den Weg versperrte. „Astrid, ich muss mit dir reden!"



Hicks hielt den Atem an. Überwältigt von der Schieren Pracht es Raumes, wusste er nicht, was er denken sollte. Es müsste doch so heiß wie in einem Ofen sein, aber tatsächlich spürte er nichts. Nur der Lauwarme Wind, der seine Haut streifte.
„Hicks. Fixiere dich auf das, was du wissen willst und das Drachenherz wird die die Frage beantworten." Loki führte ihn und hielt Hicks an, alles genau so zu machen, wie sie es trocken geübt hatten.
Der junge Wikinger tat, wie ihm gesagt wurde. Und da geschah es. Eine flammende Gestallt formte sich an den Wänden. Wie ein riesiger aus Flammen bestehender Drache, der sich vor Hicks erhob und mit seinen glühenden Augen fixierte.
Hicks gefror das Blut in den Adern, denn so etwas hatte er noch nie gesehen. War dies das Drachenherz? War das seine Macht in Gestalt?
„Du hast Fragen, junger Träger des Drachenherzens, die ich dir beantworten kann, und viele, die ich nie beantworten werde können. So wähle weise und sprich, was dich betrübt." Eine tiefe dunkle Stimme, erschütternd und beruhigend zu gleich durchfuhr Hicks Gedanken. Hatte dieses feuerwesen gerade zu ihm gesprochen? Was ging hier genau vor?
„Ich....ich will wissen, was es sich mit der Drachenkönigin auf sich hat?", kam mehr gestottert als gesprochen aus ihm heraus.
„Nun das sollst du zu wissen bekommen, aber bedenke, es wird nicht schön sein." Warnte ihn die Stimme in seinem Kopf.
„Ich muss es wissen, denn ich will dem ein Ende bereiten.", forderte der junge Wikinger und die Lichtgestallt stimmte zu.
„Vor 500 Jahren hatten sich Dämonen dazu entschlossen, ein Monster zu erschaffen, um die Wikinger zu peinigen. Die Schattenwesen wollten sich an den Kämpfen und dem Leid von Mensch und Drachen laben und sich ihrer erfreuen. So schufen sie mit ihren Schattenkräften ein Monster, welches kein Drache besiegen konnte und nannten es fortan die Königin der Drachen, oder auch den Roten Tod. Mit übersinnlichen Kräften ausgestattet, nistete sich diese Bestie in einen Vulkan ein und versklavte jeden Drachen, der in die Nähe ihrer Kontrolle rückte. Nur wenige ihrer Sklaven konnten bisher ihrem Bann widerstehen und sich befreien. Nach und nach bemächtigte sie sich fast allen Drachen. Nur noch jene, die im Nordosten wohnen, sind von ihr bisher verschont worden. Die Götter wollten das Wesen vernichten, doch hatten die Dämonen so viel an ihrer Dunklen Macht in jenes Monster gesteckt, dass es nur möglich war, jene Dämonen zu besiegen, die es erschaffen hatten. Doch die Götter waren so geschwächt, dass sie es nicht mehr mit dem Wesen aufnehmen konnten. Bis heute sitzt es in seinem Vulkanschlot und manipulierte Drachen, Tiere und sogar Menschen, die in ihren Bann gefallen sind. Wenn du dem ein Ende bereiten willst, junger Drachenkrieger, dann musst du die Stärke eines Gottes besitzen. Sei auf der Hut und hüte dich vor der Königin. Sie trachtet nach aller irdischer Macht und bringt Verderben und Tod..."
Plötzlich verschwand die Gestalt. Um Hicks Augen wurde es dunkel und er wachte in seiner Schneidersitzposition wieder auf. Schnappend atmend musste er diese Geschichte erst verarbeiten. Und er hatte weitere Fragen.

A Viking and his DragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt