Unerwartetes Wiedersehen IV

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Es war ruhig am Abend auf der Drachenklippe. Valka hatte nach ihren Drachen gesehen und Loki kümmerte sich darum Heidrun einen Drachen fand. Der jungen Berserkerin würde sicherlich ein schuppiger Freund gefallen. Aber für heute würde die Suche eingestellt werden es war schon spät geworden und die Sinne versank schon am Horizont. Hicks war derweil noch immer nicht da, geschweige denn von Ohnezahn, seinem Nachtschattenfreund. Valka machte sich langsam Sorgen. Als sie alle im Gemeinschaftshaus saßen, war immer noch nichts von ihnen zu hören. Auch Loki und vor allem Heidrun ahnten böses. So lange war Hicks noch nie weg gewesen, jedenfalls nicht ohne Ankündigung.
„Was, wenn sie zur Drachenkönigin geflogen sind?", kam es von Valka, die in ihrer Suppenschüssen rührte. Sie bekam keinen Bissen herunter, so machte sie sich um ihren Sohn Sorgen. Er hatte zwar das Drachenauge, aber sie war immerhin seine Mutter. Da macht man sich Sorgen.
„Hicks wird nicht zur Drachenkönigin geflogen sein. Sicherlich hat er wieder einen Drachen gefunden, mit dem er reden kann. Oder er bekehrt gerade einen Wikingerstamm zum Frieden mit den Drachen. Du weiß selber, Valka, wie er manchmal sein kann.", wandte Loki ein, denn er spürte, dass sich die Frau mit den braunen Haaren nicht sehr wohl fühlte. Und dazu musste man kein Gott sein, um das zu sehen.
„Ich weiß. Gut, wenn er in einer Stunde nicht zurück ist, dann such wir ihn aber." Loki nickte.
Keiner hatte bemerkt, dass Heidrun aufgestanden und zur Tür des Hauses gelaufen war. Sie starrte auf das offene Meer und schaute in die Ferne. Die Sonne war gerade untergegangen und der Himmel im Westen erleuchtete feuerrot. Ein schöner Anblick. Sie und Hicks hatten sich ineinander verliebt. Seit einigen Tagen fingen sie, eine Beziehung zu pflegen. Sie mochte ihn sehr und er sie. Heidrun war ein bisschen wie er, sehr intelligent aber auch manchmal richtig stur, wenn es darum ging, den Willen durchzusetzen. Gleich und gleich gesellt sich gern, wie Loki gesagt hatte, als er sie beim Küssen im Wald erwischte. Beide liefen rot an und konnten Tomaten gleichkommen. Der Gott hatte aber versprochen, Valka nichts zu sagen. Das sollten die beiden unter sich ausmachen.
Auch sie machte sich langsam große Sorgen, wo ihr Hicks abgeblieben sein könnte. Das war wirklich nicht seine Art und wenn es länger dauerte, würde er doch einen Drachen schicken lassen. Das war sehr ungewöhnlich und beinahe fremd von Hicks. Sie kannte ihn zwar kurz, hatten sich aber schon sehr viel voneinander erzählt.
Dann vernahm sie plötzlich etwas am Horizont. Es tauchten die Gestalten von zwei Drachen auf, die langsam auf die Insel zuflogen. Es waren zwei Nachtschatten. Sofort drehte sich Heidrun freudig um und machte die anderen beiden auf die Rückkehr aufmerksam: „Hicks kommt! Da. Er ist gleich da!", kam es aufgeregt aus dem Mund der jungen Berserkerin. Sie freute sich. Valka und Loki sprangen sofort vom Tisch auf. Den Gott kümmerte es nicht, dass er seinen Mantel dabei mit Fischsuppe bekleckerte. Sie kamen ans Tor und schauten auf die See hinaus.
„Ja da sind sie, aber da ist noch etwas." Loki erkannte unter den Nachtschatten zwei Schiffe, die von Drachen gezogen worden. Sie waren nicht die der Drachenjäger, dafür waren sie viel zu klein. Vielleicht einer von den Wikingerstämmen aus dem Süden, sicher war er sich nicht. „Schaut mal. Hicks und Ohnezahn haben Gäste mitgebracht. Das ist schon ungewöhnlich." – „Ja, da sind zwei Schiffe, aber ich kann nicht erkennen, unter welcher Flagge sie segeln.", wandte Heidrun ein. Valka holte eines der Fernrohre. Bevor die beiden Vermutungen anstellten, würde sie Tatsachen schaffen und ihnen sagen könne, um welche Wikinger es sich hier handelte. Sie zückte das Gerät und hielt auf die Schiffe.
„Die sind auf jedenfalls sehr stark beschädigt. Haben ordentlich was von den beiden Nachtschatten abbekommen. Dass sie Hicks hierherbringt, ist mir also fremd...wartet. Ich sehe die Flagge." – „Ja, und?" – „Es sind...die Wikinger von Berk?" Valka ließ das Fernrohr fallen. Warum sollte Hicks das Volk hierher führen, das ihn verbannt hatte. Das Volk, welches immer noch Drachen tötete. Was hatte ihr Sohn bloß vor? Hoffentlich war nicht ihr Mann an Bord, denn sie wusste nicht, wie er auf ihre Person reagieren würde. Die Wikinger von Berk haben sicher gedacht, dass sie von den Drachen damals gefressen worden sei.
„Geht ihr schon mal runter zum Hafen und begrüßt unsere beiden...und auch die anderen. Ich werde noch einiges erledigen.", kam es kurz von Valka und sie verschwand. Heidrun und Loki zuckten mit den Schultern und taten, was sie gesagt hatte. Sie liefen runter zum Hafen, um die Heimkehrer und die Gäste zu begrüßen.
