Spione

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Hicks war mittlerweile wieder zur Drachenklippe zurückgekehrt. Mit großer Aufregung hatte seine Mutter ihn erwartet. Sie wusste zwar um seine Kräfte, machte sich aber immer noch jedes Mal Sorgen, wenn Hicks eine Unternehmung gegen Feinde vornahm. Doch scheinbar war die Mission geglückt. Nur wo Dagur abgeblieben ist, war Hicks Mutter ein Rätsel.
„Sage mal, Hicks, was ist denn eigentlich mit Dagur passiert? Ist ihm etwas zugestoßen?" Sie hatten sich mit Loki in ein Gemeinschaftshaus zurückgezogen. Ein wenig Fisch wurde über dem Feuer geröstet, als sie sich an einen Tisch gesetzt hatten.
„Nun, es gab eine kleine Familienzusammenführung, wenn man das so sagen darf. Wir haben wieder eine goldene Statue des Roten Todes aufgefunden und zerstört. Heidrun, die Schwester von Dagur und Anführerin der Berserker, wurde auch durch den Zauber der Drachenkönigin vergiftet. Wer weiß, wie viele Stämme noch betroffen sind. Auf jeden Fall will Dagur für eine Weile bei den Berserkern bleiben und ihr helfen, über das Alles hinweg zu kommen." Hicks beendete seinen kleinen Vortrag, nahm sich einen Fisch und trennte mit einem Messer das Filet von den Gräten.
„Der Kerl hat doch seine zarte Seite, hätte ich nicht gedacht.", gab Loki von sich. Er war gerade wieder aus Asgard zurückgekehrt und hatte den anderen Göttern berichtet, dass die Lage um den Roten Tod ernster war, als sie es angenommen hatten.
„Du musst aber auch sehen, Loki, das es sich hier um Familie handelt. Heidrun ist immerhin Dagurs Schwester und in einer Familie hilft man sich." Valka warf ihr Wort ein und nahm sich ebenfalls einen Fisch. Der Gott nickte, während Hicks sich zu ihm wandte: „Was haben die Götter gesagt? Will Odin irgendwas unternehmen?" – „Du kennst doch die Regeln, Hicks. Keine Einmischung der Götter hier. Nicht einmal, wenn es um den Roten Tod geht. Wir müssen da alleine durch, aber mit deinen Kräften wirst du ihr bald entgegentreten können.", gab er Hicks zu verstehen und stützte sich auf die Tischplatte.
Lange konnten sie nicht mehr warten. Die Drachenkönigin hatte versucht, die Menschen in ihren Bann zu ziehen. Bei vielen war es ihr gelungen und Hicks hatte alle Mühe gebraucht, um dies rückgängig zu machen. Viele Drachen und Wikinger waren schon gestorben und das Töten musste ein Ende haben. Er würde nicht mehr lange still sitzen könne, da war Hicks sich selber sicher. Die Kräfte des Drachenherzens hatte er fast gänzlich ausgeschöpft und war sich seiner Macht bewusst. Mit der Hilfe von Ohnezahn, seiner Mutter und seinen Freunden könnte er es schaffen und eine Zeit des Friedens einläuten.
Er nahm den letzten Bissen des Fisches zu sich und stand wieder auf. Valka schaute Hicks verwundert an: „Wo willst du denn hin?" – „Mit Ohnezahn in den Wald. Ich will mit ihm ein wenig reden. Das beruhigt mich jetzt am Meisten." Mit diesen Worten verwandelte sich Hicks in einen Nachtschatten und gesellte sich zu seinem besten Drachenfreund. Lange sahen Loki und Valka ihn nicht mehr. Nur wenige Momente später war er mit Ohnezahn verschwunden.
„Langsam mache ich mir Sorgen." – „Schon gut, Valka. Er muss sich abreagieren. Der Krieg mit den vielen Feinden hat ihn Müde gemacht. Er weiß, dass die Drachenkönigin sterben muss und er würde lieber jetzt als morgen losziehen." Loki stellte sich neben die Mutter von Hicks, die mit einem besorgten Blick ihrem Sohn hinterher sah. Eine Mutter konnte große Angst haben, wenn es um ihr Kind ging. Auch der Gott kannte dieses Gefühl.
„Er wird sich bald wieder beruhigen. Lass ihn mit Ohnezahn ein wenig allein. Vielleicht kommt er sogar mit einigen neuen Ideen wieder." Loki wandte sich von Valka ab und nahm sich einen dunkelbraun gebratenen Fisch von der Stange und aß ihn. Hicks Mutter jedoch war besorgt. Vor allem, da Hicks so hilflos aussah, wenn er betrübt war. Vielleicht war es nicht nur die Drachenkönigin, die ihn belastete. Möglicherweise war es auch die Verbannung und Vertreibung von Berk. Valka konnte sich gut daran erinnern, dass Freunde der Drachen dort nicht gerne gesehen wurden. Sie mit eingeschlossen. Nachdem sie von Wolkenspringer in den Drachenhort gebracht wurde, entschied sie sich schweren Herzens, hier zu bleiben. Zwar hatte sie nie gewusst, wie es Hicks in den Jahren erging. Jetzt aber hatte sie Gewissheit und sie konnte zumindest, was Hicks Entwicklung betraf ruhig schlafen. Eine Mutter, die sich dem Schutze der Drachen verschrieben hat, könnte nicht stolzer auf ihren Sohn sein.