Am Hafen endlich angelegt, waren viele der Wikinger von Berk erleichtert, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Lange waren sie auf See gewesen und hatten fast keine Vorräte mehr. Jetzt hier zu stehen, kam fast dem Segen der Götter gleich.
Haudrauf und Astrid waren die ersten, die von Bord gingen. Man konnte eine kleine Siedlung an der oberen Kannte der Steilküste erkennen. Überall hörte man Drachen unterschiedlichster Arten. Viele haben sich wohl von den Ankömmlingen im Schlaf gestört gefühlt und brüllten ihren Frust in Richtung der Verursacher. „Bleibt ruhig. Sie werden uns sicher nix tun. Wir sind hier Gäste.", versuchte das Oberhaupt seine Leute zu beruhigen.
Hicks hatte sich derweil auf dem Bootssteg wieder in einen Menschen verwandelt: „So. Oben bei der Siedlung gibt es eine Quelle, da könnt ihr euren Durst löschen. Met haben wir hier nicht mehr, also denkt erst gar nicht daran, die Häuser danach zu durchsuchen. Wir werden eine Fischsuppe aufsetzen, an der ihr euch stärken könnt. Und dann gibt es da noch einige Regeln, die ihr beachten solltet. Es gibt keine Waffen bei euch, haltet euch immer auf den Wegen und geht nirgendwo alleine hin. Hier gibt es überall Drachen und ihr könnt nicht mit ihnen umgehen!" Er stellte sich wie ein Anführer auf eine erhöhte Position und gab der Gruppe von Wikingern die Anweisungen. Viele wollten dem aber nicht gehorchen. Vor allem Astrid und Rotzbacke nicht. Sie fanden, dass dieser Hicks ihnen gar nichts zu sagen hatte, aber Haudrauf maßregelte sie sofort: „Halte euch bloß ruhig. Das ist Hicks Insel, wo seine Regeln gelten. Er hat hier sicherlich genug Drachen, um uns alle mit einem Streich auszulöschen, also denkt nicht mal daran, Dummheiten zu begehen." Mit knirschenden Zähnen stimmten die beiden zu, was Haudrauf halbwegs zufrieden stellte, dann sprach er zu seinen Leuten: „Ihr habt gehört. Auf dieser Insel gilt Hicks Wort." Die Männer waren schon so unruhig, da sie überall Drachen vermuteten.
Plötzlich ein Laut von den Treppen, die nach oben führten: „Hicks. Wir haben uns schon Sorgen gemacht." Eine schwarzhaarige junge Frau rannte die Treppen herunter und stürmte direkt auf Hicks zu. Der junge Haddock wusste erst nicht, wie ihm geschah, fand er sich sofort in einer Umarmung wieder.
„Heidrun. Ich hab dich auch vermisst. Ich war aber nur einen Tag lang weg." Er erwiderte die Umarmung und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Haudrauf freute das auf der einen Seite, andererseits hatte er sich immer Astrid als Partnerin für Hicks vorgestellt. Aber die würde ihn scher nicht einmal mit der Zange anfassen.
„Haudrauf, darf ich dir vorstellen, das ist Heidrun. Schwester von Dagur und Oberhaupt des Berserkerstamms." Haudrauf nickte. Eine sogar noch bessere Partie, als mit Astrid. Zwei Oberhäupter. Das stimmte ihn noch zufriedener, denn er spielte seit einiger Zeit, die Verbannung von Hicks wieder aufzunehmen. Zumindest bis nach dem Manöver, was Hicks mit ihm vorhatte.
„Und wer ist das?", fragte Grobian und zeigte auf einen Mann mittleren Alters mit schwarzen Haaren und einem goldschwarzen Mantel. Alle anderen drehten sich um und schauten ihn an.
„Mein Name ist Loki, Gott der Drachen und noch ein paar anderer Dinge." Einige blickten verwirrt drein, andere fingen an, sich zu fürchten. Astrid und Rotzbacke jedoch zweifelten. „Die Götter kommen doch nicht einfach so hierher und würden einen wie Hicks unterstützen." Loki hörte das, schritt langsam die Treppe hinunter und stellte sich neben Hicks.
„Die Schrecken-Therapie?", fragte der Gott leise in Hicks Ohr. „Die Schrecken-Therapie!", gab er grinsend zurück und freute sich schon über das Schauspiel, was gleich losbrechen würde.
Astrid und Rotzbacke schauten nur verwirrt. Dann plötzlich fanden sie sich als schreckliche Schrecken vor und fingen an zu schreien, dass sich die meisten Wikinger die Ohren dabei zuhalten mussten. „Gut, Loki. Das reicht." Sofort fanden sich die beiden Schreihälse wieder in Menschengestalt vor und wollten lieber keinen weiteren Schritt auf diesen Gott zu tun.

Nach einer Weile hatten sich die Wikinger im Gemeinschaftshaus eingenistet. Hicks hatte einen großen Pott Fischsuppe aufgesetzt, der langsam ausgeschenkt wurde. Die Wikinger hatten sich mit etwas im Magen schnell beruhigt. Hicks, Loki und Heidrun hatten sich mit an einen Tisch gesetzt, als die Frage aufkam. „Wo ist denn eigentlich Valka hin?" – „Ja, Mutter ist wie vom Erdboden verschluckt." Haudrauf spuckte dabei fast seine Suppe über Tisch. „Valka, deine Mutter ist hier?" – „Ja, schon seit 2 Jahren." Haudrauf wusste nicht was, er sagen sollte und dann auf einmal stand eine Frau am Eingang des Hauses, die er glaubte, erst in Walhalla wieder sehen zu können.

A Viking and his DragonWhere stories live. Discover now