„Was glaubst du, Ohnezahn. Wie könnten wir die Drachenkönigin am besten besiegen?" Die beiden waren ein Stück geflogen und hatten sich schließlich in einem kleinen Tal nahe des Vulkans niedergelassen. Hicks hatte diesen Ort entdeckt, als er die Insel damals mit Ohnezahn genauer untersucht hatte. Heiße Quellen sprudelten hier und das mineralhaltige warme Wasser wirkte wahre Wunder. Sooft er konnte, war er hier und konnte seine Gedanken sammeln.
„Nun, vielleicht traut sie zu sehr ihre Magie. Vielleicht ist sie Körperlich nicht so gut drauf, wie ein Nachtschatten?" – „Guter Plan, Ohnezahn, aber die Drachenkönigin wird sicher riesig sein. Was wir vielleicht an Schnelligkeit haben, könnte sie mit ihrer schieren Größe ausgleichen.", kam der Einwand von Hicks. Er hatte sich mittlerweile wieder in einen Menschen zurückverwandelt und war im Begriff, seine Lederrüstung abzulegen. Sorgfältig legte er Teil um Teil an den Rand des Beckens, bis er nur noch seine grüne Tunika und eine Hos trug.
„Vielleicht hat sie auch noch irgendwo eine Statue, mit der sie die Drachen kontrolliert. Man weiß nie." – „Könnte auch sein, aber bist du dir sicher?" Hicks Einwand war begründet. Wieso sollte eine Drachenkönigin ihre Armee mit einer Statue kontrollieren, wenn sie doch persönlich anwesend war.
„Gut. Am besten wir lassen, diese Gespräche erst mal. Du solltest dich entspannen Hicks." – „Hast Recht, Kumpel." Mit diesen Worten entledigte Hicks sich seiner letzten Kleidungsstücke und tauchte in das leicht von Mineralien getrübte Wasser ein. Ein erleichtertes Stöhnen entkam dem Wikinger, als er sich bis zum Hals in das Becken gleiten ließ. Er lehnte seinen Kopf an die Kante und verschränkte seine Arme dahinter.
„Ohnezahn, das solltest du auch mal ausprobiere, das ist herrlich." Hicks entspannte sich sichtlich. Nur der Nachtschatten hatte da so seine Zweifel, ob ihm das heiße Wasser etwas bringen würde. „Nein lass mal gut sein, Hicks. Ich bin kein Wasserdrache. Aber für die heißen Steine da drüben habe ich etwas übrig." Mit diesen Worten trottete Hicks bester Freund zu den vom warmen Wasser geheizten Steinen und legte sich auf den Bauch hin. Gicks musste Grinsen. „Das Wasser ist aber wirklich schön." Aber der Nachtschatten lehnte ein weiteres Mal ab. Da konnte Hicks nichts machen. Und er akzeptierte schließlich die Meinung seines besten Freundes. Hicks hatte ihn auch mal in einen Menschen verwandelt, aber auf zwei Beinen zu laufen, gestaltete sich für Ohnezahn schwieriger als erwartet. Danach hatte der junge Haddock es nicht noch einmal versucht.

Es brodelte in den Tiefen der Dracheninsel. Wie kochendes Wasser spritzte die Lava überall hin. Drachen, die der Hitze nicht standhalten konnten, wichen aus oder brachten sich anderswo in Sicherheit. Auch wenn der Vulkan nicht ausbrechen würde, gab es jedoch etwas, was noch viel schlimmer war, als alle Eruptionen.
„Das Drachenherz ist auf dem Vormarsch.", grollte eine tiefe Stimme in den Tiefen des Berges. Der Rote Tod war außer sich vor Wut. Erst die Viggo und Ryker, dann Krogan und Drago und jetzt auch noch die Berserker. Jahrelang hatte sie es geschafft, die Geister dieser Menschen zu vergiften und für ihre Zwecke zu missbrauchen. Doch nun war dieser Wicht aufgetaucht und es gab keinen Zweifel mehr, dass es sich um das Drachenherz handeln musste. Der Krieg und die Übernahme ihrer Macht auf Midgard drohten zu scheitern. Alle mächtigen Völker, die sie in ihren Bann gezogen hatte, waren befreit. Ihre Drachenarmee war noch nicht bereit, um es mit allen Wikingerstämmen aufzunehmen. Sie musste etwas unternehmen, denn sie wusste, dass die Kräfte des Drachenherzens unter Umständen eine tödliche Gefahr werden würden. Sicher würde es nicht mehr lange Dauern und dieser Wicht von Störenfried tauchte hier auf und forderte sie zum Kampf heraus. Sie musste handeln, aber sie wusste rein gar nichts über den Träger de Drachenherzens.
„Bringt mir einen meiner Spione!", forderte die Königin der Drachen und nur wenige Augenblicke später kam ein Schrecklicher Schrecken angeflogen: „Wie kann ich euch dienen, meine Herrin?" – „Suche nach dem Träger des Drachenherzens. Ich will wissen, woher her kommt, wo er lebt und wie weit seine Kräfte sind. Ich will wissen, mit was ich es zu tun habe, wenn ich es töte." – „Sehr wohl, meine Königin." Der kleine Drache machte sich sofort auf den Weg. Er wüsste zwar nicht, wo er zuerst suchen sollte, aber es gab nicht viele Ansätze. Die Königin wollte er nicht enttäuschen, wenn sein Leben lieb wäre.
Aber die Drachenkönigin hatte noch einen Spion. Ein Mensch war ihr geblieben und sie würde ihn dringender brauchen, als jemals zuvor. Sie konzentrierte sich und versuchte die letzte Statue anzusteuern, die noch von ihr verblieben war. Keiner würde bemerken, dass er ein Spion war. Er hatte zwar Macht. Es war aber nicht jene des Krieges, sondern jene des Handels.

A Viking and his DragonWhere stories live. Discover now